Schatten der Vergangenheit (German Edition)
wieder leer war.
„Dann irren wir beide vielleicht durch diese dunklen Wälder. Keine schöne Vorstellung“, kicherte David.
„Nein. Wahrlich nicht. Aber ich kann dich in dein Hotel bringen, sofern es in der Nähe ist“, bot Alessandro an, stand auf und warf einige Pfundnoten auf den Tresen.
„Stimmt so.“ sagte er zu dem Wirt.
Hotel? Das war eine gute Idee, aber er kannte sich hier nicht aus. Er hätte seine Sekretärin anrufen können oder seine persönliche Assistentin, aber es war beinahe elf Uhr abends und bereits Mitternacht in Paris. Beide hätten ihm das sicher übel genommen, zumal er beide sehr oft nervte, auch wenn er das vor ihnen nicht eingestand. Aber er war nicht unsensibel, er wusste, dass seine Angestellten ihn manchmal ohnehin hassten, weil er sie antrieb und unter Druck setzte.
„Ich habe keine Ahnung, wo ich übernachten werde“, gestand David und strich sich mit seinen Fingern durch seine braunen, kurzen Haare.
„Und ich dachte immer, ich sei unorganisiert“, murmelte Alessandro. „Ich bin normalerweise überhaupt nicht unorganisiert“, protestierte David schwach.
„Es ist jetzt zu spät, um etwas zu suchen, aber du kannst bei mir schlafen, wenn du möchtest?!“
Er kannte den Typen zwar nicht, aber wie ein Mörder sah er nicht aus, dachte David. Außerdem wog er selbst sicher um die fünfzehn Kilogramm mehr als der englische Argentinier – und wie hieß der Spruch noch, böse Menschen haben keine Lieder!
„Danke, ich suche mir morgen etwas für die nächsten zwei Tage.“ „Zwei Tage?“
„Meine Firma macht auch die Security für dieses Poloturnier, das am Wochenende startet.“
Das hatte doch einen Namen, warum hatte er sich den nicht gemerkt - wie ein Tennisspiel, Wimbledon war es nicht, so viel war sicher. Warum soviel Trara um ein Polospiel gemacht wurde, wo nicht mal die Königin anwesend war, wusste auch David nicht. Das andere Problem war der Einbruch in das Schloss von einem Landsmann, hier verstand er die Angst. Wimbledon war es sicher nicht, das war viel früher und in London.
„Wenn das so ist, dann kannst du auch bleiben.“ „Ist deine Wohnung groß genug?“ fragte David misstrauisch.
„Ja, ein Bett finden wir für dich...“ Ein Bett? Was für ein Bett? Aber David konnte nicht wählerisch sein, nicht heute. Morgen würde er sich eine andere Unterkunft suchen.
David bezahlte seine Biere und stand nun ebenfalls auf. Alessandro ging bei Pit vorbei, in einer Hand seine Gitarre und klopfte dem alten Mann auf die Schulter.
„Hallo könntest du schon sagen“, sagte er zu ihm leise.
„Schön, dass du wieder zurück bist, Junge.“ Pitt, der vernarbte Alte grinste über das ganze Gesicht. Er schien sich wirklich zu freuen, Alessandro wieder zu sehen.
„Nicht für immer...“ Pitt schüttelte den Kopf. „Wir haben dich hier vermisst.“ „Und lügen konntest du noch nie.“
Der alte Mann lachte laut auf. David blieb an der Tür stehen und wartete auf Alessandro, der noch immer mit dem alten Mann sprach. Der Mann mit dem vernarbten Gesicht schien Alessandro tatsächlich gut zu kennen, denn die zwei unterhielten sich wie alte Freunde.
„Sehe ich dich am Sonntag?“ fragte Alessandro, schon halb abgewendet. „Sonntag…?“ fragte Pitt verwirrt. Dann fiel es ihm ein und er rief laut: „Gott, zum Teufel noch mal, Sonntag! Sag bloß...?“
Alessandro nickte auf die nicht ausgesprochene Frage.
„Junge, natürlich bin ich dort. Das Ereignis lasse ich mir nicht nehmen!“
Es war also nicht nur ein Gerücht, dass Alessandro, Lord St. Gabriel wieder da war. Ob das sein schöner Cousin schon wusste?
David wartete auf Alessandro, der sich nun endlich von dem alten Mann losreißen konnte und zu ihm kam. Er ging mit der Grazilität eines Balletttänzers, dachte David. Ob er schwul war? Alessandro erinnerte ihn an einen der Strichjungen im Bois de Boulogne. Hübsch, aber viel zu dünn und diese Ringe unter den Augen...mhm.
„Auf dem Parkplatz steht mein Auto“, sagte er und zog aus seiner Jeans einen Autoschlüssel. Er wirkte auf David nicht betrunken, eher stocknüchtern. Er schien einiges zu vertragen. David merkte seine Biere und war eigentlich froh, sich in irgendein Bett legen zu können, gleich wo sich das befand. Er hatte kein Problem mit dem Schlafen. Schon in der Armee konnte er im Sitzen problemlos einschlafen und er hatte diese Gewohnheit
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