Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
schnappe mir meine Tasche, um aus dem Laden zu stürmen. Da ich gerade eine Entscheidung getroffen habe, die mich zwingt, ganz dringend einen ansehnlichen Herrenausstatter aufzusuchen. Beiläufig klemme ich mir auf dem Weg dorthin mein Handy zwischen Kinn und Schulter, während es Beas Nummer wählt und wühle in meiner Tasche nach meinem Terminkalender, um abzuchecken, welche Termine ich verschieben und wie lange ich mich hier freimachen kann.
„Hey, ich bin’s. Ich werde fahren“, plappere ich direkt drauflos, kaum dass Bea das Gespräch angenommen hat und lasse sie erst gar nicht zu Wort kommen, bevor sie versucht, es mir ohnehin wieder auszureden. Denn mein Entschluss steht fest, auch wenn ich eigentlich nicht vorhatte, zu Lissys Hochzeit zu gehen, werde ich mich vor Marc keinesfalls verstecken und ihm schon zeigen, was er sich eigentlich durch die Lappen gehen lässt. Er hat mich einfach einmal zu viel versetzt. Und das alles nur, weil ich so blöd war, ihm zu glauben, als er mir vor fast sechs Wochen das Blaue vom Himmel gelogen hat. Von wegen, er würde mich nicht wieder aus seinem Leben lassen, dass ich nicht lache. Ebenso wie sein Versprechen, das mit seiner Jennifer zu klären. Pah, einen Scheißdreck hat er getan und besitzt nicht mal so viel Mumm in den Knochen, es mir ins Gesicht zu sagen. Stattdessen verschanzt er sich hinter seiner Arbeit und verleugnet sich.
„Du brauchst gar nicht erst versuchen, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich werde zu dieser Hochzeit gehen und ich werde Marc schon zeigen, was ihm entgeht“, klingt meine Stimme viel entschlossener und überzeugter als ich selber bin, aber solange ich es mir glaubhaft schön reden kann, dürfte ja eigentlich auch nichts schief gehen.
„Das kannst du vergessen. Ich lass dich doch nicht dahin zurück, Ben. Du kannst mir doch nicht so was erzählen und dann denken, ich gucke zu, wie du zu diesem miesen Arsch von deinem Vater fährst. Das kannst du nicht von mir erwarten“, wettert sie wie erwartet direkt drauf los, als ich gerade Luft hole, um ihr meine Idee schmackhaft zu machen. Doch mit dieser unüberlegten Pause habe ich mich selbst ins Aus geschossen und muss ihre Schimpftirade nun zwangsläufig über mich ergehen lassen.
„Hast du völlig den Verstand verloren, dahin zu wollen, wo dir dein Vater jederzeit über den Weg laufen kann und sich vielleicht wieder an dir vergreift? Du weißt ganz genau, wie sehr er dich hasst und wer weiß, zu was der noch fähig ist. Deine Oma hat dir doch erzählt, wie sehr er von den Socken war, als du dort warst und dass er irgendwie seltsam ist, seit er weiß, was du alles erreicht hast. Ich lass dich da nicht hin, auf keinen Fall. Dann habe ich keine ruhige Minute mehr“, scheint sie ganz außer sich über meine Information und glaubt tatsächlich, dass sie mich davon abbringen könnte, was mich nur leicht schmunzelnd meinen Kopf schütteln lässt.
„Lass es, Süße. Ich werde fahren. Ob es dir gefällt oder nicht. Ich gebe nicht einfach so auf und lasse mich wie ein ausrangiertes Ersatzspielzeug behandeln. Und ich will mir verdammt noch mal diese Jennifer persönlich etwas genauer ansehen“, schnaufe ich in den Hörer und streiche mir nebenbei zwei Termine in meinem Kalender an, die ich vielleicht besser verlege, um nicht unter Zeitdruck zu geraten und eventuell auch noch meine Oma in der Klinik besuchen kann.
„Aber … dann nimm wenigstens jemanden mit. Chris von mir aus, oder Robert“, schluckt sie eindeutig ihren Widerspruch herunter und versucht es jetzt auf die Beschützertour, was mich abermals schmunzeln lässt und mich unmittelbar auf eine fantastische Idee bringt.
„Würdest du mir erlauben mit deinem Chris Händchen zu halten?“, grinse ich in den Hörer, weil ich ihre Antwort ohnehin schon kenne und muss lachen, als ein ziemlich empörtes: „Du spinnst wohl?“, in mein Ohr dringt.
„Dann nehme ich Robert mit“, flöte ich geradezu und kann es jetzt kaum mehr erwarten, endlich wieder in mein altes Heimatdorf zurückzukehren und meiner Vergangenheit einen letzten Besuch abzustatten.
„Was hast du vor?“, kann Bea ihre Neugierde natürlich nicht unterdrücken, auch wenn eine gewisse Skepsis in ihrer Stimme mitschwingt.
„Nichts. Ich habe nur beschlossen, auf deinen Rat zu hören und werde Robert fragen, ob er mitkommt. Ich muss Schluss machen, Süße, ich meld mich später. Hab dich lieb. Kuss und bleib anständig“, beende ich hastig das Telefonat, bevor sie mir
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