Schatten der Lust
fragte Samantha hörbar frustriert.
»Leider nein, doch auf jeden Fall hat sie sich gewehrt.« Als sie Samanthas enttäuschten Gesichtsausdruck sah, fügte Leda rasch hinzu: »Was ich tun kann, ist, mir alles magisch anzusehen, zu prüfen, ob ich Schatten entdecke. Falls etwas Furchtbares passiert ist, hat es Schwingungen und negative Energie hinterlassen, die man erkennen kann, eine Art Aura im Raum. Ereignisse prägen sich Orten ein. Darum glauben Menschen, dass es in ihren Häusern spukt. Was sie fühlen, sind meist keine Geister, sondern Überreste eines schrecklichen Geschehens.«
Samantha nickte. »Was brauchst du für den Zauber?«
»Weihrauch und ein Windspiel. Meine Magie ist luftgebunden, also funktioniert sie am besten, wenn ich Symbole benutze, die dem Element nahe sind. Ich habe alles dabei. Wenn du willst, kann ich sofort anfangen.«
Samantha sackte aufs Sofa, das quer durch das Zimmer geschoben worden war. »Tut mir leid, Leda, ich wollte nicht zickig sein. Ich habe bloß entsetzliche Angst. Falls du erst einmal Schlaf brauchst, leg dich lieber vorher hin. Meine Mutter sagt immer, eine Hexe dürfe keine starke Magie wirken, wenn sie nicht vollkommen ausgeruht ist. Sie ist da sehr vorsichtig.«
»Nein, die Spuren werden mit der Zeit schwächer«, entgegnete Leda. Sie holte sich ihre Umhängetasche, die sie an der Tür abgestellt hatte. »Obwohl ich nichts gegen ein kurzes Nickerchen hätte. Wir sollten allerdings hierbleiben, falls es dir nicht zu viel wird. Schon die Luft im Haus zu atmen hilft mir, die Bilder zu rekonstruieren.«
»Klar, kein Problem.« Samantha blickte sich finster um. »Meine Mutter liebt dieses Haus. Ich habe den Großteil meiner Kindheit hier verbracht.«
Es war ein klassischer Altbau, wie man sie in Pasadena häufig sah, mit stuckverzierten Decken und Wänden, einem gefliesten Innenhof im spanischen Stil mit einem Springbrunnen und Bogentüren. Unten gab es einen luftigen offenen Wohnküchenbereich, zwei Schlafzimmer und ein Bad. Hinter der Küche führte eine sanft gewundene Treppe in den ersten Stock hinauf, wo sich zwei große Schlafzimmer befanden.
Die oberen Zimmer waren sauber und ordentlich, wie Leda feststellte. Hier fanden sich keine Spuren der Verwüstungen, wie sie sie unten gesehen hatte. Wer immer in dieses Haus eingedrungen war, was immer geschehen sein mochte – niemand war die Treppe hinaufgegangen.
Das eine Zimmer gehörte Samanthas Mutter. »Das andere war mein Zimmer«, erklärte Samantha. »Nachdem ich ausgezogen war, haben wir es zum Gästezimmer umfunktioniert, aber ich schlafe nach wie vor hier, wenn ich länger bleibe. Du kannst es nehmen.«
Die beiden Frauen standen auf dem schmalen Flur, in dem das einzige Möbelstück ein spanischer Kleiderschrank mit aufwendigen Schnitzereien war. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mich lieber im Zimmer deiner Mutter hinlegen. Alles, was ich an Aura aufnehmen kann, hilft mir, ein klares Bild von ihr zu bekommen.«
Samantha sah nicht glücklich aus, stimmte aber zu. Sie folgte Leda in das Zimmer und setzte sich auf die Bettkante. »Hunter wird dir nachkommen.«
»Nein, er würde Mukasa und Taro nie allein lassen. Tiere sind ihm wichtiger als Menschen.«
Leda fühlte sich ein bisschen mies, weil sie ihn hinterging, doch sie wollte auf keinen Fall auf der Insel gefangen sein, und ganz sicher hätte er sie mit einem undurchdringlichen Schild versehen können. Dann hätte sie dort festgesessen, bis er sie wieder freiließ. Zum Glück war er nach dem Sex zu benommen gewesen, um zu bemerken, wie sie Luft in ihren Fingern einfing und ihn mit dem Schlafzauber belegte. Dass sie es überhaupt konnte, wunderte sie, andererseits war er eben sehr abgelenkt gewesen.
Samantha beäugte sie skeptisch. »Er wird sich etwas ausdenken. Glaub ja nicht, bloß weil du mit ihm schläfst, kannst du sicher sein, dass er dir nichts tut! Er ist ein Killer – das habe ich in seinen Augen gesehen.«
Leda öffnete ihre Tasche und begann, ihre Sachen auszupacken: Kräuter für den Weihrauch, Mörser und Stößel, Weihrauchgefäß. »Und gleichzeitig schlummert etwas unglaublich Sanftes in ihm.«
Wovon Samantha weniger überzeugt war. »Wie lange kennst du ihn?«
»Seit gestern.«
Seit er in mein Leben gestürmt ist und das Kommando übernommen hat.
»Tja, es geht mich ja nichts an, aber er ist gefährlich, viel gefährlicher, als ich es jemals sein kann. Sei vorsichtig!«
Bevor Leda antworten konnte, wurden sie von einem
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