Schatten der Lust
dabei lächelte. Dieses schlichte Vergnügen würde er nie wiederhaben können.
Er knurrte vor Schmerz und Enttäuschung, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in den Schatten.
Samantha sah ihm nach, immer noch zusammengekauert. Tain hatte sie nicht angesehen. Er schien fasziniert von den Unsterblichen,
die regungslos im Licht standen.
Sie streckte ihre verschwitzten Hände aus. Die Unsterblichen waren gefährlich, doch sie spürte, dass Tain der gefährlichste von allen war. Er war wahnsinnig und unberechenbar, und hätte er sich umgedreht und sie in der Dunkelheit bemerkt, war nicht einzuschätzen, was er mit ihr getan hätte.
»Unsterbliche!«, flüsterte sie. »Und ich dachte, Dämonen seien schlimm!«
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Kapitel 22
L eda wachte auf und blickte lange Zeit stumm an die Decke. Draußen regnete es, wie so oft dieser Tage, und das Fenster war grau. Sie hörte Geräusche von unten. Alle standen auf, aber sie blieb liegen, die Augen zur Decke gerichtet. Sie fühlte sich erhitzt und müde.
Hunters letzte Worte in ihrem Traum gingen ihr durch den Kopf, und sie erinnerte sich an seine Finger auf ihren Lippen. Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihren Bauch und fragte sich, ob das magische Flattern dort bedeutete, dass sie Hunters Kind in sich trug. Aber das konnte sie nicht wissen. Sie musste weiter abwarten.
Schließlich warf sie die Bettdecke beiseite und zwang ihre müden Knochen aus dem Bett. Ob im Traum oder real, mit Hunter zu schlafen forderte offenbar stets seinen Preis.
Unten bereitete Pearl Frühstück für eine ganze Armee vor und knurrte jeden mürrisch an, der ihr im Weg war. Leda hatte Ambers Dusche laufen gehört, als sie an deren Zimmer vorbeikam, aber keine Geräusche aus Mais oder Macs Zimmer. Ricco hatte erwähnt, dass er sich nachts in der Stadt umsehen wollte. Entweder war er leise zurückgekommen, oder er versteckte sich irgendwo anders vor dem Tageslicht.
»Hi, Darius«, grüßte Leda, als sie in die Küche kam. Valerian griff um Pearl herum nach einem Becher in dem Regal, was ihm einen vernichtenden Blick eintrug. Er schenkte Leda Kaffee ein und schob ihn ihr hin, während Darius sie finster musterte.
»Du siehst furchtbar aus«, bemerkte der Unsterbliche.
»Sehr charmant, Dar!«, tadelte Lexi.
»Ich meine, sie sieht aus, als hätte sie einen Kampf hinter sich.«
»Ich habe schlecht geschlafen«, gestand Leda. »Ich hatte wirre Träume, und ich kann sie jetzt nicht alle erzählen. Darius, du musst deinen Brüdern nach. Du musst bei ihnen sein. Es müssen fünf von euch zusammen sein.«
Darius lüpfte die Brauen ein wenig. Inzwischen hatte Leda sich an diesen Unsterblichenblick gewöhnt, grün und durchdringend bei Hunter, dunkel und verschlossen bei Adrian. Die Augen sagten ihr, dass hinter der »Ich bin bloß ein muskulöser Krieger«-Fassade ein uraltes Wesen lauerte, das unglaubliche Dinge gelernt hatte, während es die Jahrhunderte vorüberziehen sah.
»Fünf«, wiederholte er.
»Fünf Krieger, fünf Zacken des Sterns. Nein, frag mich nicht, was das heißt! Ich habe keine Ahnung.« Leda sah zu Lexi und stutzte. »Sie hat sich aber geirrt. Sie sagte ›fünf Hexen‹, und es gibt nur vier von uns.«
»Sie?«,
fragte Lexi, die Leda offenbar für ebenso verrückt hielt wie Darius. »Wer
sie?
«
»Kali.«
»Kali war letzte Nacht bei dir?«, fragte Darius, dessen ganze Aufmerksamkeit Leda galt. Dabei flackerte die Magie durch seinen Körper, dass es, gelinde gesagt, beängstigend war. »Worüber sprach sie?«
»Alle Göttinnen waren da, und sie haben unterschiedliche Sachen gesagt.« Leda schloss die Augen, um die verschwommenen Bilder zurückzuholen. Dass sich währenddessen dauernd Bilder von Hunter, seinen Händen und seinen brennenden Lippen in den Vordergrund drängten, half nicht unbedingt.
»Das ist schwer zu beschreiben«, fuhr sie fort. »In dem Traum war alles ganz klar, aber jetzt ist es irgendwie verwischt. Auf jeden Fall musst du zu ihnen gehen.«
»Und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen?«, fragte Darius. »Ich winke einfach und rufe:
Hallo, Dämon, hier bin ich. Nimm mich!
«
Leda schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Sie haben mir nicht direkt klare Anweisungen gegeben.«
»Das tun Göttinnen nie«, brummte er. »Und wenn, dann verraten sie einem nicht, warum man was machen soll.«
Mit einer liebevollen wie beschützenden Geste legte Lexi eine Hand auf seine starke Schulter. »Und wie kommst du darauf, dass wir Darius je
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