Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Tochter?“ fragte er.
Sie nickte wieder. Sie hatte ein Jahr nach Philippes Geburt ihre Eltern besucht und Geraldo wieder getroffen und diese Wiedersehen endete in einer zweiten Schwangerschaft. Auch an dieses Zusammentreffen konnte sich Geraldo erinnern. Sex mit Catarina war wie ein Tanz auf einem Vulkan.
„Mein Gott… Mein Gott...“ murmelte Alvarez und biss sich dann in die Faust, um sich daran zu hindern, laut aufzuschreien. Er hatte noch zwei weitere Kinder. Er hatte einen Sohn. wenn Catarina die Wahrheit erzählte!
„Es tut mir leid, aber ich wollte keine uneheliche Mutter sein. Henry weiß nichts davon...“
Sie hatte ihm all die Jahre verschwiegen, dass sie zwei Kinder von ihm hatte. Er hätte sie doch geheiratet. Wie kam sie auf die Idee, dass sie die Kinder hätte alleine großziehen müssen?!
„Ich habe einen Sohn, Catarina?!“ rief Alvarez aus.
Er hatte einen Sohn. Nach all den Versuchen, einen zu bekommen, hatte er einen Sohn!
„Bitte Geraldo, niemand darf davon erfahren, niemand“, flehte sie.
„Aber er ist mein Sohn, was erwartest du!“ rief Geraldo aus.
„Bitte nicht, Geraldo, du hast eine Tochter, du hast eine Ehefrau...“
„Die keine Kinder mehr bekommen kann.“
Er stand auf und ging hin und her. Nach der letzten Fehlgeburt hatte der Arzt von jeder weiteren Schwangerschaft abgeraten. Elena und er mussten sich damit abfinden, so der Arzt.
„Ich will einen Beweis, dass beide Kinder von mir sind, Catarina!“
Er konnte es noch immer nicht glauben.
„Wenn du Philippe siehst, weißt du es.“
„Du hast ihn Philippe genannt, nach meinem Vater?“ fragte er.
„Ja…und unsere Tochter nach deiner verstorbenen Schwester Caroline...“
Er schloss die Augen und kam zu ihr, zog sie vom Stuhl hoch und umarmte sie.
„Ach Catarina, was soll nur geschehen?“ fragte er verzweifelt.
„Ana muss ihn verlassen, Geraldo, und sonst darf es niemand erfahren. Versprich es mir, bitte versprich es mir...“
Tränen liefen ihr inzwischen über das Gesicht.
„Aber Catarina...er ist auch mein Sohn...“
Sie konnte doch nicht erwarten, dass er so tat, als würden die Kinder nicht existieren.
„Er hatte so ein schweres Leben. Du verstehst nicht. Er hatte einen sadistischen Halbbruder...“
„Ich will alles wissen. Setz dich. Erzähl es mir...“
Und Catarina tat es. Sie hatte es noch nie jemandem erzählt, dass Henry, der tote Bruder, herausfand, dass Philippe und Caroline nicht mit ihm verwandt waren, und er Catarina damit erpresste, wegzusehen, wenn er beide Geschwister quälte, Philippe drogensüchtig machte, Caroline vergewaltigte…
Geraldo hörte wortlos zu und aus der Zuneigung, die er bisher noch für diese schöne Frau, die in ihrem schwarzen Kleid ihm gegenübersaß, empfunden hatte, wurde Hass. Er war froh, dass er sie nie geheiratet hatte.
„Catarina, wie konntest du so selbstsüchtig sein!“ sagte er mit ruhiger Stimme.
Die Frau vor ihm war ihm plötzlich zu einer Fremden geworden. Er hatte Catarina wohl nie wirklich gekannt.
„Ich wollte nicht, dass Henry mich verlässt und er würde es tun, wenn er davon erfährt. Ich will nie wieder arm sein, Geraldo. Du verstehst das nicht, denn du warst nie arm.“
Es war nicht nur Armut, es war das Ansehen. Jeder behandelte sie wie eine Prinzessin. Sie, die arme Solanas, deren Eltern oft nicht mal ein Abendessen ihren Kindern geben konnten. Plötzlich war sie Jemand!
Geraldo stand auf, drehte sich um und sah in den Innenhof. Er ballte die Fäuste.
„Verschwinde, Catarina. Ich möchte dich nie wieder sehen. Du hast es nicht verdient, eine Mutter zu sein...“
„Geraldo, du musst doch verstehen...“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, ich muss nichts verstehen. Verschwinde! Ich werde meine Schritte genau überlegen, aber eines sage ich dir, ich will meine Kinder haben!“
„Nein, Geraldo.“ Sie sprang auf, lief zu ihm, klammerte sich an seine Schultern, aber er war nicht nur viel größer, sondern auch viel kräftiger als sie.
Er drehte sich um, schüttelte sie ab und sagte: „Verschwinde in dein schönes, reiches Leben!“
„Tu es nicht, Geraldo. Meine Kinder lieben mich. Dich werden sie nur hassen!“
Mit diesen Worten ging sie, verließ die Villa und ließ einen Mann zurück, der zwischen Wut, Verzweiflung und Freude hin und her
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