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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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heftigen Schmerz, den er nicht ganz vor ihr verbergen konnte. Sie strich ihm unwillkürlich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn. »Slavica ist Krankenschwester, eine Heilerin. Sie kann dir helfen.«
    »Sie soll sich zuerst um deine Wunden kümmern«, ordnete er an.
    Natalya riss ihre Hand zurück. »Fängst du schon wieder damit an!« Sie ärgerte sich über sich selbst, über das seltsame Gefühl von Rührung, das sie erfüllte, wenn sie ihn berührte. Wurde sie etwa sentimental? »Hör auf, mich herumzukommandieren!« Sie wand sich innerlich wegen ihres barschen Tons und wandte Vikirnoff den Rücken zu, indem sie sich an den schweren Vorhängen vor den Fenstern und der Balkontür zu schaffen machte, um die Morgensonne auszusperren.
    Slavica setzte sich auf die Bettkante. »Er wird mehr als das brauchen, Natalya. Im Küchenschrank steht eine Holzschüssel. Nimm sie und fülle sie mit der nahrhaftesten Erde, die du im Garten finden kannst.« Sie beugte sich vor, um Vikirnoff die Haarsträhnen, die Natalya so irritiert hatten, aus der Stirn zu streichen, und legte dabei ihre Hand kurz auf seine kühle Haut. »Sie haben viel zu viel Blut verloren. Ich muss nach Ihrem Prinzen schicken lassen. Er wird wissen, wie man Ihnen helfen kann.«
    Vikirnoff hielt sie am Handgelenk fest. »Sie wissen, was ich bin.« Ja, sie wusste es. Er konnte die Antwort in ihr lesen. Nur wenige Menschen wussten von ihrer Existenz. Dies diente nicht nur zum Schutz der Karpatianer, sondern auch zu ihrem eigenen Wohl. Wenn Slavica über ihre Spezies Bescheid wusste, stand sie unter dem Schutz seines Prinzen. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Slavica Ostojic. Der Name meiner Mutter war Kukic. Und Sie sind ... ?«
    Bevor er antwortete, forschte er lange und gründlich in ihrem Bewusstsein und stellte ungläubig fest, dass diese Frau eine enge Freundschaft mit dem Prinzen seines Volkes verband. Er hatte Gerüchte darüber gehört, dass Mikhail Dubrinsky Freunde unter den Menschen hatte, aber es kam nur äußerst selten vor, dass Menschen die Geheimnisse ihrer Art anvertraut wurden. »Vikir-noff von Shrieder.« Nur zögernd nannte er seinen Namen, nicht imstande, seine angeborene Zurückhaltung gänzlich zu überwinden. Er war ein Mann weniger Worte, der sich nur auf sich selbst verließ und sofort zur Tat schritt, wenn es nötig war. Diese Situation war ungewohnt, und er musste sich Schritt für Schritt vortasten.
    »Das Gasthaus ist seit hundert Jahren im Besitz meiner Familie. Mikhail Dubrinsky half meiner Mutter, es zu halten, als die Lage in unserem Land sehr schwierig war. Er ist von jeher ein Freund der Familie gewesen, und wir haben diese Freundschaft stets hoch geschätzt.«
    Vikirnoff hatte Mühe, sich auf die Erklärung der Frau zu konzentrieren. Sein Hunger war nahezu überwältigend. Der Herzschlag der Frau hallte durch das Zimmer und dröhnte in seinem Kopf. Der Geruch ihres Bluts war eine unwiderstehliche Versuchung, und jeder Instinkt, den er besaß, drängte ihn dazu, Nahrung zu sich zu nehmen, um sein Leben und das seiner Gefährtin zu retten.
    Slavica beugte sich dicht über ihn, und sein Blick heftete sich sofort auf ihre Halsschlagader, die ihn mit ihrem verführerischen, pochenden Rhythmus anzulocken schien. Vikirnoffs Mund wurde trocken, und seine Eckzähne wurden länger. Einen Moment lang verharrte er dicht vor ihrem Hals. Er brauchte ihr Blut, brauchte es mehr als alles andere. Dann zog er sich abrupt zurück. Er würde nicht das Blut einer Frau nehmen, die unter dem Schutz seines Prinzen stand. Um den furchtbaren Hunger zu verdrängen, versuchte er, sich auf seine Gefährtin zu konzentrieren.
    Natalya zupfte die Vorhänge zurecht, doch Vikirnoff konnte deutlich spüren, wie aufgewühlt sie war. Das Zimmer drehte sich vor seinen Augen, als er dem Aul und Ab des Blutes lauschte, das durch ihre Adern rauschte. Sein Instinkt befahl ihm, sie zu beschützen, sie für sich zu beanspruchen. Sein Körper und seine Seele schrien nach ihr, aber sie versuchte sich vor ihm zu verschließen. Ihr Duft steigerte seine Unruhe zu fieberhafter Erregung.
    »Ich muss den Prinzen verständigen«, wiederholte Slavica. »Er wäre verärgert, wenn ich es nicht täte.«
    Vikirnoff schloss seine Augen, die vor Müdigkeit brannten. Ihm war klar, dass seine Verletzungen ihn daran hindern könnten, Mikhail Dubrinskys Sicherheit zu gewährleisten. »Der Prinz ist in Gefahr. Sagen Sie ihm das. Es ist viel wichtiger, als sich um meine Wunde zu sorgen. Ich

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