Schatten der Lust
paranormalen Polizei, und du hast gerade gegen ungefähr fünfzehn Vorschriften und drei Gesetze verstoßen. Leda, ruf doch schon einmal Verstärkung, ja?«
»Die Parapolizei!«, höhnte der Dämon. »Diese Jungs haben wir in der Tasche. Warst du verreist oder was? Die Polizei steht auf unserer Seite.« Er zog eine Pistole aus seiner Lederjacke. »Runter mit den Zauberschilden, dann bestrafe ich dich vielleicht weniger hart, als du es verdienst!«
Ledas Herz klopfte wie verrückt. Sie hatten es mit einem außer Kontrolle geratenen Dämon zu tun, dem die Gesetze nichts mehr bedeuteten, die ihm verboten, Menschen vollständig auszusaugen. Die Schutzzauber konnten Kugeln nicht stoppen, denn Leda war nicht imstande, einen Schild zu errichten, wie Hunter ihn gegen Valdez’ Leute heraufbeschworen hatte. Entfernte sie die Schutzzauber, waren Samantha und sie leichte Beute. Tat sie es nicht, könnten sie beide sterben.
Der zweite Dämon trug ebenfalls eine Waffe, die er auf Leda richtete. »Komm zu Papa!«, raunte er.
Leda konzentrierte sich auf die Magie tief in ihrem Innern und malte im Geist flammenhelle Runen. Falls sie die Dämonen berühren konnte, würde sie die beiden ernstlich verletzen – vorausgesetzt, sie erschossen sie nicht vorher.
»Na, na, na!«, mahnte eine dritte Stimme aus der Dunkelheit. »Was haben wir denn hier?«
Das war nicht Hunter. Der sanfte, kultivierte Tonfall war erfüllt von einer über Jahrhunderte gewachsenen Stärke und Sicherheit – und barg eine beängstigende Menge an Todesmagie.
Ein Ewiger
, dachte Leda.
Aber kein Dämon.
Ein Mann trat in den Lichtschein. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug, einen eleganten Ledermantel und schwarze Lederhandschuhe. Sein dunkles Haar war zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden, und er hatte ein kantiges schönes Gesicht mit hohen Wangenknochen. Obwohl die Sonne bereits hinter den Wolken am Horizont untergegangen war, hatte er eine Sonnenbrille auf.
Leda fühlte die Todesmagie, die von ihm ausging und die ohnehin schon finstere Luft noch mehr eintrübte. Wer immer das sein mochte, er war sehr, sehr mächtig. Sterbliche und weniger todesmagische Wesen hätten keine Chance, sollte er auch nur ein Zehntel der Dunkelheit herauslassen, die Leda an ihm wahrnahm.
Der erste Dämon zischte: »Hau ab, Vampir! Das ist unsere Beute. Alles hier gehört Eidja.«
»Nicht mehr«, entgegnete der Vampir. Erst jetzt bemerkte Leda mehrere andere Vampire, die im Schatten hinter ihm standen, alle schwarz gewandet. Von ihnen jedoch ging eine andere Todesmagie aus, eine Gier nach Blut und Sex, die jene der Dämonen noch weit übertraf. »Ich habe Eidja vor zehn Minuten getötet. Das ist also meine Straße.«
Dem ersten Dämon wurde sichtlich unbehaglich zumute, während der zweite erblasste, herumfuhr und dem Vampir in die Brust schoss.
Dieser aber wandte ihm lediglich sein Gesicht zu ihm und sah ihn an. Dann streckte er eine Hand aus, worauf die Pistole des Dämons aus dessen Fingern und zu dem Vampir flog. In dessen lässigem Griff lösten sich Teile der Waffe ab und rieselten auf den Fliesenboden.
Sogleich schwächte sich die dunkle Magie ab, die über dem Haus lag, und Samantha war geistesgegenwärtig genug, um rasch die Tür zuzuknallen und zu verriegeln. Dann rannte sie zum Telefon, während Leda Runen auf den Türrahmen malte und den stärksten Schutzzauber sang, den sie kannte. Von draußen hörten sie das Geräusch brechender Knochen und die entsetzlichen Schreie der Dämonen.
»Verflucht!«, brüllte Samantha ins Telefon. »Was ist mit euch los?«
Nach einem lauten Klicken in der Leitung starrte sie entgeistert zu Leda, den Hörer in der Hand. »Mein Captain befiehlt mir, nicht zu kämpfen«, erklärte sie matt. »Er ordnet an, ich solle tun, was die Vampire sagen, und sie schickten keine Streifen mehr raus.« Ihr Schock wandelte sich in Wut, und sie knallte den Hörer auf. »Das heißt, dass die Gangs tun und lassen können, was sie wollen!«
Das Geschrei vor der Tür wurde zu einem Gurgeln, danach war alles still. Einen Moment später klopfte es an der Tür.
»Na super!«, stöhnte Samantha. »Was ist schlimmer: zwei Dämonen mit Knarren oder fünf Vampire ohne?«
Das zu entscheiden erübrigte sich, denn nun öffneten sich die drei Sicherheitsriegel an Samanthas Haustür von selbst, bevor die Tür aufschwang. Eine Welle schwarzer Magie strömte herein, und im Türrahmen stand der Vampir im Ledermantel.
»Das Ungeziefer ist
Weitere Kostenlose Bücher