Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Kosmetik. Aber Ana war nicht Isabella. Gott sei Dank! Ana käme nie auf die Idee, ihn des Mordes zu beschuldigen wie Isabella oder mit ihm jedes Mal zu streiten oder zu versuchen, ihn zu erpressen, wenn er seinen neugeborenen Sohn Andrea sehen wollte.
„Ich dachte, du hättest es in deinen Schrank gestellt, damit es niemand sieht“, sagte er langsam und sah von ihrem Busen weg. Sie kam näher, beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sie roch nach Pfirsichshampoo und sonst nichts.
Sie legte ihr Kinn an seine Schulter, was sie oft tat, und sagte mit ihrer tiefen Stimme, die ihn immer an Mia erinnerte: „Mir gefällt es und wer weiß, vielleicht ist es einmal etwas wert.“ Ana zuckte mit den Schultern und Philippe lachte. „Das denke ich nicht, außer vielleicht einen Skurrilitätspreis.“ Wie für den größten Säufer und Hurenkerl des 21.Jahrhunderts, dachte Philippe selbstironisch.
Paula, die sehr gut spanisch sprach und der Unterhaltung gefolgt war, prustete laut los. Sie wusste, dass Philippe Bilder junger Künstler an Reiche verkaufte. Er hatte zwar kein Talent für Finanzen, aber er konnte qualitätsvolle Bilder erkennen und sie verkaufen. An guten Tagen konnte er jedem ein Bild aufschwatzen, selbst von einem unbekannten Maler, den er in irgendeinem Hinterhof in Buenos Aires oder San Paolo gefunden hatte.
„Du unterschätzt dich, Philippe,“ sagte sie und gab ihm einen Kuss. Er roch schon wieder nach Alkohol. Nur ein wenig, aber ihre gute Nase roch es trotz seines teuren Eau de Toilette. Warum trank er in den letzten Wochen nur soviel? War es das Geld? Peter Harting meinte, Philippe sei völlig pleite und hätte selbst die Tierarztrechnungen nicht bezahlen können.
„Ich liebe meine Kinder, Ana, jedes, und es würde mich nicht stören, wenn ich noch mehr hätte“, sagte Philippe ernsthaft und dachte, dass er auch gerne eines oder mehrere mit Ana hätte. Nahm sie eigentlich die Babypille? Er musste in dem Badezimmer einmal herumschnüffeln.
„Aber ich kann mir vorstellen, dass die Männer nicht immer erfreut sind, wenn die Kinder, die sie großziehen, nicht ihre eigenen sind, oder?“ fragte Ana zurück. Sie dachte dabei nicht nur an Mias Ehemann, sondern auch an ihren Vater. Wer weiß, vielleicht hoffte der manchmal, dass sie nicht seine richtige Tochter war.
Philippe hatte bei Ana einen sechsten Sinn, denn er fühlte, dass sie an ihren Vater dachte. „Kommt er nach Kalifornien?“ Paula lachte spöttisch auf, ohne den Blick von Philippe zu nehmen. „Nur wenn der Ganges zufriert!“ rief sie aus.
Ana sah Paula an und zuckte mit den Schultern. Alvarez rief auch nicht an. Es war beinahe so, als hätte Ana keinen Vater.
„Nein, er kommt nicht, aber das habe ich auch nicht erwartet.“ Sie hatte es wirklich nicht erwartet, aber trotzdem gefragt, ebenso ihre Mutter. Ihre Mutter hatte einen Termin mit einer Wohltätigkeitsfirma vorgeschoben und ihr Vater einen wichtigen Geschäftstermin.
Philippe legte den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. „Tut mir leid. Komm lass uns ins Bett gehen und dann etwas trinken“, schlug er vor. „Philippe, es ist Mittag!“ rief Ana aus und machte einen Schritt von ihm weg.
Philippe hatte ein Alkoholproblem, das er als solches nicht wahrnahm. Sie hatte ihn bereits darauf angesprochen, aber er hatte nur mit den Schultern gezuckt und kalt gesagt, dass es sie nichts angehe, sie es auch nicht verstehen würde und er außerdem keine Belehrungen wolle. Er hatte immer viel getrunken, aber jetzt schüttete er Hochprozentiges wie Wasser in sich hinein. Was sollte Ana tun? Sie war nicht mit ihm verwandt. Sie mochte ihn, sehr sogar, aber er war verheiratet, Harting nicht. Sie musste sich langsam von Philippe trennen, ehe Harting davon erfuhr, den sie in den letzten Wochen regelmäßig sah.
„Wo ist eigentlich Lily?“ fragte sie und griff nach einem Handtuch, um sich die nassen Haare trocken zu reiben. „In New York, shoppen...“ Merkte Lily nicht, dass ihr Mann ein Problem hatte? Lily war immer irgendwo anders, so als miede sie die Gegenwart von Philippe. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er sie ständig, auch vor ihren Augen, betrog. Außerdem mochte sie keine Pferde und Philippe spielte professionell Polo. Eine schlechte Kombination, wenn man keine Pferde mochte. Vielleicht mochte Lily Philippe auch nicht? Wer weiß, Ana fragte nicht danach. Sie wusste nur eines, die beiden hatten
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