Schatten der Lust
der Lebensmagie bewahrten. Sie zusammen waren so mächtig, dass sie mühelos eine Vernichtung der Welt durch Todesmagie aufhielten. Und die Welt wäre sein, die Welt von Kehksut.
Er hätte vier Krieger wie Tain, die er foltern und in seiner weiblichen Gestalt vergewaltigen konnte. Wie schön!
Tain, der sich sonst wohin zurückgezogen hatte, um zu grübeln, trat aus den Schatten. Nicht einmal Kehksut konnte ihn in seinem Wahn noch ganz kontrollieren, und er hatte keine Ahnung, wohin Tain in letzter Zeit immer häufiger verschwand.
Nun trug er wieder sein Kettenhemd und den blauen Wappenrock mit dem aufgestickten Pentagramm. Dieser Aufzug schien ihm zu
gefallen, obwohl das Pentagramm beim letzten Mal, als er den Rock in der Wirklichkeit angehabt hatte, zerrissen und blutig
gewesen war.
Tain betrachtete seine Brüder ruhig. Seine blauen Augen wanderten über jeden Einzelnen von ihnen wie über Statuen in einer Ausstellung. Prompt wechselte Kehksut in seine weibliche Form, denn er fühlte, wie er erregt wurde.
»Sie sind alle hier, mein Liebster.« Sie ging zu ihm und legte ihre Hände auf seine Brust. Von seinem festen wunderschönen Körper konnte sie nie genug bekommen. »Jetzt kannst du sterben.«
Sein Kuss erweckte ihre Lust erst recht. »Ja«, flüsterte er, »endlich werde ich frei von ihnen sein!«
»Beinahe.« Sie berührte sein rotes Haar, dessen Flammenfarbe ihr besonders gefiel und das sich wie Rohseide anfühlte. »Lass mich dich noch einmal nehmen, dich noch ein letztes Mal in mir haben!«
Tain sah sie ungerührt an, worauf Kehksut vor Verlangen erschauderte, wenngleich sie etwas unsicher wurde. Sie und ihr maskulines Ich hatten ihren Job ein bisschen zu gut gemacht, dachte sie. Tain war dem Wahn zu weit verfallen.
Wortlos stieß Tain sie weg. »Fort von mir, du Dreck!«, sagte er ruhig, wandte sich ab und ging zurück in die Dunkelheit.
Erstaunt blickte Kehksut ihm nach und verwandelte sich in einen Mann zurück. Hier stimmte etwas nicht. Er blickte zu den vier in Licht gebadeten Unsterblichen, bemerkte, dass ihre Tattoos wie blaues Feuer glühten, und fauchte.
Dann suchte er nach der Halbdämonin, um sie zu töten. Er wollte sie in Stücke reißen, sich an ihr für die Verletzung rächen, aber er konnte sie nirgends spüren. Tain musste sie geschützt haben, und allein bei diesem Gedanken explodierte er vor Wut.
Zornig schleuderte Kehksut seine Magie auf die Unsterblichen, die jedoch nichts gegen das weiße Licht auszurichten vermochte, und nach und nach beruhigte er sich wieder. Er brauchte sie. Bald wären sie in ewiger Pein, das sollte hinreichend Rache sein.
»Und jetzt willst du sie alle im Alleingang retten?«, fragte Lexi, die angriffslustig auf der Verandaschaukel hockte und sich weigerte, ins Haus zurückzugehen.
»Nicht im Alleingang«, erwiderte Leda, »wir Hexen zusammen.« Sie hatte alle Mühe, nicht zusammenzuzucken, als die Werwolf-Kopfgeldjägerin sie mit einem furchteinflößenden Blick bedachte. Lexi dürfte die Ganoven, die sie jagte, schon mit ihren Blicken zu Tode ängstigen.
Leda hatte die anderen Hexen gebeten, sich mit ihr und Lexi zum Kriegsrat zu versammeln. Die übrigen hielten sich freiwillig heraus, obwohl Leda vermutete, dass Mac in der Küche seinen eigenen Rat mit Valerian, Mai, Sabina und Pearl abhielt. Sie bezweifelte nämlich, dass der Halbgott-Sidhe bloß im Wohnzimmer bleiben und musizieren würde. Allerdings konnte sie auch beim besten Willen nicht einschätzen, was er vorhatte.
»Okay, überlegen wir einmal«, begann Leda, die sich auf ihrem Stuhl nach vorn lehnte. »Hunter wusste, was los ist, wollte oder konnte es aber nicht erklären. Zuerst wollte der Dämon die Unsterblichen nicht alle zusammen, denn er entführte Tain allein und versteckte ihn über Jahrhunderte. Als er dann so weit war, die Teile zusammenzufügen, hat er Tain Ambers Schwester gezeigt. Aber er war immer noch nicht bereit für alle Unsterblichen, sonst hätte er den Rufzauber nicht gestört. Danach sorgte er dafür, dass Kalen, Darius und Hunter beschäftigt waren, bis die Zeit reif war.«
»Reif wofür?«, fragte Lexi. Ihre rastlose Energie war deutlich zu spüren, schon an der Art, wie sie wiederholt ihre langen Beine ausstreckte.
Die ruhigere, nachdenklichere Christine nickte. »Die Zeit, um die letzten Teile für seinen Fluch zu bekommen – einen Fluch, für den er die Unsterblichen braucht, damit er wirkt.«
Amber befingerte das Tattoo an ihrem Arm. »Und jetzt
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