Schatten der Zitadelle (German Edition)
erwartete sie bereits der König. Blut spuckend sagte er rasend:
"diese Missgeburten haben mein Sohn! Ich werde sie… jeden einzelnen… Nein!" Er versuchte, sich zu beruhigen, was ihm angesichts seines Verlustes erstaunlich gut gelang.
"Was… ach ja. Ihr wart wegen eurer Bitte um Hilfe hier. Ich habe schon von euren Problemen gehört, aber verdammt noch mal - wir befinden uns im Krieg und mein Kind wurde entführt. Die Angriffe erfolgen in immer kürzeren Abständen und lange halten wir nicht mehr durch. Wir wissen, dass die Ghule tief unten hausen, in den Tunneln, die älter sind als unsere Urahnen. Bis vor einer Weile lebten wir mehr oder weniger friedlich nebeneinander, doch irgendetwas hat sie gegen uns aufgehetzt.
Ich weiß ich verlange viel… doch könntet Ihr, Broxx und Eure Gefährten in die Brutstätten der Ghule vordringen und herausfinden, was sie gegen uns aufbringt? Ihr scheint mir erfahrene Krieger zu sein und im Vergleich zu meinen Männern seid ihr halbwegs ausgeruht."
"Wir werden euch helfen", sagte Broxx entschlossen
"Ich danke euch. Aber ihr solltet sofort aufbrechen. Ihr wisst, unter welchem Zeitdruck wir stehen."
***
Nach einer kurzen Stärkung starteten die Kämpfer einen Ausfall. Die Zwerge halfen den Gefährten sicher durch die feindlichen Linien zu gelangen. Zum Glück streifen nur noch vereinzelte Gegnergruppen durch die blaugrün erleuchtete Höhle, die sie schnell beseitigen konnten.
So erreichten sie die äußeren Tunnel recht schnell und ohne Verluste. Sie verabschiedeten sich von ihren Begleitern und begannen den Abstieg in den Untergrund. Eine Kristalllampe, die sie aus der weißen Stadt mitgenommen hatten, leuchtete ihnen dabei den Weg. Am Anfang hielten die Gänge noch ihre sauber herausgearbeitete Form bei, aber je tiefer sie vordrangen, desto gröber waren sie gehauen. Viele Jahrhunderte schienen sie alt zu sein und Spinnweben bedeckten die Wände. Seit geraumer Zeit hörten sie das immer lauter werdende Geräusch von Trommeln im Untergrund, dem sie folgten, um zu den Nestern der Ghule zu gelangen.
Broxx steckte an die Seiten alle paar Schritte einen leuchtenden Kristall aus der Höhle von Dan Norocch, um später den Weg zurück zu finden. Es war stockdunkel in den Tunneln, nur die Lampe spendete ein wenig Licht.
Nach einigen Stunden wurde es langsam heller. Bald erreichen sie eine Reihe von weiteren, von Kristalllicht erleuchteten Gängen. Als sie hindurchgingen, fielen Broxx links und rechts an den Seiten dunklere, kleine Höhlen auf, die von einer Art Dämmmaterial aus Sand und Kieselsteinen abgedeckt waren.
"Seht mal hier", bemerkte er.
Neugierig hielten die anderen inne und betrachteten das Gebilde ebenfalls. Der Mor'grosh begann einfach darauf los zu buddeln. Einige Fuß tief im Geröll fand er ein ovales Objekt. Seine Oberfläche war weich und übersäht mit roten Punkten auf violettem Grund.
Bevor er es genauer untersuchen konnte, nahm Elune ihm den Gegenstand aus den Händen und stach hinein. Dann schnitt sie ihn in der Mitte durch.
Sie zeigte allen den Inhalt: zusammengekauert lag ein junger Ghul in dem Ei.
Das ist also die Brut der Ghule…
jetzt erst bemerkte er die Zeichen rund um die Nester. Wenn man nur flüchtig hinsah, hielt man es für bloße Kratzspuren, doch bei genauerer Betrachtung konnte man primitive Abbildungen von Kreaturen erkennen. Mehrere Arme fügten sich an einen runden Körper, der nur halb dargestellt war.
Sie verfügen also durchaus über eine gewisse Intelligenz. Vielleicht gelingt es uns ja, mit ihnen zu kommunizieren.
Er deutete auf die Zeichen. Als die anderen es betrachteten verzog Margha das Gesicht.
Auf Broxx Frage, was sie beschäftigte, antwortete die Halborkin:
"Ich habe ähnliche Zeichnungen schon gesehen. In Büchern von Legenden und Mythen. Sie sprachen von etwas Uraltem, durch und durch bösen, das lange vor unserer Zeit in die tiefsten Abgründe unserer Welt verbannt wurde. Die Bezeichnung der Orks und der Mor'grosh für diese Wesen ist Lo Darrgh, die Tyrannen. Die Elfen nennen sie Gun'eatha, 'die Ältesten' und die Menschen und Zwerge glauben, dass sie einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, wenn man sie sieht. Jedoch gibt es keinen Bericht von einem Augenzeugen."
Broxx erschauderte. Er erinnerte sich an Geschichten, die er als Kind erzählt bekommen hatte. Die Ältesten hatten von den Schlimmsten aller Kreaturen gesprochen.
"Was hat das zu bedeuten?", fragte er.
"Ich weiß es nicht.
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