Schatten der Zitadelle (German Edition)
wieder aufgewacht bin, habe ich ein riesiges, katzenähnliches Wesen mit weißem Fell gesehen. Ich habe zwar noch nie zuvor einen getroffen, aber ich glaube es war der Verwandte des Markatosch, der in den flacheren Berglandschaft lebt."
Ungläubig fragte Margha: "Ein Rakatosch? Hier?
Diese Kreaturen sind gefährlich Broxx! Deshalb haben die Orks sie ja auch beinahe ausgerottet. Du hast wohl eines der letzten lebenden Exemplare gefunden."
"Ich weiß, dass sie äußerst gefährlich sind. Aber stell dir vor, ich stand ungeschützt vor ihm. Irgendwie zog es mich zu ihm. Und das einzige, was er getan hat, war, zu versuchen, mich einzuschüchtern. Er hat mich nicht angegriffen."
"Bist du verrückt? Du lieferst dich ihm einfach aus? Einem Raubtier mit einer Schulterhöhe doppelt so groß wie du selbst?"
"Ich konnte nichts dagegen tun. Es war wie ein Sog, der mich nicht mehr losgelassen hat."
Darauf wusste keiner etwas zu sagen, bis Broxx hinzufügte: "Morgen muss ich wieder dorthin. Ich muss ihn noch einmal sehen."
Zwar schauten die anderen wenig verständnisvoll, aber keiner wandte etwas ein. Sie hatten verstanden, wie wichtig Broxx die Sache war. Außerdem lenkte es ihn von seiner allmählichen Verwandlung zum Schatten ab.
So schenkten sie die Aufmerksamkeit einem anderen Thema, auch wenn der Mor'grosh sich kaum beteiligte.
Zu sehr beschäftigten ihn die Erlebnisse des Tages, weswegen er früh zu Bett ging.
Erschöpft fiel er schließlich in die Federn und beschloss den Tag mit einem letzten Gedanken.
Ich werde morgen nach dem Rakatosch suchen.
***
Schon stundenlang durchstreifte der Mor'grosh die bunt gefärbten Wälder.
Zwar genoss er die frische Luft und die Ruhe, aber es wurmte ihn, dass keine Spur von dem Rakatosch zu finden war, obwohl er gefühlt jeden Baum im Umkreis von hundert Meilen untersucht hatte.
So schienen die dunkelgelben Strahlen der Nachmittagssonne schon durch das Astwerk über ihm, als er immer noch auf der Suche nach einer Fährte routiniert mit einem Stock durch die Blätter am Boden wühlte.
Neugierde weckte sich in ihm, als er auf etwas Hartes stieß.
Wahrscheinlich nur ein Stein. Aber man weiß ja nie.
Er hob den Gegenstand auf. Eine glatte Oberfläche verbarg sich unter einer Schicht Erde. An einem Ende spitz zulaufend war es wie ein Hühnerei in Broxx' Hand. Es fühlte sich brüchig und nachgiebig an, wie ein morscher Ast. Bei genauerer Betrachtung erkannte er, dass es zu irgendeinem Tier gehören musste. Er untersuchte die Stelle am Boden genauer.
Aha. Blut. Und die Spur geht in diese Richtung.
Also folgte er dem roten Pfad auf dem feuchten Waldboden. Sie führte ihn zurück zu jener Lichtung, in deren Nähe er am Vortag gedöst hatte. Mehrere Male hatte er schon dort vorbeigeschaut, aber er fand nichts.
Jetzt lag dort, sich an seiner Beute, einem großen Grauhirsch, labend, der Rakatosch, majestätisch wie am Tag zuvor. Er strahlte Anmut und Gefahr wie kein anderes Tier, dem Broxx bisher begegnet war; und er hatte auf seinen Reisen schon fast jedes Tier in Korrha einmal getroffen.
Wieder spürte er dieses Gefühl. Es war schon lange her, dass es ihn überfallen hatte.
Während er sich wieder unwillkürlich auf das löwenähnliche Wesen zu bewegte, musste er an Theta denken, doch es schmerzte nicht mehr. Im Gegenteil durchlebte er noch einmal all die wunderschönen Augenblick mit ihr.
Spielen im Wald. Das harte Training. Nachts wach liegen und Geschichten erfinden, während die Bärin aufmerksam zuhörte. Aneinander gekuschelt einschlafen.
In diesem Moment wusste Broxx, dass er jetzt mit Theta abschließen konnte. Er fühlte sich befreit.
Wieder zurück in der Wirklichkeit bemerkte der Mor'grosh, dass er nur noch etwa einen Schritt von dem Rakatosch entfernt stand. Dieser betrachtete ihn neugierig, jedoch keinesfalls feindselig oder angriffslustig.
Seine tiefblauen Augen übten wieder diesen magischen Sog auf den Halbork aus. Zoll für Zoll bewegten sich nun der Kopf des Raubtiers und die von der Seuche verfärbte Hand aufeinander zu, bis sie sich schließlich leicht berührten. Beide zuckten augenblicklich voneinander weg, doch gingen sofort wieder aufeinander zu.
Dann legte Broxx die flache Hand auf Schnauze und Stirn des Wesens. Er atmete gleichmäßig ein und aus und genoss die Berührung sichtlich.
Nach einigen Minuten, die sie so verharrten, löste sich der Gebirgsräuber sanft. Er erhob sich, wobei die kontrollierte Kraft des sehnigen Körpers
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