Schatten der Vergangenheit (German Edition)
wieder“, scherzte Vladimir. Alessandro lachte. „Wie meint ihr das?“ fragte David.
„Die Zähne und der Schläger vertragen sich nicht gut“, sagte Alessandro mit einem Grinsen und tippte auf seine weißen, geraden Vorderzähne, die nicht mehr seine eigenen waren.
„Aua!“ rief Gina gekünstelt auf. An dieses künstliche Lachen konnte sich Philippe nur zu gut erinnern und Gänsehaut lief ihm über den Rücken. „Das geht so schnell, das tut nicht weh. Ein Schlag auf die Nase schmerzt mehr“, meinte Philippe.
David fragte sich, ob die alle schon falsche Zähne hatten und sie deshalb so weiß glänzten oder ob sie jetzt alle übertrieben. „Ihr übertreibt, oder?“
„Ein wenig“, gab Alessandro zu. Er stand auf und ging zum Fenster. Das Speisezimmer war im Erdgeschoss. Earl hatte das Fenster geschlossen vorgefunden und mit der Nase dagegen geklopft. Niemand, außer Alessandro, hatte es gehört.
Alessandro öffnete das Fenster. „Hallo Großer. Möchtest du Zucker?“ Er streichelte die Nase des Pferdes. „Da steht ein Pferd!“ rief Gina aus, die in Blickrichtung zum Fenster saß.
Alle drehten sich um. „Tatsächlich. Ein schönes Tier“, meinte Vladimir. „Das ist Earl“, sagte Philippe und sah, dass Hengst Earl gefolgt war. Er hatte sich vom Zaun losgerissen. Alessandro fütterte seinem Pferd Zuckerwürfel.
„Es gibt Dinge, die liegen in den Genen“, sagte Philippe, der sich gut an Earl Nummer Eins erinnern konnte, der auch immer zum Fenster kam. Alessandro sah über die Schulter zu seinem Cousin. „Er ist ein schlaues Tier. Er weiß genau, dass es an diesem Fenster Süßes gibt.“
„Wie ein Zirkuspferd“, meinte David. „Ist das dein Turnierpferd?“ fragte Vladimir. „Ja, zum Springreiten“, fügte Alessandro hinzu und setzte sich auf das Fensterbrett. Das Pferd stupste ihn an. „Ich werde mit ihm ausreiten. Er braucht Bewegung.“
„Du brauchst Reitstiefel!“ rief Peppa erschrocken.
„Und das Pferd einen Sattel und ein Zaumzeug“, fügte Philippe hinzu. Hengst war nun auch am Fenster und wollte ebenfalls Zucker.
„He, willst du auch etwas?“ fragte Alessandro den Hengst. „Hengst, bettle nicht“, rügte Philippe sein Pferd scherzhaft. „Hengst? Bist du nicht mit diesem Pferd gekommen?“ fragte David. Philippe nickte.
„Mein verspätetes Geburtstagsgeschenk von meinem Vater. Leider hat das arme Pferd keinen Namen bekommen!“
Alessandro strich ihm über die Nase. „Der ist ein Vermögen wert. Ich kenne seine Mutter. Scheich Abdul hat sie vor einem halben Jahr nach Holland verkauft.“ „Ich weiß nicht so Recht, was ich mit ihm tun soll. Ich reite Ponys und keine Vollblüter“, sagte Philippe. „Verkauf ihn.“ schlug Alessandro vor. „Nein, er ist ein Geschenk. Ich werde ihn hier lassen und ab und zu reiten“, sagte Philippe.
Das arme Pferd würde von ab und zu ausreiten nicht genug Bewegung bekommen. Wenn Alessandro in England bleiben würde, dann könnte er es als zweites Pferd trainieren.
„Ach, ich werde jetzt mit Earl ausreiten“, sagte Alessandro und verschwand aus dem Esszimmer. Die anderen sahen ihm erstaunt nach.
„Er wird nicht nur einfach ausreiten, wie ein normaler Mensch. Er springt über alle Zäune“, sagte Philippe und war aufgestanden. „Das möchte ich sehen“, sagte Gina und folgte Philippe ins Freie. Die anderen kamen nach. Wer wollte nicht Alessandro auf seinem schwarzen Hengst sehen? Vielleicht sah man so den nächsten Olympiasieger?
David interessierte sich nicht wirklich für Pferde, denn die stanken - aber seine Meinung zählte nicht viel und er folgte den anderen.
Sie sahen, wie Alessandro auf das Pferd gestiegen war und eine Runde über die Koppel ritt. Dann nahm er die erste Hürde, die erste Umzäunung hin zum freien Feld. „Der fliegt förmlich“, sagte Vladimir bewundernd.
„Sieht das elegant aus“, sagte Gina. „Der kann einen Esel reiten und sieht darauf elegant aus“, meinte Philippe trocken, aber ohne Neid.
Er hatte immer Alessandros Reitstil bewundert. Alessandro war deshalb auch Turniere geritten und er hatte nur Polo gespielt, denn ihm hatte auch der Ehrgeiz in dieser Hinsicht gefehlt.
David hatte keine Ahnung ob Alessandro elegant aussah, aber reiten konnte er, soviel verstand er auch. Langsam war Alessandro nur noch eine kleine Figur in der Ferne.
„Wohin reitet er?“ fragte David, der sich wunderte,
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