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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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Er wollte bei ihr den bösen Macho spielen. Andere, erfahrenere Frauen hätten ihn schon längst die Schranken gewiesen. Lily aber sah ihn nur mit großen, blauen Augen an, wie in der Umkleidekabine, als er sie im Stehen nahm und über einen Stuhl gebeugt von hinten – oder eben überhaupt nicht, wie jetzt.
     
    „Lily, komm schon...?“ Er hielt ihr eine Wasserflasche hin. „Trink einen Schluck!“
     
    Sie drehte langsam den Kopf und wischte die letzten Tränen weg. Ihr Mund zitterte, weil sie am liebsten geheult hätte. Sie hatte ständig das Gefühl, als wären die letzten sechs Jahre einfach nicht geschehen und sie wäre noch immer sechszehn.
     
    „Heulst du?“ fragte er erstaunt.
     
    „Ich, ich…“ stotterte sie.
     
    „Lily, findest du Oralverkehr so widerlich?“ fragte er sanft und hoffte, die Antwort war nicht ja. Er war nicht unbedingt jemand, der sich jeden Tag, wie man Mick Jagger nachsagte, einen blasen ließ, aber ab und zu... Sie schüttelte den Kopf und log damit. Sie hatte es widerlich gefunden.
     
    „Was ist es dann?“ fragte er, streichelte ihre Wange und wusste, dass sie log.
     
    „Du bist so grob zu mir“, brachte sie heraus. Philippe seufzte.
     
    „Es tut mir leid, Baby. Das wollte ich nicht.“ Konnte er nicht sagen, dass er sie liebte, dann hätte sie alles verstanden. Sie lehnte sich an seine Schulter und er legte den Arm um sie.
     
    „Lily, Sex ist mir sehr wichtig. Verstehst du das?“ fragte er vorsichtig. Sie nickte wieder. Die halbe Welt wusste, dass Sex bei ihm an erster Stelle stand – und dann vielleicht an zweiter Stelle die Pferde. Er hatte schon dreimal mit irgendeinem Typen in Spanisch am Telefon gesprochen, der scheinbar für seine Pferde verantwortlich war, aber das war eine andere Sache. Nicht zu vergessen, dass er ihr eine Stunde von Polospielen erzählt hatte, obwohl sie keine Ahnung von dem Spiel hat. Die Frage war nur, an welcher Stelle stand sie bei ihm?
     
    Sie setzte sich gerade auf und hatte einen Teil ihrer Courage wiedergefunden.
     
    „Was bin ich eigentlich für dich, Philippe?“ fragte sie.
     
    „Wie meinst du das?“
     
    „Du konntest dich Jahre nicht an mich erinnern, hast mich auch nicht gesucht und jetzt willst du mich einfach überall hin mitnehmen, ohne irgendetwas zu erklären…mir vor allem...“
     
    „Lily, du bist meine Frau…“ begann er und fragte sich, wie er ihr erklären sollte, dass es erstens in der Familie keine Scheidungen gab und zweitens, er sie sehr wohl gerne herzeigen wollte – und um vielleicht auch seinen Vater mit ihr zufrieden zu stellen.
     
    „Das reicht nicht, Philippe“, unterbrach sie ihn ungeduldig. Sieh an, seine blonde Frau hatte ihren eigenen Willen, dachte Philippe und wusste nicht, ob er jetzt verärgert oder amüsiert sein sollte.
     
    „Lily, ich habe dich damals auch nicht geheiratet, nur weil du jung und blond warst...“ So ein Schwachsinn, dachte Philippe. Er war sicher scharf auf sie gewesen und wollte sie ins Bett bringen. Sie hatte die Heilige Jungfrau gespielt – war sie überhaupt Jungfrau gewesen? An diesen Teil konnte er sich nicht mehr erinnern.
     
    Wie auch immer, er hatte sie, verrückt wie er war, tatsächlich geheiratet. Wo war eigentlich die Heiratsurkunde? Wer war der Priester gewesen? Oder war das eine dieser merkwürdigen Las Vegas Hochzeiten, bei denen der Priester Elvis Presley war? War diese Ehe überhaupt in Europa gültig? Aber das war gleichgültig, nur sein Vater musste es glauben.
     
    Lily verzog den Mund und sah zum Fenster hinaus. Sie glaubte ihm kein Wort Ihre Kehle war wie zugeschnürt und sie würde jeden Moment anfangen zu weinen. Schließlich erreichten sie den Parkplatz für die Durchquerung des Tunnels.
     
    „Wann fährt der nächste Zug?“ fragte Philippe. Sie mussten über etwas sprechen und Philippe hatte genug Tränen gesehen. Er wollte zu seinen Pferden und seine Ruhe haben. Ein Glas Wein wäre vielleicht auch nicht übel. Guter französischer Rotwein... Mia hätte das verstanden, aber leider war Lily nicht Mia. Lily war strohdumm. Nicht mal zeitgenössische Künstler kannte sie, obwohl ihr Vater August Neville war. Er konnte mit ihr über Mode sprechen, aber auch hier kannte sie nur die großen Marken, wie Gucci und Dior. Sie wusste nicht mal, wer Martin Margiela oder Sophia Kokosalaki waren!
     
    Langsam bereute er es, dass er Lily aus der Versenkung geholt hatte. Ob sein Vater mit ihr zufrieden war? Auch das bezweifelte er.  War sie

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