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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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plötzliche Erscheinen des BattleMechs, indem sie nach einem Fluchtweg suchte. Tara hieb mit dem Beil zu und erwischte den Schweber seitlich. Er sank zu Boden. Das Heck des Luftkissenfahrzeugs prallte auf den Boden und schleuderte einen Funkenregen auf, der auf ihrem noch immer auf Infrarotbasis arbeitenden Sichtschirm besonders grell leuchtete.
    Sie senkte den Tomahawk in die Hocke, schob die gewaltige linke Mechhand unter die Schürze des Fuchs und warf ihn um. Der war außer Gefecht, aber noch reparabel. Der verbliebene Schwebepanzer suchte das Weite und sauste mit Höchstgeschwindigkeit davon.
    Tara Campbell hob den Mech mit den Sprungdüsen in die Luft. Aus dem Flug zielte sie und löste die Lichtkanone aus. Der Stahlwolf-Schweber zerplatzte, noch während er in einem verzweifelten letzten Gegenschlag drehte und mit Laser und Maschinengewehren zurückschlug.
    Energiebahn und Kugelhagel zerschnitten harmlos die Luft über dem Kopf des Tomahawk, als dieser zurück auf den Boden sackte und dem umgekippten zweiten Schwebepanzer einen Hieb mit der Breitseite des Beils versetzte. Der Schlag quetschte den Rumpf des Fahrzeugs auf etwa die Hälfte der ursprünglichen Höhe zusammen. Jetzt hatte auch dieser Fuchs nur noch Schrottwert.
    Zeit zu gehen, dachte sie. Beim Durchbrechen der Hallenwände hatte sie die Außenantennen des Batt-leMechs abgerissen, was die Reichweite des Kommsystems verringerte und die Meldungen, die sie hören konnte, mit Störungen überlagerte. Sie lief um die nächste Ecke, zurück in Richtung der eigenen Reihen.
    Und dort, in der Gasse neben der Federlagerfabrik, wartete ein Tundrawolf: fünfundsiebzig Tonnen sprungfähige, laser- und raketenbestückte Mordmaschine. Und auf seinem Torso prangte der geifernde metallene Wolfskopf der Stahlwölfe.
    Tomahawk und Tundrawolf sprangen gleichzeitig und trafen in der Luft aufeinander. Das Beil des Tomahawk krachte in die Panzerung seines Gegners, dann stürzten beide Maschinen ab. Tara Campbell trieb ihre Maschine auf den Tundrawolf zu und versuchte ihr Heil im Nahkampf. Die mittel schweren Laser im rechten Arm des Stahlwolf-Mechs lagen auf der l ink en Torsoseite der Highlander-Maschine an, feuerten, brannten sich in die Panzerung. Tara trat mit dem Mech nach links aus, um den Gegner davonzustoßen, dann wirbelte sie herum und zog in einem verzweifelten Versuch, ihm die Beine zu zertrümmern, das Beil waagerecht mit.
    Plötzlich wurde der Tundrawolf ohne Vorwarnung von einer Wolke aus Feuer und Qualm eingehüllt. Ein Rudeljäger feuerte aus kurzer Entfernung die PPK in seinen Rücken ab. Der Clanner sprang davon, über Tara hinweg. Es war kein Angriff, es war eine Flucht. Er stürmte so schnell die Mechbeine ihn trugen zurück zu den eigenen Linien.
    »Keine Verfolgung!«, drang Kapitänin Bishops Stimme aus dem Lautsprecher des Funkgeräts. »Es ist ein Trick. Es gibt keinen Flankenangriff.«
    »Mein Funk ist gestört. Wiederholen Sie nach >Es ist ein Trick<.« Nach der Anstrengung des Gefechts und dem knappen Entko mm en hämmerte Tara Campbells Puls in ihren Ohren. Zusammen mit dem Schaden, den die Kommanlage ihres Mechs bei den letzten Aktionen genommen hatte, genügte das, sie an dem zweifeln zu lassen, was sie gerade gehört hatte.
    »Es gibt keinen Flankenangriff«, wiederholte Kapitänin Bishop. »Wir sind verraten worden. Von einem gottverdammten Paladin der gottverdammten Sphäre. Es ist nicht zu fassen. Wir bekommen keine Söldnerunterstützung. Farrell und seine Truppen sind nicht hier, um uns zu helfen. Sie sind hier, um uns umzubringen.«
    »Verstanden. Kein Flankenangriff. Danke, Kapitänin.«
    Tara Campbell streckte die Hand aus und schaltete das Funkgerät ihres BattleMechs ab, bevor Bishop antworten konnte. Sie würde das Gerät bald wieder einschalten müssen. Man wartete auf ihre Anordnungen, und sie blieb die Kommandeurin der Verteidiger, selbst jetzt, wo das Undenkbare geschehen war und sie alle verraten und verkauft waren. Aber zumindest ein paar Minuten konnte sie sich nehmen, um in der Privatsphäre der undurchdringlichen Metallhülle des Tomahawk mit ihrem privaten Schmerz, dem persönlichen Verrat zu kämpfen.
    Februar 3134, Winter
    Kapitänin Tara Bishop und die Countess of Northwind erreichten Oberst Ballantraes Befehlsstand und schalteten die Mechs ab. Sie stiegen aus und betraten verschwitzt und müde das Gebäude.
    Kapitänin Bishop hatte erneut Grund, sich über die Entscheidung zu freuen, den Wintermantel mitzunehmen.

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