Schatten der Vergangenheit (German Edition)
bereits.
Seine Begleitungen über die letzten Jahre hatten alle kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen, eher neigten sie zur Magersucht, wie diese geisterhafte Mia Lang, die immer wieder an seiner Seite zu sehen war. Ob die auch ein Verhältnis mit ihm hatte? Hatte? Das war die große Frage. Lily hatte nicht vor, einige Nebenfrauen zu dulden. Sie sah ihn von der Seite an. Er studierte bereits einige Kleider, fühlte den Stoff und zog sie vom Bügel. Er hätte Designer werden sollen, dachte Lily, so wie er die Stoffe prüfte und die Kleider kritisch betrachtete.
Lily sah nicht einmal auf das Preisschild. Sie wusste, was diese Kleider kosteten. Viel zu viel. Wie sollte sie sich das leisten können? Sie würde sich damit unwohl fühlen. Sie griff nach dem Stoff und rieb ihn zwischen den Fingern. Seide, eindeutig und wer sollte das bezahlen? Wie kam sein Vater dazu, dass dieser bezahlte? Philippe verdiente sicher gut. Sein Gesicht war auf jeder zweiten Werbefläche in Paris und London, aber verdiente er so gut, um sich so einen Lebensstil leisten zu können? Sie bezweifelte es.
Eine schlanke Brünette mit einem kurzen Pagenkopf und Shorts kam auf sie zu, umarmte Philippe herzlich, küsste ihn rechts und links und zerzauste sein Haar, wie einem kleinen Jungen.
„Dich habe ich hier ewig nicht gesehen, mein Süßer“, säuselte sie und blieb an ihm hängen. Lily schätzte die Frau auf Mitte oder Ende Dreißig und sie mochte sie nicht, auch weil sie minutenlang Lily nicht zur Kenntnis nahm.
„Ah, wen haben wir denn hier?“ Sie hatte endlich Lily Marlene entdeckt.
„Darf ich vorstellen, Coco, Liliane, meine Frau.“ Coco, Lily bezweifelte, dass Coco ihr echter Name war, wahrscheinlich wollte sie damit eine Verbindung zu der all berühmten Coco Chanel herstellen.
Coco begann, schrill und hysterisch zu lachen. Auch das noch. Lily griff sich an die Schläfe. Sie bekam Kopfschmerzen.
„Das ist ein Scherz, oder?“ fragte sie und tupfte sich mit ihrem Zeigefinger die Lachtränen weg. Sie hatte wohl Angst, ihr kunstvolles Make-up zu zerstören.
„Das ist kein Scherz, Coco. Denkst du, ich scherze damit.“ Philippe nahm Lily bei der Hand und zog sie an sich. Es war nicht eine liebevolle Geste, eher eine von Besitzanspruch.
„Schön ist sie ja.“ Coco musterte Lily, wie eines ihrer Kleider.
„Hallo, ich bin anwesend und spreche Französisch“, sagte jetzt Lily.
„Oh, eine Ausländerin!“ rief Coco aus. Lily rollte die Augen.
„Ihr Vater ist August Neville, also nur eine halbe Ausländerin“, stellte Philippe richtig und streichelte Lilys Wange, wie die eines kleinen Kindes. Halbe Ausländerin? Fand er das auch noch witzig?
„August Neville, der Künstler?“ Die hatte wohl auch eine der Nackten in ihrer Wohnung hängen, dachte Lily angewidert. Ihr Vater war gut beraten, dass er nichts mehr verkaufte.
„Genau der. Jetzt müssen wir uns aber beeilen Ich muss heute nach England. Mein Vater will meine Frau sicher auch kennen lernen.“
„Das glaube ich. Sag mal, wann ist das denn passiert?“ fragte Coco, noch immer sichtlich überrascht von Philippes Ehe. Philippe würde es ihr erzählen, da war sie sich sicher. Vielleicht nicht jetzt, aber vielleicht später, wenn sie sein Versprechen einlöste. Die Ehefrau schien für Philippe in dieser Hinsicht kein Problem zu sein und ihr, Coco, sollte es recht sein.
So nahmen beide auf bequemen Stühlen vor den zwei Umkleidekabinen Platz, öffneten eine Flasche Champagner und schickten Lily für ein Kleidungsstück nach dem anderen zum Umkleiden. Lily hasste es mit jeder Minute mehr und war nahe daran, hinauszustürmen, als Philippe in die Umkleidekabine kam, den Vorhang schloss und sie, nackt, bis auf den String in die Arme nahm. Er hatte geahnt, dass sie jeden Moment davonlaufen würde. Ihrem Gesichtsausdruck sah man es an.
Was konnte daher besser sein, als sie zu küssen? Nun gut, er hatte eine Erektion und mit küssen alleine würde sich diese nicht beruhigen. Er war auch schon ein klein wenig beschwipst. Champagner auf nüchternen Magen hatte so seine Wirkung. Coco hätte sicher auch die Kabine mit ihm geteilt, aber Lily gleich zu Beginn mit seiner Promiskuität zu konfrontieren war selbst ihm zu direkt. Nicht, dass er Coco nicht ficken würde. In der Vergangenheit hatte er das schon öfters getan, aber nicht heute und nicht in Anwesenheit von Lily. Obwohl Coco so ein Ding mit
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