Schatten der Zitadelle (German Edition)
Weg begrüßten ihn mehrere Mor'grosh und hielten ihn auf, um zu fragen, wie es ihm ergangen war. Dadurch, dass sich die Nachricht seiner Rückkehr so schnell verbreitet hatte, dauerte es eine ganze Weile, bis Broxx in den Wald gelangte, der die Siedlung säumte.
Dafür wurde er aber mit einem wunderschönen Landschaftsbild belohnt, als er es geschafft hatte. Goldgelbe, braune und rote Blätter zierten die Baumkronen und den Waldboden. Die Sonne schien ihn von der Seite an und erhellte den Raum zwischen den Stämmen. Trotz des späten Herbst war es angenehm warm und die Vögel zwitscherten fröhlich.
Er ließ sich an einem Baum hinabgleiten und genoss die wärmenden Strahlen.
Herrlich.
Die fühlte er sich einfach wohl. Hier war er zuhause.
Als er die Augen wieder öffnete, bemerkte er etwas, das sich von den Felshängen in seiner Nähe absetzte.
Weiß.
Das entgegenfallende Licht blendete ihn und so konnte er nicht erkennen, was es genau war. Auf jeden Fall war es groß. Sehr groß.
Broxx stand langsam und lautlos auf, versteckte sich hinter den dicken Baumstamm, an dem er gerade noch gelehnt hatte und beobachtete das Etwas aus sicherer Entfernung. Obwohl das Wesen sich mit seiner weißen Körperfarbe kaum im Grell der Sonne absetzte, erkannte Broxx vier Gliedmaßen, die sich wie Beine auf die Erde stützten. Die Kreatur hielt sich gebeugt, ihr Kopf richtete sich auf etwas am Boden. Sie schien den Halbork nicht bemerkt zu haben.
Vorsichtig schlich er näher heran, bis er nur noch wenige Fuß entfernt war.
Die Kreatur beugte sich über einen großen Keiler, der verwundet auf dem Waldboden lag. Ihr mit spitzen Reisszähnen versehenes Maul riss Fleischbrocken aus dem massigen Körper. Die blutverschmierte Schnauze ging in einen breiten Schädel über, den eine silbrige Mähne umsäumte. Majestätisch schüttelte sie sich, wobei die Sehnen und starken Muskeln am Körper hervortraten.
Der Mor'grosh erkannte, welch seltene Kreatur in diesem Moment vor ihm stand. Sein Atem ging schneller. Langsam schob er sich aus seinem Versteck hervor. Ein merkwürdiges Verbundenheitsgefühl trieb ihn dazu, sich dem gefährlichen Raubtier zu nähern.
Als es ihn erblickte, brüllte es furchterregend, aber Broxx blieb gespielt unbeeindruckt stehen. Argwöhnisch beobachtete es ihn.
Sein Herz pochte, aber der Mor'grosh blieb standhaft.
Bedrohlich trat die Kreatur auf ihn zu. Sie strahlte Würde und enorme Gefahr zugleich aus. Als er trotzdem stehen blieb, machte sie kehrt und lief ein Stück von ihm weg. Dann drehte sie sich um und sah ihn an. Die tiefblauen Augen fixierten ihn fest.
Angriffsbereit verharrte das katzenähnliche Wesen, der Halbork erwiderte den starren Blick.
Plötzlich sprang das Tier auf den Halbork zu, aber auch diesmal blieb er stehen, jedoch vor Schreck.
Geschockt erwartete er, dass das riesige Lebewesen ihn unter seinem Gewicht zermalmte, aber das geschah nicht - es kam nur wenige Zoll vor ihm zum stehen.
Noch einmal brüllte es Broxx an. Speichel und der Geruch von warmem Blut und frischem Fleisch umwehte ihn, während ihm ein tiefer Einblick in den mächtigen Rachen der Kreatur gewährt wurde.
Doch er blieb stehen, teils aus Angst, teils aufgrund der spürbaren Verbindung zwischen ihnen.
Anschließend kehrte die weiße Riesenkatze ihm ihren Schwanz mit dem grauen, buschigen Ende zu und verließ die Lichtung auf den mit Klettererkrallen versehenen Pfoten.
Noch bis zur Dämmerung verweilte der Halbork zwischen den herbstlichen Bäumen und verarbeitete das Erlebte.
***
Erst als die Schatten der Berghänge ihn bereits überzogen, realisierte Broxx, dass er den Wald schleunigst verlassen sollte. Das Gebiet um das Dorf war gefährlich, wenn die Kreaturen der Nacht hervorkamen.
Er rannte er den ganzen Weg zurück und erreichte das Haus gerade, als die letzten Sonnenstrahlen hinterm Horizont verschwanden. Hechelnd stützte er sich auf die Knie, um sich zu erholen.
Immernoch schwer atmend öffnete er die Tür und trat ins Esszimmer, wo die anderen schon an dem Eichentisch saßen.
Sichtlich aufgeregt schimpfte Margha:
"Wo warst du denn so lange? Wir dachten schon dir sei etwas passiert!"
"Ganz ruhig, es ist alles gut. Mehr als gut. Aber lasst mich mich erstmal setzen und kurz durchatmen."
Er setzte sich an den gedeckten Tisch, aber war zu aufgeregt, um etwas runterzubringen.
"Ich habe heute einen Spaziergang im Wald gemacht." Er strahlte vor Freude. "Und bin eine Weile eingenickt. Als ich
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