Schatten der Vergangenheit (German Edition)
fragte Pit zornig. „Ja, leider. Das mit Ana behalten wir lieber für uns, wo doch Ana es sicher geheim halten möchte, dass sie eine Alvarez ist“, sagte Catarina.
„Ja, besser ist es.“ Wer weiß, der warf sich sonst noch an das Mädchen ran, wo er doch hinter jeder Zwanzigjährigen her ist, dachte Henry.
„Kann ich ihn mit der Mistgabel erschlagen?“ fragte Pit kurz. „Lieber nicht, der ist nicht umzubringen“, flüsterte Henry seinem Stallburschen zurück.
Pit lachte. Henry d´Arthois war, trotz seiner feinen Herkunft, ein netter Kerl, wie sein Sohn und auch ein klein wenig, wie sein Neffe, dieser freche Junge. Wie sehr vermisste er Alessandro. Der verstorbene Halbbruder war ein großes Arschloch gewesen, der selbst die Pferde und die Hunde schlecht behandelt hatte. Er selbst hatte mal miterlebt, wie er seinen kleinen Bruder geschlagen hatte. Pit weinte dem Bastard keine Träne nach.
Peter Hartings große Leidenschaft war Polo und Argentinien und das ließ er sich einiges kosten. Er finanzierte sein eigenes Team, das er nach seiner ersten, verstorbenen Frau benannt hatte. Polo war etwas, was ihn mit seinem Stiefsohn immer verbunden hatte, bis dieser... Nun, an die alten Wunden wollte er nicht denken. Alessandro fehlte ihm und was würde er nicht alles geben, damit er den Tag, an dem er Heather geheiratet hatte, rückgängig machen konnte.
Er ging wieder zu Catarina, die ihn so sehr an Soledad erinnerte, dass er immer wieder den Weg hierher fand, obwohl ihr Ehemann ihn nicht mochte. Wer war dieses dunkelhaarige Mädchen mit dem braungebrannten Gesicht?
„Mein Gott, ist die noch zu haben oder hat dein Sohn sie schon in Beschlag genommen?“ fragte er laut. „Mein Sohn hat eine Frau“, sagte Henry angewidert, ohne ihn anzusehen.
Harting lachte auf. Er kannte Philippes sexuellen Appetit nur allzu gut. Jeder wusste davon. Das war auch so eine Solanas Vererbung, neben den Reitkünsten. Die Solanas bekamen nie genug. Soledad war so gewesen und er wettete, Catarina war nicht viel anders. Deshalb ging der Alte auch nie fremd. Warum auch? So schön, wie die Frau noch immer war, konnte sie es mit jeder Fünfundzwanzigjährigen aufnehmen. Harting zeigte auf Lily.
„Die niedliche Blonde am anderen Ende des Feldes – das ist die Ehefrau? Wann ist das denn geschehen?“
Henry wollte darauf nichts erwidern und sah lieber auf das Feld. Er musste selbst noch die Ehe verarbeiten, obwohl Lily ein liebes Mädchen zu sein schien. Leider war sie strohdumm und hatte nicht mal einen Schulabschluss. Unterhielt sich sein Sohn mit ihr überhaupt oder verbrachte er die Zeit mit ihr nur im Bett?
Polo interessierte sie auch nicht. Sie hatte nur kurz aufs Feld gesehen, etwas von „es stinkt“ gemurmelt und war wieder ins Schloss verschwunden, angeblich um sich schlafen zu legen. Wahrscheinlich hatte sein Sohn die Arme die ganze Nacht wachgehalten. Henry sah zu seiner Frau und lächelte sie an. Andere Männer gingen fremd, aber das Solanas Erbe hielt auch ihn jung. In dieser Hinsicht konnte er seinen Sohn verstehen. Er liebte Catarina wie am ersten Tag, es war nur so schade, dass beide Kinder so überhaupt nichts von ihm geerbt hatten. Sie sahen ihm überhaupt nicht ähnlich.
„Die Art, wie sie reitet, den Schläger hält…ihre Wendungen... Verdammt, wenn ich nicht vorhin gesehen hätte, dass sie ein Mädchen ist!“ rief Harting bewundernd aus.
Harting lachte wieder sein lautes Lachen. Fand das irgendjemand so witzig? Henry zuckte entschuldigend mit den Schultern. Pit schüttelte wieder den Kopf.
„Das Mädchen hat so schmale Hüften, da würde es mich nicht wundern, wenn die ein Junge ist“, dröhnte Peter Harting, für alle hörbar. Mein Gott, konnten diese Snobs nicht mal lachen? Das Mädchen wendete ihm das Gesicht zu und lächelte ihn an. Harting blieb das Herz stehen. Was für Katzenaugen!
Henry war nun an der Reihe, den Kopf zu schütteln.
„Sie reitet wie Alessandro“, sagte Henry so leise, dass Harting ihn nicht hören konnte. „Ja, muss wohl im argentinischen Blut liegen.“ Pit seufzte und lehnte sich zu Henry. „Der Junge fehlt mir. Hoffentlich geht es ihm gut...“
„Er schafft das schon...“ Ein Solanas ging nicht unter und schon gar nicht, wenn sein zweiter Name St. Gabriel war. Henry dachte einen Moment an seinen alten Freund John, Alessandros Vater. John war viel zu früh von ihnen gegangen – und er zweifelte
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