Schatten Der Versuchung
Vikirnoff. Ich kann nicht alles ignorieren, was ich für richtig halte, nicht einmal für dich.«
»Du hältst es für besser, das Buch dortzulassen? Was glaubst du, warum die Vampire nach Frauen mit übernatürlichen Fähigkeiten suchen, die Gegenstände berühren und die Vergangenheit sehen können? Was glaubst du, ist der Grund, warum sich so viele von ihnen hier versammelt haben? Ein Krieg zwischen Vampiren und Karpatianern? Ich denke, ihnen geht es nur darum, das Buch zu finden. Xavier weiß, dass dein Vater in der Nähe der Torfmoore war. Dort wird er suchen.«
»Die Sicherheitsbarrieren werden halten.«
»Wirklich? Von wem hat dein Vater sein Wissen denn bekommen? Bei wem hast du gelernt? Selbst Razvan kennt die Schutzschilde, die du benutzt. Sie werden nicht halten, und ich denke, das weißt du.«
»Dann werde ich das Buch persönlich bewachen. Ich werde es irgendwo anders verstecken, am anderen Ende der Welt, an einem Ort, wo er nie nachschauen wird.«
»Natalya.«
Sie warf den Kopf in den Nacken, sodass ihre Kehle entblößt war, doch ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Ihr Name. Nur ihr Name, mehr nicht, aber eine ganze Fülle von Emotionen in seiner Stimme. »Ich werde das verdammte Buch finden, Vik, doch ich werde es nicht dem Prinzen geben, ehe ich davon überzeugt bin, dass es bei ihm in Sicherheit ist.«
»Das reicht mir, ainaak enyém. Mehr kann ich nicht verlangen.« Er streckte eine Hand nach ihr aus. »Machen wir uns auf die Suche.«
Kapitel 17
D as Torfmoor envies sich unerwartet als genauso schön wie unheimlich. Natalya schritt das Gebiet vorsichtig am Rand ab, dicht an dem Föhrenwald vorbei, wo das Wasser in den Boden sickerte, wieder an die Oberfläche drang und so eine ausgedehnte Sumpflandschaft bildete. Überall wucherte Bleichmoos, dessen zarte Stängel und gefiederte Blätter anmutig über die Wasserfläche hingen und Vikirnoff und sie mit ihren wiegenden Bewegungen näher zu locken schienen. Am Ufer wuchsen Orchideen und ein gutes Dutzend anderer Pflanzen. Der Untergrund war selbst am Rand des Moors schwammig und federnd, und jeder ihrer Schritte erschütterte die Bäume in ihrer Nähe. »Einige dieser Gewächse sind riesig.«
»Es sind fleischfressende Pflanzen. Sie leben von Insekten«, sagte Vikirnoff.
»Trotzdem ... « Natalya betrachtete den Berg, der hoch vor ihnen aufragte und zum Teil in dichten Nebel gehüllt war. Einige der Föhren, die hier in großer Zahl wuchsen, ließen ihre unteren Äste teilweise in den weitläufigen Sumpf hängen, sodass ihre Nadeln zusammen mit dem dichten Pflanzenbewuchs auf der Wasseroberfläche trieben. Sie presste ihre Handfläche auf ihr Muttermal, das sie davor warnte, wenn Vampire in der Nähe waren. »Ich glaube nicht, dass wir beobachtet werden. Witterst du irgendeine Gefahr?«
»Keine Gefahr durch Vampire, aber in letzter Zeit fühle ich es nicht mehr so stark, wenn sie in der Nähe sind. Ich glaube, es hat etwas mit den Parasiten in ihrem Blut zu tun. Ich habe keine Ahnung, wie sie ihre Anwesenheit tarnen, doch es scheint sehr wirkungsvoll zu sein.« Vikirnoff war immer noch unruhig. Der Wald wirkte erdrückend, und der Geruch des Torfs war erstickend. »Kannst du von hier aus die Schutzschilde aufheben, Natalya?« Hier war mehr freier Raum zum Kämpfen, und fester Boden war ihm lieber als das sumpfige Terrain.
»Nein. Ich muss genau an der Stelle sein, wo mein Vater war. Das ist Teil des Schutzes. Falls sie kommen, musst du sie mir eine Weile vom Leib halten, bis ich das Buch geborgen habe. Wenn sie erst einmal wissen, was wir hier suchen, werden sie eher das Moor trocken legen, als aufzugeben.« Das Gebiet war riesig, und überall lauerten Löcher, in denen man einsinken konnte. Im Mondlicht wirkte das stehende Gewässer trotz der vielen Pflanzen, die auf der Oberfläche wuchsen, tief und heimtückisch.
»Du musst sehr vorsichtig sein, Natalya.« Die Bemerkung war überflüssig, aber ihr Zögern zusammen mit dem schweren, bedrückenden Gewicht, das zwischen seinen Schulterblättern lastete, verstärkte seine innere Unruhe.
Natalya warf ihm ein schnelles, freches Grinsen zu. »Vorsicht ist mein zweiter Vorname.«
Vikirnoff runzelte die Stirn. »Das ist eine ernste Situation, Natalya.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich? Darauf wäre ich nie gekommen. Ich dachte, es wäre ein cooles Abenteuer wie in dem Film Das Monster aus der schwarzen Lagune. Der Gedanke, dass es ernst werden könnte, ist mir gar nicht
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