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Schatten der Zitadelle (German Edition)

Schatten der Zitadelle (German Edition)

Titel: Schatten der Zitadelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Mayerle
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dorthin, um sie zu sehen.
    Aus Interesse wurde Zuneigung und aus Zuneigung wurde Liebe.
    Sie trafen sich immer häufiger, heimlich.
    Doch eines Tages waren sie auf dem Markt. Sie genossen gemeinsam die Vielfalt der Waren, als der Erbe plötzlich von einem der Häscher seines Vaters entdeckt wurde.
    Er hoffte, er würde nicht verraten werden, aber er wurde enttäuscht.
    Sein Vater war außer sich, denn die vermeintliche Magd war in Wahrheit die einzige Tochter des verfeindeten Herrschers. Als der Sohn sich weigerte, seine Angebetete aufzugeben, belegte der Patriarch, ein mächtiger Magier, die beiden mit einem Fluch:
    Würden Sie sich erneut berühren, so verwandelten sie sich in leblose Bäume.
    Monatelang verhinderte der Fluch, dass die Liebenden sich wiedersahen, doch irgendwann wurde die Sehnsucht zu groß.
    Eines Nachts, es war Vollmond, hielt der Erbe es nicht mehr aus. Er drang vor ins feindliche Gebiet, in Schlafgemach seiner Liebsten.
    Gemeinsam mit ihr floh er aus dem Königreich, weit in den Norden, bis an den Rand des Gebirges.
    Eine Weile lebten sie dort. Zusammen, jedoch ohne sich berühren zu dürfen. Doch das Verlangen nach einer liebevollen Umarmung, einem leidenschaftlichen Kuss übermannte sie.
    Und so gingen sie zum schönsten Ort ihrer neuen Heimat wo sie einige wundervolle Stunden verbrachten und küssten sich schließlich im Licht der untergehenden Sonne.
    In dieser Position erfüllte sich der Fluch und sie verwandelten sich in Bäume.
    Bis heute stehen sie hier. Gemeinsam, ineinander verschlungen."
    Die Illusion der jüngeren Dora verschwand.
    Broxx fand sich in der Realität wieder, wo Margha von der Geschichte verzaubert neben ihm im Gras lag.
    Nach einer Weile sagte sie:
    "Ich würde auch lieber für immer in den Armen meines Geliebten als Baum stehen, als ihn nicht berühren zu dürfen. Lieber eine einzige Berührung und dann vergehen als ein ganzes Leben ohne." Sie sah ihm tief in die Augen. Unergründlich wie der Ozean und gleichzeitig warm wie die strahlende Sonne wirkte ihre Iris.
    Broxx hatte den Drang, der Mor'grosh seine Liebe endlich zu gestehen, doch als er dazu ansetzt, versagte ihm die Stimme.
    „Wir sollten zurück zum Dorf“, brachte er schließlich hervor.
    Noch lange verfluchte er sich für seine Feigheit, doch dennoch würde ihm dieser Morgen für immer in Erinnerung bleiben.
     

     

    ***
     

    Nach dem Ausflug mit Margha begab sich Broxx ein weiteres Mal in den Wald um jene besondere Kreatur der beiden Vortage wieder zu treffen.
    Erneut wanderte er zu jener bedeutungsvollen Lichtung, wartete den ganzen Tag, bis schließlich der Rakatosch mit seiner Beute im Schlepptau zurückkehrte. Sein Herz pochte schneller. Das mächtige Raubtier ignorierte ihn einfach und legte sich neben ihn, um zu fressen. Ein gutes Zeichen. Es vertraute ihm. Dann wagte der Mor'grosh das Undenkbare.
    Während er seine Beute verschlang, strich er ihm durch das Fell und nahm ein Stück von dem Keiler, um davon zu essen. Dass das Fleisch noch roh war, nahm er für seine Sache in Kauf.
    Der Rakatosch betrachtete ihn argwöhnisch, aber unternahm nichts.
    Langsam aber sicher beruhigte sich Broxx. Offensichtlich hatte er die Zuneigung seines Gegenübers gewonnen.
    Den ganzen Abend verbrachten die beiden auf der Lichtung. Als die Nacht hereinbrach, sammelte Broxx einige trockene Äste, um ein Feuer zu entfachen. So konnten sie hier übernachten. Er wusste, dass Rakatosch eigentlich in Höhlen lebten, aber er spürte auch, dass dieser bei ihm bleiben wollte. Nach getaner Arbeit setzte er sich in den wärmenden Schein der Flammen und lehnte sich mit dem Rücken an dem massigen Körper der Kreatur.
    Die Auf- und Abbewegung ihres Bauches beim Atmen beruhigte den Mor'grosh.
    "Hmm...“, sagte er abwesend und starrte in das tänzelnde Feuer. "Wie soll ich dich denn nun eigentlich nennen? Wie wär's mit...“ Er überlegte eine Weile.
    "Ah! Ich hab's: Valox. Es bedeutet 'Großer Weißer'. Was hältst du davon?"
    Der Rakatosch schnurrte zustimmend und wohlig, wie eine gewöhnliche Katze beim Kraulen.
    Während sie so da saßen, sah Broxx plötzlich etwas im Dunkeln leuchten.
    Ein paar rote Punkte lugten aus dem nächtlichen Dickicht des Waldes hervor. Zuerst hielt er sie für irgendeine Pflanze, aber sie flackerten unregelmäßig vor sich hin, manchmal plötzlich verschwunden, dann wieder da, oval und etwa so groß wie Walnüsse. Schließlich hielt er nicht mehr aus und bewegte sich vorsichtig auf die

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