Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
doch noch in den Ohren liegt, dass ich irgendwas im Schilde führe und bis ins kleinste Detail informiert sein will. Wobei ich nicht einmal wirklich etwas Konkretes geplant habe, weil es meist sowieso nie so läuft wie ich es mir vornehme und ich viel lieber improvisiere, wenn es soweit ist. Das lässt mir doch noch etwas Zeit und ich muss mich an keinen strikten Plan halten, der vielleicht dann an der Umsetzung scheitert, wenn irgendwas nicht ganz so läuft wie erwartet.
Weshalb ich mit schon deutlich besserer Laune die Boutique „Herr von Eden“ betrete, um mich nach einem angemessenen Outfit umzusehen. Immerhin durften wir uns neulich bei einem Auftrag für dieses Label von der Qualität und dem ausgesprochenen Chic der Marke überzeugen, sodass ich jetzt einfach mal davon ausgehe, hier etwas Passendes für mich zu finden. Was mir beinahe auf der Stelle förmlich ins Auge springt, als ich meinen Blick durch das edle Geschäft schweifen lasse, und mich vollkommen entzückt diesen Tag doch noch lieben lässt.
Ich hoffe natürlich mit meiner Wahl nicht zu dick aufzutragen und verlasse zwei Stunden später, komplett vermessen und mit dem Versprechen den Anzug bis spätestens morgen zehn Uhr in unser Studio zu liefern, das Geschäft, nur um erneut einen gefühlsmäßigen Dämpfer zu bekommen, als ich auf der anderen Straßenseite Holger entdecke. Genau wie er mich, wobei sich sein Gesichtsausdruck merklich verfinstert, ehe er seltsam überheblich grinst und mir einen unangenehmen Eindruck bereitet. Trotzdem versuche ich mich an einem neutralen Lächeln, um mir gar nicht erst anmerken zu lassen, wie aufgewühlt und überfahren ich mich gerade fühle. Weil ich es hasse, in eine solche Begegnung vollkommen unvorbereitet zu geraten.
Viel zu schnell für meinen Geschmack hat er die Straße überquert und bietet mir so keine wirkliche Gelegenheit, mich irgendwie zu wappnen, egal was da jetzt kommen mag. Doch was immer ich mir auch gedacht oder womit ich gerechnet habe, ist nichts im Vergleich zu dem, was ich hier gerade erlebe. Weil Holger, schneller als ich reagieren kann, seine Lippen verlangend auf meine presst und mich so fest an sich zieht, dass ich kaum eine Möglichkeit habe, mich dagegen zu wehren. Immerhin ist er mir körperlich ziemlich überlegen und nutzt das auch für sich aus, ehe er nur ein klitzekleines bisschen Abstand zwischen uns zulässt und mich anstrahlt wie die aufgehende Sonne im Frühling.
„Holger“, entweicht es mir in einem ungläubigen Ton, ohne dass ich einen anständigen Satz zustande bringe, weil er mich mit dieser Aktion noch viel mehr überrascht hat, als den Morgen in meiner Wohnung, wo Marc da war und ich eigentlich davon ausgegangen bin, nie wieder irgendwas von ihm zu hören, weil er die ganzen letzten sechs Wochen wie vom Erdboden verschwunden war. Kein einziger Anrufversuch oder dergleichen, was mich zugegeben nicht wirklich gestört hat, da ich es bequemer fand, als wenn ich ihm erklären müsste, dass die Sache zwischen uns keine wirkliche Zukunft hat.
Doch irgendwie scheinen wir da unterschiedlicher Ansicht zu sein, denn Holger wirkt eher so, als hätte ich ihm gerade einen Heiratsantrag gemacht und einen ganz kurzen Augenblick muss ich überlegen, ob ich vielleicht tatsächlich ohne mein Wissen gerade irgendwas in der Art von mir gegeben habe. Was mich mächtig an meinem Verstand zweifeln lässt und mir nur zu deutlich macht, wie denkunfähig mich die Aussicht auf Melissas Hochzeit macht, weil ich dort garantiert zwangsläufig Marc über den Weg laufen werde. Ohne sein Wissen natürlich, denn ich habe gerade für mich entschieden, unangemeldet dort aufzuschlagen, um den Überraschungsmoment genauso für mich auszunutzen, wie Holger es gerade bei mir getan hat.
„Hör zu, Ben. Ich hab dir jetzt lange genug Zeit gegeben, um dich zu finden und bin so wahnsinnig froh, dass wir endlich eine richtige Beziehung führen können. Ich weiß, wie durcheinander und unsicher du warst und verstehe, dass dich dieser Mistkerl vollkommen überrumpelt hat. Ich nehme es dir nicht übel, weil ich ja weiß, dass du dich einfach nur nicht gegen ihn wehren konntest. Du bist viel zu sensibel und rücksichtsvoll für so einen Typen. Ich hätte dich nicht einfach mit ihm alleine lassen dürfen, aber ich werde ab jetzt auf dich aufpassen und nie wieder jemanden so sehr in deine Nähe lassen, dass er dich belästigt oder so. Wir vergessen die Sache mit dem Kerl einfach und fangen ganz neu an. Nur
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