Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Dort waren die Schläger, Helme, Knieschützer, Ellbogenschützer, Stiefel, ihr Lieblingszaumzeug und eine Pferdedecke verstaut. Warum sie letztere aufgehoben hatte, war Philippe noch immer ein Rätsel. Er hatte sie für das beste Pony im Queens Cup vor einem Jahr bekommen und ihr geschenkt. Außerdem gab es noch Reitgerten und einige Handschuhe, in allen Farben, aber wenig benutzt, weil sie sehr oft ohne ritt.
Erst im anderen Teil des Schrankes lag, neben einigen lang- und kurzärmeligen Poloshirts, die durch das häufige Waschen schon ausgeblichen waren, ihre Alltagskleidung. Es waren einige Jeans, meistens weiße Jeans, die sie zum Polospielen verwendete, ein schwarzer Hosenanzug von Brooks Brothers, zwei oder drei weiße Hemdblusen ohne viel Firlefanz, Kleidung, die sie nur für Jobinterviews anzog und ein kleiner, weißer Korb voll mit ihrer Unterwäsche.
Philippe dachte bewusst an Unterwäsche, denn als Dessous würde er Anas weiße und schwarze Baumwollwäsche nicht bezeichnen. Sie weigerte sich auch, von ihm Dessous schenken zu lassen. BHs waren keine vorhanden, in dieser Hinsicht war sie wie Mia. Es gab in Anas Kleiderschrank nur unerotische Sporttops, die sie beim Laufen und Reiten trug. Außerdem gab es noch einige Bikinis, die die einzigen Kleidungsstücke in Anas Sammlung waren, die sexy aussahen.
Philippe stöberte mit einem Finger durch die bunten Teile. Eine kleine, weibliche Leidenschaft hatte Ana, immerhin. Es waren Bikinis in allen Formen und Farben, sicher dreißig oder vierzig Stück. Diese, mit den Poloshirts, ergaben auch die einzigen Farbkleckse in dem sonst sehr tristen Kleiderschrank.
Ana sah Philippe fasziniert zu, wie dieser in ihrem Schrank stöberte. Sie hatte dort nichts Ungewöhnliches oder doch? „Ana, ich warte noch immer auf eine Antwort“, bohrte Philippe und zog ein Bikiniunterteil hervor, das wirklich nur aus einem winzigen Stück Stoff bestand, und lies ihn von seinem Zeigefinger baumeln.
„Wow, gelb. Der steht dir sicher“, sagte er. Er meinte das auch so. Gelb war die Farbe für die goldbraune Haut von Ana und ihr dunkelblondes Haar. Ana seufzte.
„Leg ihn zurück. Den hat mir Paula geschenkt.“ Jeder, der Ana besser kannte, brachte Bikinis als Geschenk mit. Philippe selbst hatte Stücke für die Sammlung beigesteuert. Unter anderem einen von Gucci, obwohl er schon beim Kauf ahnte, dass sie ihn nie tragen würde. Er bestand aus nicht viel mehr als nur dem Logo.
„Ah, Brasilien...“ Er summte „The girl from Ipanima“. Philippe hatte eine außerordentlich schöne, kräftige Stimme. Sie wusste, dass er Gesangsunterricht bekommen hatte, als er noch ein Kind war. Später hatte es sein Vater verboten, weil er es weibisch fand. Das hatte Philippe ihr einmal im Rausch erzählt. In manchen Dingen waren sich ihre Väter sehr ähnlich. Jetzt war Philippe oft zu verschämt, um zu singen. Nur wenn er betrunken war, konnte man ihn dazu überreden.
„Philippe!“ Ana fiel auf das Bett, streckte ihren Körper aus und sah zur Decke. Philippe lachte. Er setzte sich neben sie und sah auf sie hinunter. Sie blickte in seine ungewöhnlich türkisblauen Augen. Jedes Mal dachte sie daran, dass er nicht umsonst als einer der schönsten Männer der Welt bezeichnet wurde. Sein Gesicht, trotz seines exzessiven Lebenswandels, war perfekt. Keine Falte, kein Fleck, nichts! Sein eckiges Kinn, die extrem hohen Wangenknochen, die elegante Nase und diese geschwungenen Lippen – und nicht zu vergessen diese unglaublichen Augen, die halb überschattet waren von seinen langen, schwarzen Wimpern. Einfach perfekt. Eine Frau konnte da nie mithalten und schon gar nicht eine wie sie.
Er lehnte sich über sie und legte eine Hand auf ihre andere Schulter.
Philippe war nicht nur verheiratet, sondern auch ein notorischer Fremdgeher – wie Alessandro, Angelo und all die anderen. Nur noch ein wenig schlimmer. Philippe war auch noch bisexuell. Er konnte an keinem schönen Menschen vorbeigehen, ohne an Sex zu denken und wenn sie ihn ansah, dachte sie auch nur an Sex.
Philippe sah kurz in Anas Augen und dann auf ihren dunkelroten, vollen Mund. Die Farbe ihres Mundes war so dunkel, wie mit weinrotem Lippenstift bemalt. Lilys Mund war rosa, wie der einer Barbiepuppe. Lily war überhaupt wie eine Barbie. Anas Mund war leicht offen und sie wartete auf den Kuss.
Seine Zunge suchte das Innere ihres Mundes, spielte mit ihrer Zunge, strich zärtlich am Gaumen
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