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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Bergabhang hinunter. Natalya war sehr vorsichtig, als sie sich den Bauernhöfen näherte und dabei offenes Land durchquerte. Viele der Bauern begannen schon ihr Tagewerk. Zweimal bellten Hunde sie an, bevor sie abrupt verstummten und zurückwichen. Beide Male spürte Natalya eine wachsende Konzentration von Macht und wusste, dass Vikirnoff die Tiere zum Schweigen gebracht hatte.
    Sie hatte sich dazu entschlossen, Vikirnoffs Leben zu retten, und das hieß, dass sie ihm Blut geben musste, ob sie wollte oder nicht. Sowie sie diese Entscheidung getroffen hatte, sah sie es vom rein praktischen Standpunkt. Sie war zum Teil Karpatiane-rin, und sie hatte zum Überleben Blut gebraucht. Natalya nahm nicht sehr oft Blut zu sich, aber wenn es erforderlich war, hatte sie keine Bedenken, es zu tun. Sie ließ den beinahe bewusstlosen Vikirnoff neben einem Heuhaufen liegen und näherte sich einem Bauern, den sie mit einem Zauber der Magier beruhigte, bevor sie sein Blut nahm.
    Im Gegensatz zu reinen Karpatianern konnte sie die Erinnerungen des Bauern nicht löschen. Sie versuchte, sie zu verschleiern, sodass sie wie ein Traum schienen, aber zweifellos würden sich in der Gegend bald Gerüchte über Vampire verbreiten. Wichtig war jedoch vor allem, Vikirnoff in ihr Zimmer zu bringen, weg von der Sonne und von den Leuten, und zwar so schnell wie möglich.
    In der Nähe des Gasthofs bettete sie ihn im Schutz eines Gebüschs auf den Boden, nahm ihre eigentliche Gestalt an und zog sich hastig an. »Mach bloß keinen Laut! Gestern Abend hat sich ein verdächtiger Typ in der Schenke aufgehalten. Ich weiß nicht, warum er hier ist, aber bei mir haben alle Alarmglocken geschrillt, und die ignoriere ich nie. Ich will nicht das Risiko eingehen, gesehen zu werden, wenn wir hineingehen. Lass mich schnell nachschauen, ob noch alle in ihren Betten sind.«
    Seine Hand tastete nach ihrer. »Du musst das nicht tun.«
    Ihr Herz machte einen seltsamen kleinen Satz, was sie ausgesprochen irritierend fand. »Rühr dich nicht!« Natalya entzog ihm ihre Hand und wischte sie an ihrer Lederhose ab, um das eigenartige Prickeln loszuwerden, das er immer, wenn er ihre Haut berührte, auszulösen schien.
    »Es wird allmählich hell.« Natalyas Stimme klang ungewohnt rau. Sie räusperte sich. Die Berührung seiner Finger auf ihrem nackten Handgelenk schien viel zu intim gewesen zu sein. »Wir müssen rein, bevor die Sonne aufgeht. Wir haben zu lange gebraucht, hierherzukommen. Die Bauern arbeiten schon. Wir müssen uns verstecken. Ruh dich einfach ein bisschen aus, während ich mich umschaue.«
    Sie klang schroff, das wusste sie, aber ihre Gefühle für Vikirnoff waren völlig neuartig für sie und erschreckend intensiv. Sie wollte weder Mitleid empfinden für seine furchtbaren Wunden noch Bewunderung für seine stoische Weigerung, auch nur einen Laut der Klage von sich zu geben. Sie brauchte es, emotional ständig auf Distanz zu sein. Schon dass sie Vikirnoff gerettet hatte, gab ihr das Gefühl, ihren Bruder schmählich verraten zu haben.
    Aber sie hatte den Karpatianer nun mal gerettet, und jetzt war sie für ihn verantwortlich. Natalya nahm ihre Pflichten nicht auf die leichte Schulter. Vorsichtig witterte sie in die Luft und suchte nach Anzeichen, ob schon jemand auf den Beinen war. Da sie nur Slavicas Geruch in der Küche wahrnahm, stieß sie geräuschlos die Tür auf und betrachtete den großen Raum.
    Slavica stand an der Spüle und schälte Kartoffeln. Natalya schlich sich hinter sie. »Du arbeitest zu viel.«
    Die Wirtin fuhr mit Kartoffel und Messer in der Hand herum. »Du bist es! Du hast mir einen schönen Schreck eingejagt, Natalya.« Ihre Augen weiteten sich vor Sorge, als sie Natalya näher anschaute. »Was ist passiert? Bist du verletzt?«
    Natalya stellte fest, dass sie über und über mit Blut beschmiert war. Das meiste davon stammte von Vikirnoff. »Mir geht's gut. Ich habe jemanden bei mir, den ich in mein Zimmer bringen muss, aber ich will nicht, dass uns jemand sieht. Kannst du mir helfen? Er ist verwundet.«
    »Wie schwer?«, erkundigte sich die praktische Slavica.
    Natalya grinste sie an. »Du bist großartig. Danke. Er ist mächtig angeschlagen und hat viel zu viel Blut verloren, doch ich kann ihn nicht ins Krankenhaus bringen.«
    »Es gibt eine Geheimtreppe«, vertraute Slavica ihr an. »Wo heute unser Gasthof steht, befand sich früher ein Kloster, und ein Teil des alten Gebäudes blieb erhalten und wurde ins Gasthaus integriert. Nur

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