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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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hat es angeboten, aber ich habe abgelehnt.“
     
    Sie wollte kein Aufsehen erregen. Niemand sollte von dem Besuch erfahren.
     
    „Bitte kommen Sie mit, Senora.“
     
    Das Tor öffnete sich und sie betrat nach wenigen Metern die Villa. Es hätte auch ihr zu Hause sein können, wenn ihre Familie mehr Geld gehabt hätte, dachte Catarina bitter. Ihre Familie hatte aber keines, nur einen langen Stammbaum, an dem jemand wie Alvarez nicht interessiert war. Er wollte Geld und Geld bekam er. Henry d´Arthois wollte eine schöne Frau und eine Mutter für seinen kleinen Sohn und das bekam er. Geliebt hatte sie nur einen Mann in ihrem Leben, Geraldo Alvarez, den stolzen Argentinier.
     
    Jeder machte im Leben seine Entscheidungen und darüber unglücklich zu sein, änderte daran nichts. Henry war ein guter Ehemann. Sie konnte sich nicht beklagen, aber hier an der Schwelle der Villa, an der sie als junges Mädchen gestanden hatte, kamen die bittersüßen Erinnerungen.
     
    Sie konnte sich genau daran erinnern, als sie Geraldo das erste Mal traf. Sie und ihre Schwester suchten einen reichen Mann. Sie brauchten sich nichts vorzumachen. Beide hatten es satt, von der Hand in den Mund zu leben. Die argentinische Wirtschaft lag danieder. Es war das schwarze Jahr für Argentinien. Die Peronisten hatten 1962 die Wahl gewonnen, durften aber nicht regieren. Es war keine schöne Zeit, Teenager zu sein. Und es war erst der Beginn, wie viele befürchteten. Was dann kam, war Weltgeschichte: Eine Militärdiktatur, die vielen Menschen das Leben kostete.
     
    Und es gab natürlich immer Reiche, wie die Alvarez, die immer mit den richtigen Leuten verkehrten, die immer Geld hatten – und der junge Alvarez, gerade mal achtundzwanzig war der Liebling der Medien. Er war nicht nur reich, jung, sondern auch gutaussehend und er spielte wie ein Halbgott Polo. So traf Catarina ihn. Es war Liebe auf den ersten Blick, zumindest von ihrer Seite.
     
    Zweiundzwanzig Jahre hatte sie ihn nicht gesehen. Zweiundzwanzig Jahre waren eine sehr lange Zeit.
     
    „Catarina Solanas. Ich werde verrückt!“ rief jemand aus.
     
    Catarina wurde aus ihren Träumen gerissen und sah eine Frau auf sie zustürzen. Catarina erkannte sie, denn die mandelförmigen Augen, der indianische Einfluss, das konnte nur Marta sein, die seit Ewigkeiten im Dienst von Alvarez war.
     
    „Marta?“ fragte Catarina vorsichtig.
     
    Zweiundzwanzig Jahre waren eine lange Zeit und Marta war alt geworden.
     
    Marta fiel ihr um den Hals.
     
    „Mein Gott, Catarina, du bist noch immer die gleiche. Du bist noch schöner als früher.“
     
    Sie entließ Catarina aus der Umarmung und sah an ihr herab.
     
    „Und so elegant, so elegant.“
     
    Marta, rund, pausbäckig und dunkelhäutig, konnte sich noch sehr gut an Catarina erinnern. Marta hatte damals, wie viele gedacht, Geraldo Alvarez würde sie heiraten, aber alle hatten sich geirrt. Er heiratete Jahre später die kühle Elena di Solis.
     
    „Marta, du bist noch immer hier?“
     
    „Habe noch einige Jahre“, sagte Marta und nahm Catarina die Reisetasche ab.
     
    „Was machst du hier?“ fragte sie.
     
    „Sie kommt zu mir“, dröhnte die tiefe Stimme von Geraldo Alvarez von der Treppe her.
     
    Catarina sah auf. Die Stimme war die gleiche, aber Alvarez hatte sich verändert und nicht unbedingt zu seinem Vorteil. Er hatte Gewicht zugelegt, sah müde aus und hatte Falten um die Augen. Seine einst dunklen Haare waren mit grauen Strähnen durchwebt und er kam langsam die Treppen hinunter, so als würde ihm das Gehen schwer fallen.
     
    „Catarina“, sagte er und blieb stehen, streckte die Arme aus und Catarina kam ihm entgegen.
     
    „Geraldo.“ Sie reichte ihm die Hände und er hielt sie fest.
     
    Er war fassungslos und man sah es ihm an. Zweiundzwanzig Jahre war es her, seit er Catarina das letzte Mal gesehen hatte und sie war noch immer so unglaublich schön, als wäre die Zeit für sie stehen geblieben. Sie hatte nicht nur ihre knabenhafte Figur behalten, sondern auch dieses ausdrucksstarke Gesicht mit diesen türkisblauen großen Augen, von denen er auch heute noch träumte.
     
    „Du hast dich überhaupt nicht verändert“, sagte er nach einer langen Pause.
     
    „Du schon“, sagte Catarina ehrlich und klopfte ihm auf den Bauch.
     
    Er zog seine Jacke zurecht, die über seinem weißen Hemd aufging. 
     
    „Was soll ich sagen, das Essen, der Stress...“ Er sah sich um. „Komm, wir gehen in mein Büro.“
     
    Er

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