Schatten der Vergangenheit (German Edition)
darfst in dem Alter noch nicht ans Steuer!“ Ana wurde rot, erwiderte aber nichts. „Komm zieh dir Stiefel an und spiel mit mir.“
Henry seufzte und sah zum Himmel. Er konnte nicht anders, sein lieber Sohn war unverbesserlich.
„Miss di Solis ist meine Praktikantin. Lass sie in Ruhe.“ Er betonte die Worte „meine Praktikantin“ absichtlich.
„Ach Vater, wir kennen uns bereits. Ich habe sie aus Frankreich mitgenommen. Ana behauptet, sie sei mit einem Polopferd am Hintern geboren worden.“ Da musste auch Henry lächeln. Ihr Hinterteil war zumindest nicht zu verachten. Er mochte diese athletischen Frauen und Gott sei Dank hatte Catarina ihre mädchenhafte Figur trotz zweier Kinder beibehalten.
So richtig konnte man Philippe nie böse sein, zumindest nicht im Augenblick. Er sollte Catarina verständigen, dass sie einen weiteren Gast haben. Ob sie sich endlich von Harting hat losreißen können? Der lebte wohl schon in dem kleinen Salon, so oft wie er dort war. Catarina hatte mit Harting kein Problem. Vielleicht lag es daran, dass ihre Schwester einmal seine Frau war und Harting mit Soledad, Catarinas Schwester, seine Sünden bereits abgedient hatte, wie Catarina einmal angemerkt hatte.
„Ich habe keine Stiefel mit“, wendete Ana ein. Es war ihr peinlich, dass Philippe mit ihr Polo spielen wollte, wo sie doch aus beruflichen Gründen hier war und sich einen reichen Mann zu angeln und davon gab es hier genug. Wo war zum Beispiel Peter Harting?
„Ich denke, wir treiben Ihnen ein Paar Stiefel auf“, sagte Henry nun versöhnlich. Es schien, dass das Mädchen nicht so sehr an Philippe, als an seinen Pferden interessiert war.
„Wirklich?“ Sie lächelte Henry d´Arthois an. So ein Pech, dass sowohl der Alte als auch der Junge verheiratet waren.
„Ja, klar. Machen Sie Feierabend und fallen Sie nicht vom Pferd.“ Feierabend? Sie hatte doch nur die Dokumente gebracht? Ach ja, diese vergnügungssüchtigen Adeligen... Hatte doch auch etwas Gutes, oder? Sie grinste beide Männer glücklich an.
Zehn Minuten später setzte Ana sich einen Helm auf. Henry hatte darauf bestanden. Hatte der eine Ahnung. Sie spielte schon mal in ihrer Schuluniform, als sie sechs Jahre alt war. Zum Schreck ihrer Mutter, die beinahe einen Herzinfarkt bekam.
Ana trug ihre Jeans und ihr eigenes T-Shirt, aber weder Knieschützer noch Handschuhe. Die Stiefel waren aus feinstem Leder und gut eingetragen. Sie hatten mal Philippe gehört, als er noch einige Jahre jünger war. Sie waren trotzdem noch eine Nummer zu groß, aber für ein kleines Ballspiel reichte es. Sie war in dieser Hinsicht wirklich nicht zimperlich.
Philippe führte ein Pony heran, reichte ihr einen 54 Inch Mallet und sagte: „Allez.“ Ana hatte nicht erwartet, dass sie heute noch reiten würde, aber zu einem schönen Pferd sagte sie nie nein. Sie erkannte sofort das Pony von Eduardo, streichelte es und flüsterte etwas auf Spanisch ins Ohr, ehe sie sich in den Sattel schwang. Das Pony hatte in Palm Beach bei den US Open den Preis für das beste Polo bekommen. Inzwischen hatte sich auch Lily am Rande des Spielfelds eingefunden, um zuzusehen und Ana winkte ihr kurz zu.
Henry, der dort ebenfalls stand, rief laut: „Sie trägt keine Knieschützer.“
„Ich schlage ihr nicht auf die langen Beine!“ rief Philippe zurück.
Lily rollte die Augen zum Himmel und stöhnte leise auf. Philippe und Polo! Eines musste sie sich jedoch eingestehen, wenn er schon in normaler Kleidung gut aussah, so sah er in seinen weißen Jeans umwerfend aus. Kein Wunder, dass er für diverse Poloausrüstungen und Polokleidung Werbung machte.
Sobald Ana im Sattel saß und den Schläger schwang, hatte sie den Rest der Welt vergessen. Das Pferd stammte von der Nachbarfarm, auf der sie Polospielen gelernt hatte und die ihrem Vater gehörte. Mit diesem wunderschönen, schnellen Tier ritt sie bald riskante Manöver und Philippe grinste erfreut bis über beide Ohren.
Er hatte vorhin mit einem seiner Stallburschen gespielt, aber das Mädchen war Weltklasse. Sie stand im Sattel, wie jemand, der seit vielen Jahren professionell Polo spielte. Sie drängte ihn ab, so wie ein Weltklassespieler und sie konnte genauso faulen, wenn es ihr in den Kram passte. Sie hatte Kraft, die man ihr, so dünn wie sie war, nicht zutraute. Mit ein wenig Gewichttraining würde sie es mit vielen männlichen Weltklassespielern aufnehmen können. Er hatte noch
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