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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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böser Scherz seines Bruders? Weiß Philippes Frau davon?“
     
    Sie hatte selbst die Eheurkunde aus Las Vegas gesehen. Der fehlte jedes offizielle Zeichen, war nicht beglaubigt und die Unterschrift von Philippe konnte keiner entziffern. Wer weiß, ob sie überhaupt von ihm war oder von seinem Halbbruder?
     
    Sie sah Paul an, der die Hände vor das Gesicht geschlagen hatte. Sie erwartete von ihm ein Eingeständnis seiner Schuld. Er saß nur da, minutenlang, regungslos. Sie wartete. Er schwieg, dann nahm er die Hände vom Gesicht und sagte: „Miss Berger, kein Wort von dem was Sie mir eben erzählt haben, verlässt diese vier Wände! Haben wir uns verstanden?“
     
    Seine Stimme war eiskalt, so wie die seines Vaters und in dem Moment überlegte Miss Berger, ob sie nicht zur Polizei gehen sollte. Wann wohl Kindesmissbrauch verjährte?
     
    „Das würde ich nie tun. Ich habe solange geschwiegen, aber ich will nicht, dass er noch mehr leidet!“
     
    Sie gab ihm eine Chance, weil sie die Hoffnung hatte, dass Paul nicht wie sein Vater war.
     
    Immer Philippe, die Welt drehte sich um Philippe, dachte Paul. War Philippe nicht einfach die Verführung in Person? Sein Vater - oh nein, Philippe war ein Kind gewesen, ein Kind war nicht schlecht, verdorben… Was sollte er nur tun? Es ging jetzt nicht nur um eine Rache, auf die er jahrelang gewartet hatte, es ging um seine Familie, seine Karriere. Was würden alle sagen, wenn sein Vater vor Gericht käme, weil er Kinder missbraucht hatte. Hatte er auch andere Kinder missbraucht, außer Philippe? Gab es davon Fotos? Er musste nochmal dieses polnische Hausmädchen anrufen, die ihm die Fotos aus dem Nachlass von Henry Junior verkauft hatte.
     
    Paul war schlecht, so übel, dass er hastig aufsprang und in das angrenzende Badezimmer lief und sich übergab. So weit zur Rache.
     
     
     

Veränderungen
     
    David Rahat hatte keinen guten Tag, er hatte genau genommen auch keine gute Woche gehabt. Zuerst hatte er den wichtigen Auftrag für seine Firma verloren, dann hatte ihn seine Freundin verlassen. Er schnaubte bei dem Gedanken an seine schwarzhaarige Ex-Freundin. Dabei hatte es mehr seinen Stolz getroffen als sein Herz. Zu guter Letzt hatte er wieder einen dieser fordernden Anrufe seines Vaters erhalten. David hatte, so wie in den letzten Jahren, wieder einen jüdischen Feiertag vergessen, aber das Gewissen seines Vaters trieb ihn dazu, immer wieder den verlorenen Sohn zurück zuholen. Es gelang ihm nicht. Genauso wenig wie es David interessierte, welches verdammte Gebot des Talmuds er nun wieder gebrochen hatte! Oder war es die Bibel? Ha, ha. Er hatte wahrlich andere Sorgen, als sich mit Gott und dessen strengen Regeln zu beschäftigen. Was hatte sein Seren immer gesagt: „Gott nützt uns auch nichts, wenn wir tot sind.“
     
    Verdammte Gina, was musste sie sich diesen Zeitpunkt aussuchen, um ihm diesen unverschämten Brief zu schreiben. „Du liebst nur eines: deine Arbeit.“ Genau das waren ihre Worte! Und wer hat eigentlich die Luxusurlaube bezahlt? Dachte diese dumme Kuh, mit ihrem Gehalt als Marketingassistentin könnten sie sich das Fünf-Sterne Ressort auf den Malediven leisten? Er war doch nur ihr zu Liebe hingefahren, dabei hasste er Sonne, Strand und Meer. Zudem funktionierte das Internet immer wieder nicht, der Telefonempfang war miserabel und somit fiel auch sein BlackBerry ständig aus.
     
    David zog seine breiten Schultern hoch und griff nach dem dunklen Bier, das vor ihm auf dem alten, abgegriffenen Tresen stand. Er sah nicht nach links und rechts – wozu auch? In diesem Landgasthaus – die Engländer nannten es Pub, soviel wusste selbst er, der kein Englandfan war - saßen doch nur komische Typen, sprachen mit einem schlimmen Akzent, wo er jedes zweite Wort nicht verstand und beäugten ihn, als wäre er ein Außerirdischer. Dabei war an ihm doch nichts auszusetzen, oder? Er trug ein dunkelblaues Hemd, das zu seinen dunkelbraunen Haaren passte und zu seiner schwarzen Jeans. Seine Schuhe waren sauber und modern und seine Lederjacke, die er achtlos über einen Stuhl geworfen hatte, war auch nicht von der Stange. Vielleicht trugen die Männer hier keine blauen Hemden?
     
    David nahm einen Schluck von dem Bier und dachte, dass er Maccabee Bier lieber mochte. Aber das hier war der falsche Ort, um das anzumerken, wo doch die Engländer so stolz auf ihr Selbstgebrautes waren. Wahrscheinlich hatte er in seiner Melancholie auch noch einen Anflug Sentimentalität

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