Schatten der Vergangenheit (German Edition)
sehr...
Lily sah auf und sah ein Bild ihres Vaters. Eine nackte Frau mit gespreizten Beinen – was sonst! Sie musste lachen.
„Eine sehr füllige Frau mit wenig Kleidung“, meinte Billow trocken.
„Das Bild ist von meinem Vater. Er hat eine Vorliebe für Vollweiber.“
Ach ja, der Vater war der berühmte Maler August Neville, der immer nur Nackte malte. Er hatte davon gehört. Er selbst besaß kein Bild von ihm, denn soviel Geld verdiente er nicht.
„Ihr Vater lebt noch in Frankreich?“
Lily nickte und ging die Treppe hoch in den ersten Stock. Sie sah auf den Boden. Aubusson tippte sie und hob ihn an einer Ecke hoch.
„Bleibt der Teppich hier oder will Mister Harting den mitnehmen?“ fragte sie.
Philippe hätte den Teppich gerne gehabt. Ob sie ihn kaufen konnte?
„Keine Ahnung. Ich werde es mir notieren, aber er wollte alles verkaufen, so wie es ist.“
„Der Teppich ist ein Vermögen wert.“
„Meinen Sie?“ fragte Billow skeptisch.
Lily lachte.
„Mein Mann hat eine Vorliebe für Teppiche von Aubusson und aus der Manufaktur Savonnerie. Dieser hier hat einen symmetrischen Knoten und die Motive zeigen eindeutig frühes achtzehntes Jahrhundert.“
Da hatte sich Philippes langer Vortrag über diesen Teppich doch ausgezahlt, obwohl sie halb eingeschlafen war, denn jetzt konnte sie den Makler mit ihrem Wissen beeindrucken. Hatte Philippe nicht vor kurzem einen Teppich ersteigert, der aus Versailles war und ihn in ihre Wohnung in New York geschleppt? Das große Stück lag nun zusammengerollt in einer Ecke und sie hatte jedes Mal Angst, dass es zu Staub zerfallen würde. Wenn er öfters nach New York kam, brauchten sie dringend eine größere Wohnung. Vielleicht sollte sie das gesamte Haus in Soho mieten, in dem jetzt im Erdgeschoss ihre Büros und ein kleiner Ausstellungsraum untergebracht waren? Sie musste mal mit Caroline darüber reden.
„Nun, wie auch immer. Ich werde Mister Harting fragen...“
Billow war erleichtert, dass sein Mobiltelefon läutete und er entschuldigte sich kurz bei Lily mit den Worten: „Sie können doch alleine den Rest machen, oder? Ich muss telefonieren. Wir sehen uns am Parkplatz.“
Einrichtungen interessierten ihn nicht wirklich.
Lily nickte und ging weiter. Zu gerne würde sie die Frau von Harting sehen, nur um sicher zu gehen, dass es wirklich Ana war. Südseite hatte der Makler gesagt? Das war hier lang, dachte Lily und ging durch eine Doppeltüre in einen Flur, der zur Südseite führte. Sie sah zum Fenster hinaus.
Da war er, der Pool und am Pool saß ein Paar. Allerdings konnte sie nichts Genaueres sehen und so öffnete sie vorsichtig das Fenster und lehnte sich ein wenig hinaus. Beinahe hätte sie laut aufgeschrieen. Es war Ana, die auf einem Liegestuhl lag und zwar in einem weiten, knallroten Kleid, das aber nicht ihren sehr schwangeren Körper verbergen konnte.
Schwanger! Ana! Lily schüttelte den Kopf. Alles hätte sie von Ana erwartet, aber nicht das. Wer war der blonde Typ neben Ana und was redeten die miteinander? Der Hüne mit den langen Haaren hatte ein Notebook auf den Tisch gestellt. Beide sahen darauf und sie sprachen Französisch miteinander.
Danke Papa, dass du Franzose bist, dachte Lily und lauschte. Der Mann war dem Akzent nach Franzose. Das konnte sie feststellen, aber leider hatte sie keine Ahnung, was die zwei miteinander besprachen. Es schien so, als würden sie Aktienwerte und Anteile diskutieren. Lily hatte davon keine Ahnung. Sie las auch nicht das Wall Street Journal, auch wenn sie inzwischen zwei Kunden hatte, die an der Wall Street arbeiteten.
„Ich habe Petrol G gekauft, so wie wir das besprochen haben und halte die Aktien, aber was machen wir mit der brasilianischen Firma? Wir müssen eine andere Firma gründen, sonst fällt es auf...“
„Noel, das machen wir. Vielleicht eine russische? Was meinst du dazu? Kannst du Russisch?“
Der blonde Franzose lachte.
„Nein, noch nicht, aber ich kann in einem Wörterbuch nachsehen. Wie wäre es mit einem chinesischen Konglomerat? Ich kann Chinesisch“, schlug er vor.
Noel? Noel – wie Noel de Savigny, fragte sich Lily. War dieser Typ nicht hinter Caroline her und schickte ihr perverses Spielzeug nach New York? Caroline fuhr scheinbar auf den Typen ab, aber der Typ mochte Philippe noch lieber, wie ihr Philippe erzählt hatte. Lily lehnte sich noch weiter aus dem Fenster,
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