Schatten der Lust
steigst, lasse ich dich vielleicht am Leben«, sagte er streng.
Die Frau erstarrte und sah ihn unsicher an. Natürlich wusste sie, was er meinte, denn ihre dunklen Augen verrieten ihre wahre Natur.
»Hunter, was tust du da?«, fragte Leda erschrocken. »Das ist Samantha Taylor. Sie arbeitet bei der paranormalen Polizei. Wir lernten uns vor ein paar Jahren kennen, als sie in einem Fall ermittelt hat, bevor ich aus dem Hexenzirkel austrat.«
Hunter musterte Samantha von oben bis unten. Er sah dasselbe wie Leda: eine junge Frau in den Zwanzigern mit schulterlangem dunklen Haar und einem durchtrainierten Körper. Was Hunter außerdem sah, Leda hingegen nicht, war die Todesmagie, die sie umgab, jener finstere Schimmer, der ihm sagte, dass sie nicht rein menschlich war.
Samantha hielt seinem Blick trotzig stand, auch wenn Hunter nicht entging, dass sie Angst hatte. Zwar konnte sie nicht wissen,
wer er war, doch sie ahnte zweifellos etwas.
»Dämon«, raunte Hunter.
Leda öffnete den Mund, sagte aber nichts. Sie hatte es also nicht gewusst. Kein Wunder! Samanthas Dämonenaura war schwach. Wahrscheinlich blieb sie den meisten Menschen verborgen, nicht jedoch Hunter, der den Großteil seines Lebens Dämonen gejagt hatte. Und so spürte er auch, dass sie ein niederer Dämon war, kein ewiger.
»Halbdämon«, entgegnete Samantha, »meine Mutter war so menschlich wie Leda. Und was bist
du?
«
»Davon hast du nie etwas erwähnt«, platzte Leda dazwischen.
Samantha blickte sie unglücklich an. »Ich dachte, du wüsstest es und seist nur zu höflich, um es anzusprechen. Wieso bin ich wohl sonst so erfolgreich darin, Dämonen aufzuspüren und zu verhaften?«
Leda wandte sich zu Hunter. »Das stimmt. Der Zirkel hat ihr vor ein paar Jahren geholfen, einen besonders widerlichen Dämon zu finden, der mehrere Morde beging. Er war sehr mächtig, aber wir konnten ihn fesseln. Ohne Samantha allerdings hätten wir ihn nicht überwältigt.«
»Was willst du hier?«, fragte Hunter misstrauisch, der immer noch sein Schwert auf sie richtete. »Noch einen Dämon fangen helfen?«
»Nein, ich brauche Hilfe bei der Suche nach meiner Mutter.« Samantha sah Leda an. »Sie ist verschwunden. Ich war beim Hexenzirkel des Lichts und habe ihnen gesagt, dass ich eine Hexe brauche, die mit Todesmagie umgehen kann. Und sie schickten mich zu dir.«
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Kapitel 6
L eda bemerkte, wie Hunter innehielt, auch wenn er sein Schwert nicht herunternahm. Er war bereit, Samantha zu töten, und sollte er es tatsächlich tun, könnte Leda ihn nicht aufhalten.
Als Hunter ihr gesagt hatte, er wäre das Gefährlichste, was sie je gesehen hatte, hatte sie ihm nicht ganz geglaubt. Sein träges Lächeln, die verführerischen grünen Augen sowie die Art, wie Mukasa und Taro auf ihn reagierten, hatten sie fast vergessen lassen, welche Macht er besaß.
Zu ihr und den Tieren war er unglaublich sanft gewesen; er hatte nicht einmal Valdez’ Männer getötet, als sie Mukasa entführen wollten, und sie waren wirklich übel. Stattdessen hatte er mit ihnen gespielt und sie geradewegs in die Arme der Polizei getrieben, sie aber nicht verletzt.
Sie waren auch menschlich
, dachte sie. Jetzt hingegen sah sie die Kälte in seinen Augen. Fort war der lachende, dreiste, beinahe jungenhafte Mann. An seine Stelle war der Unsterblichenkrieger getreten, und sie war im Begriff, sich zwischen ihn und seine Beute zu stellen.
Leda holte tief Luft und trat einen Schritt vor, so dass sie Hunter den Weg blockierte. »Was immer Samantha sein mag, sie ist meine Freundin. Ich lege meine Hand für sie ins Feuer.«
»Sie ist ein Dämon, Leda!«, entgegnete er. »Sie kann andere besser blenden als jeder Vampir, und sie will, dass du Mitleid mit ihr hast.«
»Wenn ich blenden wollte«, widersprach Samantha ihm, »wüsstest du gar nicht, dass ich ein Dämon bin. Ich hätte dich meine Todesmagie nicht sehen lassen. Aber ich verberge nichts vor dir.«
»Sie soll uns wenigstens erzählen, was los ist«, verlangte Leda, die betont ruhig blieb, wie sie es bei einer Großkatze machte, deren Vertrauen sie gewinnen wollte. »Ich will hören, was sie zu sagen hat!«
Hunter blickte ihr eine Weile schweigend in die Augen, und Leda erkannte eine Wut in ihm, die uralt und beinahe mit Händen zu greifen war. Darüber hinaus sah sie, wie viel Kraft es ihn kostete, sich zu beherrschen, sie nicht beiseitezustoßen und Samantha umzubringen. Er tat es für sie.
Endlich nahm er sein Schwert ein Stück
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