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Schatten der Lust

Titel: Schatten der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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entgegen. Seine Augen flammten auf wie Hunters, als er von Kalis Magie erfüllt gewesen war, und blaue Strahlen durchschnitten die Dunkelheit. Weiße Unsterblichenenergie strömte aus ihm heraus, die über die Jahrhunderte stärker und mächtiger als Hunters geworden war.
    »Hunter!«, rief sie laut, als Tains Magie sie hochhob und ihre Sphäre wie eine Seifenblase zerplatzen ließ. »Hunter, verdammt noch mal, wach auf!«
    Tain hob sie weiter hoch. Seine Augen waren wunderschön und brannten vor Magie. »Ich will dir nicht weh tun, kleine Hexe, aber du musst das verstehen. Die Welt ist ein schrecklicher Ort, und sie muss untergehen. Lass uns sterben, damit wir unseren Frieden finden!«
    »Sie hat dir den Geist verwirrt!«, schrie Leda. Sie hing mitten im Nichts, hoch genug, dass sie, sollte Tain sie loslassen, sich alle Knochen brechen würde, wahrscheinlich tot wäre. »Hör nicht auf sie! Befrei deine Brüder! Lass dir von ihnen helfen!«
    Tain lächelte traurig. Zugleich schien seine Kraft weiter anzuschwellen. »Du verstehst nicht, wie es ist, ein Unsterblicher zu sein. Die Jahrhunderte, die Einsamkeit, die Leere. Wieder und wieder benutzt zu werden, dann einfach abzuwarten, bis jemand dich endlich braucht. Nie jemandem nahe sein zu können, weil die Zeit ihn dir wegnimmt. Die Zeit, der größte Feind des Unsterblichen. Wir halten das nicht mehr aus.«
    »Hast du deine Brüder vorher gefragt, ob sie sterben wollen?« Leda zeigte mit dem Finger auf die starren Unsterblichen. »Vielleicht genießen sie das Leben, das sie haben. Hast du einmal daran gedacht?«
    »Hunter liebte einst eine Frau«, erzählte Tain. »Und ich habe gesehen, was es mit ihm gemacht hat, sie zu verlieren. Er wollte sterben und konnte nicht. Unsterbliche leiden anders als Menschen, musst du wissen. Nichts lindert unseren Kummer.«
    »Dann löscht aber auch nichts die guten Zeiten aus, oder?«, entgegnete sie verzweifelt. Unter ihr am Boden kauerte der Grottendämon, wimmernd und zitternd.
    Tain sprach weiter, als hätte er sie gar nicht gehört. »Kalen wurde mit Bewusstlosigkeit gestraft, weil er den Letzten des Volkes getötet hatte, das er schützen sollte. Und als er endlich freikam, vergeudete er seine Zeit mit Kunst und Frauen. War er glücklich? Oder war Darius glücklich, der von seiner selbstsüchtigen Mutter-Göttin in Ravenscroft eingesperrt war? Oder Adrian, der seinen Kummer in Dekadenz ertränkte? Sie haben nichts. Warum sollen sie nicht sterben?«
    »Weil wir sie lieben«, antwortete Leda. »Christine, Amber, Lexi und ich, wir lieben sie. Gib uns die Chance, es zu beweisen und ihnen ihren Kummer zu nehmen!«
    Tain runzelte die Stirn und ließ Leda ein kleines Stück herunter. »Es ist Unsterblichen nicht vergönnt, sich zu verlieben.«
    »Hier geht es auch nicht darum, ob
sie
sich verlieben. Es geht darum, dass
wir
sie lieben. Bitte, Tain!«
    »Du irrst dich, kleine Hexe«, wies er sie ab. »Wenn du sie sterben siehst, wirst du begreifen, dass mein Weg der bessere ist.«
    Samanthas Stimme erklang aus der Dunkelheit. »Oder du könntest sie aufwecken und selbst entscheiden lassen. Nicht dein Wunsch allein ist entscheidend.«
    Leda fühlte, wie sie noch ein Stück tiefer schwebte, als Tain an ihr vorbei zu der Frau sah, die aus den Schatten trat. »Du hast sie hereingelassen«, folgerte er, und ein quälender Gedanke schien ihm zu kommen. »Du hast dich vor mir in der Dunkelheit versteckt, und ich ließ dich, weil du unschuldig warst. Wer bist du, mich jetzt herauszufordern, obwohl du sogar noch schwächer wirst?«
    »Ihr Name ist Samantha«, antwortete Leda beunruhigt.
    Tain beäugte Samantha mit geneigtem Kopf. »Ihre Aura ist seltsam. Dunkel. Sie ist …«
    »Halbdämonin«, half Samantha ihm aus. »Dieser Unsterblichenblick geht mir langsam auf die Nerven, als sei ich etwas Ekliges, in das sie hineingetreten sind!«
    Tain betrachtete sie weiter, wobei Leda noch ein bisschen tiefer sank, weil er abgelenkt war. »Du bist nicht wütend«, sagte er zu Samantha. »Du hast Angst.«
    »Und ob! Ich habe sogar eine Scheißangst. Aber durch meine Adern fließt Dämonenblut. Das heißt, ich kann eine ganz schön lange Zeit leben und wahrscheinlich eine Menge Verluste durchmachen. Aber weißt du was? Ich will trotzdem leben, und vielleicht geht es deinen Brüdern genauso!«
    Tain schüttelte den Kopf. »Sie sind freiwillig gekommen. Sie verstehen es jetzt.«
    »Sind sie nicht!«, schrie Leda ihn an. »Kalen wurde gegen seinen Willen

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