Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Frauen?
Er sah wieder zu Philippe. Der Mann faszinierte ihn. Trank er tatsächlich das Wasser, das ihm Alessandro hingeschoben hatte? Oder schlief er ein? Er kämpfte gegen die Müdigkeit, seine Augen fielen ständig zu. Wahrscheinlich hatte er kaum geschlafen, war aufs Pferd – Pony, so war die richtige Bezeichnung für die zu klein geratenen Tiere – gestiegen und hatte noch Unmengen Sex. Und trotzdem sah er noch immer umwerfend aus, dachte David neidvoll und sah zu Alessandro, der aus der Küche kam und ein Tablett mit Kaffee und Kuchentellern brachte. Den Kuchen trug die dicke Haushälterin, die Alessandro und Philippe wie kleine Kinder behandelte. Wahrscheinlich war Peppa so ein Art Mutterersatz für die zwei. Catarina d´Arthois hatte auf ihn nicht sehr mütterlich gewirkt, als er sie im Schloss traf und sich kurz mit ihr unterhielt.
Alessandro setzte sich neben David und reichte über den Tisch hinweg Philippe eine Tasse Kaffee. „Trink, du schläfst im Sitzen ein“, forderte er ihn auf.
„Danke für deine Fürsorge, aber deine schwarze Brühe bekomm ich nicht runter, außer mit viel Zucker und Milch.“ „Peppa, Philippe ist ein Süßer. Er möchte Zucker!“ rief Alessandro der Haushälterin nach, die wieder in der Küche verschwunden war.
Vladimir zog eine Braue hoch. Keiner, bis auf die Stallburschen, aß hier Zucker, nicht vor dem Gold Cup, aber Philippe schien kein Gramm Fett an seinem Körper zu haben und dachte auch nicht viel darüber nach, was er in sich hineinstopfte. Das Fleisch hatte er gegessen, ebenso alle Kartoffeln. Wahrscheinlich betrieb er viel Bettsport und verbrannte so die Kalorien. Mhm, wie beneidenswert! Er selbst hatte ohnehin nie einem Moment das Gerücht geglaubt, dass Lily und Philippe nichts hatten. Wer konnte schon an so einer schönen Frau vorbeigehen?! Sicher nicht Philippe.
Alessandro würde auch einige Löffel Kalorien sehr wohl vertragen, dachte Vladimir.
„Harting wird nicht erfreut sein, wenn du dich hier aufhältst“, sagte Vladimir und sah Philippe zu, wie er mit seinen langen, eleganten Fingern den Kaffee umrührte und kurz gähnte.
„Wir könnten doch heute hier bei mir üben“, schlug Alessandro plötzlich vor. Er würde es schon deshalb tun, um Harting zu ärgern. „Harting hat mir nichts zu sagen, Alessandro ist mein Cousin,“ sagte Philippe fest.
„Hinter dem Haus ist ein Polospielfeld. Alessandros Vater hat es einmal anlegen lassen. Ich kann heute noch den Nachbarn bitten, es zu mähen“, bot Philippe an. Und vielleicht auch den Rest gleich mit, dachte er, sagte aber nichts. Der Nachbar war ein netter Mann und ein guter Freund von Philippes Vater. Für ein klein wenig Geld würde er es tun.
„Ein Polofeld am Haus? Nicht schlecht. Wozu brauchte dein Vater ein Polofeld?“ fragte Vladimir ahnungslos.
Alle am Tisch, außer Gina, die auch keine Ahnung hatte, sahen ihn erstaunt an, so als wäre er ein Idiot.„Mein Vater spielte Polo, wie auch meine beiden Großväter“, sagte Alessandro kurz.
Peppa schüttelte den Kopf.
„John St. Gabriel war der beste Polospieler in Europa und der zweite Engländer mit Handicap 10!“ sagte sie stolz.
„Bis er vom Pferd fiel“, murmelte Philippe und rührte wieder in der Tasse, die so voll mit Zucker war, dass der Löffel darin stecken blieb. Er dachte an Ana, was seine liebe Halbschwester wohl jetzt trieb? Geld für Harting vermehren?
Vladimir hatte Philippes Bemerkung gehört. Solche Geschichten interessierten ihn immer. „Er fiel vom Pferd?“ fragte er nach.
„Ja. British Open, Finale. Seine Mannschaft gewann trotzdem, er fiel im letzten Chukka vom Pferd“, erzählte Alessandro emotionslos. Er kannte das Spiel, denn er hatte es Jahre später auf einer alten Videokassette gesehen, die ihm seine Mutter hinterlassen hatte.
„Fairerweise muss man sagen, er fiel nicht vom Pferd, weil er nicht reiten konnte, sondern er wurde vom Pferd geholt und bekam einen dummen Schlag mit dem Mallet ab“, erklärte Philippe, der sich das Spiel auch angesehen hatte. Lord St. Gabriel war ihr großes Idol gewesen, blond, blauäugig, mit diesem berühmten Lächeln und vor allem lebenslustig. Er hatte gelebt, als gäbe es kein Morgen. Und alles Geld durchgebracht. Alvarez hatte auch in dieser Hinsicht Recht, wenn man Kinder hatte, konnte man nicht so leben.
„Das kann passieren. Mein Zahnarzt freut sich jedes Mal, wenn ich spiele, denn dann verdient er
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