Schatten Der Versuchung
Bewusstsein eingedrungen. In mein Bewusstsein. Sie haben Erinnerungen entfernt und neue eingepflanzt. Sie haben meine Liebe zu meinem Bruder ausgenutzt und meine schönen Erinnerungen an ihn beschmutzt.« Wieder fuhr sie sich mit der Hand über ihren Knöchel. »Und sie haben meinen Körper mit Parasiten verseucht. Ich will nicht, dass sie alles über mich wissen. Sie dürfen sich niemals wieder in mein Bewusstsein stehlen!«
Er stand auf und trat zu ihr. »Die Umwandlung wird dein ganzes Leben verändern.«
Sie stieg in das warme Becken. Das Wasser fühlte sich auf ihrer eisigen Haut heiß an. Selbst innerlich war ihr kalt, und sie hoffte, dass die warmen Quellen ihr Frösteln vertreiben würden. »Mein Leben hat sich schon verändert.« Sie hielt ihm ihre Hand hin. »Zum Besseren.« Ein schwaches Lächeln zeigte sich unerwartet auf ihrem Gesicht. »Ich habe entschieden, dass sich aus dir etwas machen lässt.«
Vikirnoff zog die Augenbrauen hoch. »Etwas aus mir machen lässt?«, echote er, während er zu ihr ins Becken stieg.
Natalya nickte. »Du glaubst doch nicht, dass du damit durchkommst, mich ständig herumzukommandieren, oder? Also, sowie du die Tatsache akzeptierst, dass ich immer recht habe, werden wir glänzend miteinander auskommen.«
Er schüttelte den Kopf. »Angesichts deiner Chancen bist du übertrieben optimistisch.« Er zog sie mit sich ins Wasser, sodass sie bequem an seiner Schulter lag.
»Chancen auf was?« Ihr Kopf fühlte sich schwer an, und sie lehnte ihn an Vikirnoffs Brust.
»Darauf, recht zu haben. Ich gehöre zu den unangenehmen Leuten, die alles wissen. Du hältst mich für herrisch, aber in Wirklichkeit versuche ich nur, dich zu führen, wenn du im Begriff bist, den falschen Weg einzuschlagen.«
»Und du erwartest von mir, dass ich dir für deine brillante Führung danke, nehme ich an?«
»Mir fallen einige Möglichkeiten ein, mit denen du mir zeigen könntest, wie sehr du meine Führung zu schätzen weißt.«
»Darauf möchte ich wetten.« Sie rieb sich unter Wasser den Knöchel. »Das wird nie abgehen, oder? Es ist jetzt Teil meiner Haut.«
»Ich weiß es nicht. Ich bin eigentlich kein Heiler, obwohl ich über einige Grundkenntnisse im Heilen verfüge. Wenn Gregori zurückkommt, können wir ihn bitten, einen Blick daraufzuwerfen. Wenn er das Mal nicht entfernen kann, wenden wir uns an Francesca. Sie lebt in Paris und soll Erstaunliches leisten.«
»Ist es möglich, dass es durch die Umwandlung verschwindet?«
Seine Hand tauchte ins Wasser und legte sich um ihren Knöchel. »Ich wünschte, ich wüsste es. Ich bezweifle es, Natalya. Du bist ganz anders als alle anderen, die ich kenne. Ich habe keine Ahnung, was die Umwandlung bei dir bewirken könnte. Ich glaube nicht, dass sie dir deine magischen Fähigkeiten nimmt. Rhiannon hatte mehr Talent als die meisten Zauberkundigen. Du musst es ebenso von ihr geerbt haben, und es ist genauso stark wie das Magierblut, das dich so mächtig macht. Kein Wunder, dass Xavier dein Blut haben wollte.«
Natalyas Augen begegneten seinem Blick. »Daran hat Razvan ihn früher immer gehindert.«
Vikirnoffs Finger begannen, ihren Knöchel sanft zu massieren.
Natalya entspannte sich ein wenig, und der harte Knoten in ihrem Magen löste sich. Wann war Vikirnoff jemand geworden, der ihr Ruhe und Frieden schenken konnte? Sie strich mit ihrer Hand über seinen Bauch, ohne jede sexuelle Absicht, sondern nur aus dem Bedürfnis heraus, seinen Körper unter ihren Fingerspitzen zu spüren. »Glaubst du, ich hätte gegen Xavier standhalten können, wenn ich an Razvans Stelle gewesen und diejenige gewesen wäre, die zu ihm gehen musste? Wenn Xavier mein Blut genommen hätte?« Sie wollte ihn nicht Großvater nennen. »Glaubst du, Razvan hätte gerettet werden können?«
»Das können wir unmöglich wissen.«
Sie sah so verstört aus und schien so weit von ihrem üblichen selbstbewussten Ich entfernt, dass es ihm wehtat. Vikirnoff rührte behutsam an ihr Bewusstsein, um in ihr zu lesen. Er musste wissen, wie er ihr helfen konnte. Natalya besaß einen eisernen Willen. Razvan war ihr Zwillingsbruder. Sie dachten gleich. Sie beschützten einander. Sie hatten schon in ihrer Jugend schwere Zeiten durchgemacht und einen Weg gefunden, ohne die Anleitung von Erwachsenen zu überleben.
Vikirnoff blickte in ihr Herz und stellte fest, dass sie bis ins Innerste getroffen war.
Razvan war so großmütig gewesen, Xavier sein Blut zu geben. Er hatte seinen Großvater
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