Schatten der Vergangenheit (German Edition)
entlang. Ihre Gesichter, ihre Körper berührten sich. Sie versuchte jedes mal ihm zu widerstehen. Sie zählte langsam 1, 2... Sie kam nur bis 5, dann waren ihre Hände in seinen Haaren, auf seinem Rücken und seinem Hinterteil. Weiter als 5 kam sie nie. Sie presste ihn an sich und küsste ihn mit gleicher Leidenschaft wie er sie. „Oh Gott, fick mich,“ flüsterte sie ihm ins Ohr. „Nichts anderes habe ich vor, deshalb bin ich hier.“
Schweigend lagen sie danach nebeneinander, Philippe rauchte eine Zigarette, obwohl Ana der Meinung war, das sei eine Machogeste. Philippe stützte sich mit einer Hand auf und sah Ana an. „Wie war das Interview?“
„Das Interview lief gut, sehr gut sogar. Sie hätten mich sonst nicht eingeladen, wenn sie nicht interessiert wären.“
Philippe setzte sich auf und griff nach dem gelben Bikinihöschen, das noch immer auf dem Bett lag. Dabei hörte er ihr zu. Er wusste, dass es Ana schwer fiel darüber zu sprechen, weil sie sich ärgerte. Er merkte es ihr an, denn sie wedelte immer dann mit den Händen oder drehte an einer Haarsträhne, so wie jetzt. Sie war allerdings nicht nervös, weil sie ihm von den Interviews erzählte, sondern weil sie ihn vorhin geküsste hatte.
„Aber im Interview fragte er dann, in welcher Beziehung ich zu Geraldo Alvarez stehe.“ Sie sah Philippe an. „Und?“ „Ich konnte ja nicht lügen. Die wären irgendwann ohnehin darauf gekommen, also sagte ich, er sei mein Vater.“ „Die können doch froh sein, wenn sie so jemanden wie dich bekommen, oder?“
Ana atmete tief durch. „Er war auch sehr nett. Wir gingen dann sogar Mittagessen. Er war ausgesprochen nett und höflich. Er behandelte mich dann wie jemanden, den man sozial triff.“ Sie schluckte, weil sie knapp davor war, aus Wut und Verzweiflung wieder zu heulen.
„Wie eben die Tochter eines Geschäftsfreundes?“ fragte Philippe und nahm ihr die Haarsträhne weg, die sie ganz dünn zusammengedreht hatte. Sie ruinierte sich so ihre Haare, dachte er, aber was sollte es, er würde sie auch noch lieben, wenn sie keine Haare hätte. Er liebte nicht nur ihr Äußeres, auch ihren Charakter.
Ana nickte. „Ja, genau.“ „Was geschah dann?“ „Einige Tage später bekam ich einen Brief. Darin stand, dass es ihm leid tue, aber er könne mir keinen Job anbieten. Ich würde den Job ja ohnehin nicht lange machen.“
„Was?“ Philippe verstand nicht. Er strich sich wieder durch die Haare und warf das Bikiniteil in den Schrank. Ein guter Wurf, obwohl seine Hand leicht zitterte. Ana presste kurz die Lippen zusammen.
„Das fragte ich auch und rief den Typen an. Er erzählte mir, er habe mit meinem Vater gesprochen und der habe ihm erzählt, dass ich in Argentinien für ihn arbeiten werde... und das ist einfach eine Lüge. Papa würde nie wollen, dass ich für ihn arbeite. Er wollte nicht mal, dass ich studiere.“ Philippe seufzte. „Und du riefst dann deinen Vater an, oder?“ „Natürlich. Er hat es nicht mal abgestritten. Er sagte ganz klar, dass er wollte, dass ich nach Buenos Aires zurückkomme und dort irgendetwas tue...“
Er bot ihr an, sie könne seinen Poloclub für ihn managen, so waren seine genauen Worte. „Und?“„Ich habe den Hörer aufgeknallt und seither nicht mehr mit ihm gesprochen.“
„Scheiße“, murmelte Philippe. Philippe wollte Alvarez einmal persönlich gegenübertreten, dann würde er ihm die Meinung sagen!
Ana kaute wieder an ihrer Lippe und sah den Mann neben ihr an. „Es ist nicht das erste Mal, dass er das macht“, sagte sie dann leise. „Es ist nie das erste Mal, Ana.“ Philippe verstand nur zu gut. „Es ist leider so, dass wir beide Väter haben, die mit dem was wir tun und wie wir sind, nicht glücklich sind und versuchen uns zu ändern.“ Ana griff nach Philippes Hand und drückte sie. „Es tut mir leid, Phil. Ich weiß, wie sehr du deinen Vater vermisst.“ „Der Scheißkerl, er kann mir…“ Ana rollte auf die Seite und legte ihre freie Hand auf seinen Mund, um ihn zu verstummen.
„Nicht, Philippe, er ist trotzdem dein Vater.“ Henry war längst nicht so wie ihr Vater. Er war nicht so falsch. Er hätte nie gelogen, nur um Philippe zu etwas zu zwingen, oder? Vielleicht aber sah sie Philippes Vater einfach nur in einem positiven Licht, weil er eben nicht ihr Vater war. Er war immer höflich und nett zu ihr, aber sie kannte ihn viel zu wenig.
„Und warum kann er sich dann
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