Schatten der Lust
haben wir ihm seine vier Unsterblichen gegeben.«
»Fünf«, korrigierte Leda. »Kali hat gesagt, es müssen fünf sein. Nur mit ihnen allen zusammen geht es.«
»Ja, wahrscheinlich«, stimmte Amber zu, »selbst mit dem wahnsinnigen Tain verkörpern sie zu fünft eine ungeheure Macht.«
Leda fuhr fort: »Fünf Krieger. Fünf Elemente. Fünf Hexen. Ich bin Luft, Lexi ist Feuer, Amber ist Erde und Christine Wasser.«
»Das macht nur vier«, korrigierte Amber. »Wo ist die fünfte Hexe? Wer steht für Akasha?«
»Samantha«, antwortete Leda.
Die anderen drei starrten sie entgeistert an. Ambers braune, Christines blaue und Lexis silbergraue Augen waren auf sie gerichtet.
Lexi sagte als Erste etwas. »Samantha, die Halbdämonin, die verschwunden ist?«
»Hunter wollte sie aus einem bestimmten Grund hierhaben«, erklärte Leda. »Und es würde mich nicht überraschen, wenn sie sie mit durch den Riss genommen haben.«
»Aber wieso?«, fragte Lexi. »Mac, Pearl und Ricco, sogar Mai, sind mächtiger als eine Halbdämonin, die keine besonderen Fähigkeiten besitzt.«
»Ich behaupte auch gar nicht, dass ich alles verstehe, was in Hunters Kopf vor sich geht, aber ich bin sicher, dass er wusste, was er tat.«
Lexis Wolfsaugen funkelten. »Ich glaube, du bist genauso verrückt wie Hunter.«
»Mag sein.« Leda spreizte die Hände. »Aber die Göttinnen schickten mir den Traum erst, nachdem Darius angekommen war, als alle vier Unsterblichen zusammen sein konnten. Es gibt etwas, das jeder von ihnen und jede von uns machen muss.«
»Ja, das denke ich auch«, pflichtete Amber ihr bei.
Christine nickte ebenfalls, immer noch nachdenklich. »Kann es Zufall sein, dass wir alle uns fast gleichzeitig in einen Unsterblichen verliebt haben?«
Tatsächlich schmunzelte Lexi nun zum ersten Mal. »Ich glaube kaum, dass das Zufall war. Es liegt einfach an ihnen.«
»Ja, das dachte ich ebenfalls«, sagte Leda.
Amber lächelte versonnen, als erinnerte sie sich an etwas sehr Schönes. »Wer kann schon einem umwerfenden Krieger widerstehen, der einem zur Rettung eilt? Wir hatten nicht den Hauch einer Chance.«
Die anderen stimmten ihr stumm zu, und auf einmal schienen alle tief in Gedanken versunken.
»Und jetzt müssen wir sie retten«, nahm Lexi schließlich ernst den Faden wieder auf. »Wir bündeln unsere Talente und folgen ihnen. Was schlägst du vor, Leda? Hast du schon eine Idee, wie wir vorgehen wollen?«
»Das ist leicht«, antwortete sie, obgleich ihr Herz ziemlich unangenehm pochte. »Wir beschwören einen Dämon und nutzen seine Todesmagie, um den Riss zu öffnen.«
Am selben Abend kam es erneut zu einer Diskussion, nachdem Leda alles in dem Baumkreis vorbereitet hatte. Diesmal waren alle aus dem Haus versammelt, einschließlich Ricco, der vor kurzem erst aufgestanden war.
Er hatte die vorherige Nacht größtenteils damit verbracht, sich unter den Vampiren in Seattle umzuhorchen. Wie er angewidert berichtete, stand es hier nicht besser als in Manhattan: Die Vampire teilten sich in Gruppen für und gegen Kehksut. Jede Nacht kam es zu erbitterten Schlachten, und langsam, aber sicher wurden die Kehksut-Anhänger stärker.
Valerian schnaubte, nachdem Ricco fertig war. »Mann, muss das übel sein, wenn sogar ich anfange, mir zu wünschen, dass
Vampire
aufräumen! Ich hasse Vampire!«
»Ich weiß«, entgegnete Ricco kühl. »In der Stadt nennen sie dich schon den Zerstörer.«
Valerian strahlte. »Tatsächlich? Den Zerstörer? Wow, vielleicht lasse ich mir ein paar T-Shirts drucken!«
»Wie niedlich, Schnucki!«, scherzte Sabina.
Leda malte ihren Kreis auf der kleinen Baumlichtung an der Stelle, die der Mond bei seinem Höchststand erreichen würde, während die anderen außerhalb zusammenstanden und weiterredeten.
»Todesmagie hat meine Schwester umgebracht«, sagte Amber beklommen.
Leda richtete sich auf, um den Kreisumriss mit ihrem langen Zauberstab nachzumalen. »Ich werde keine Todesmagie ausführen – jedenfalls nicht richtig. Aber diese Schranken zwischen den Wirklichkeiten, die ›Risse‹, wie Hunter sie nannte, können am ehesten von Dämonen durchdrungen werden. Seit zwei Wochen versuchen wir es vergebens mit Singzaubern und Lebensmagie. Samanthas Vater konnte eine kleine Blase öffnen, um ihre Mutter zu befreien. Ich wette, dass Hunter Samanthas Dämonenmagie benutzt hat, damit sie hineinkonnten. Fury, der Bocca-Dämon, machte den Riss für Darius auf, seither ist Fury kotzübel. Wahrscheinlich hat
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