Schatten der Zitadelle (German Edition)
unheimlichen Punkte zu. Aus sicherer Entfernung schlug er mit dem Krähenschnabel nach ihnen, doch diese machten unerwartet einen Satz nach hinten.
Dann kreischten sie lauthals und so schrill, dass es ihn schüttelte, so unangenehm war der Ton.
Als das merkwürdige Wesen aufgehört hatte, ploppten eines nach dem anderen immer weitere Paare zwischen den Bäumen auf und erhellten die Dunkelheit.
In dem schummrigen Licht konnte Broxx endlich mehr erkennen: die roten Punkte waren Augen. Augen von Kreaturen, die wie Levian-Affen aussahen, nur mit wesentlich dunkleren Fell. Die Primaten lebten in den Wäldern in der bergigen Gegend rund um das Dorf der Mor'grosh, aber es war unüblich, dass sie bis ins Tal herabstiegen, denn sie waren zu groß und kräftig, um auf eine arbore Lebensweise im Flachland umzusteigen. Taumelnd wich Broxx zurück und ließ beinahe seine Waffe fallen, als ihn die Erkenntnis kam: die Affen waren mit der Schattenseuche infiziert.
Jetzt bemerkte auch, wie sich die Infektionen seinem eigenen Körper erregte. Leise flüsterten Stimmen in seinem Kopf unverständliche Sätze.
Er ignorierte sie und eilte zurück zu Valox, der im Lager stand und mit gefletschten Zähnen die unnatürlichen Kreaturen bedrohte.
"Auf drei springe ich auf deinen Rücken und du rennst den Pfad da drüben entlang, Valox.", flüsterte Broxx. "Ich halte dir die Viecher vom Leib."
Die Kreaturen rückten näher.
"Eins."
Der Mor'grosh konnte ihren gierig geifernden Atem hören.
"Zwei."
Die ersten Reihen setzten zum Sprung an…
"DREI!“
... und flogen ins Leere, weil Valox zuvor los sprang und die langsameren Affen zurückließ.
Einer hatte sich jedoch am Schwanz des Rakatosch festgeklammert, so dass Broxx ihn mit einem Hieb Reißers die Arme brach und er loslassen musste.
Mit enormer Kraft arbeitete sich die Raubkatze durch den unebenen Wald, stieß sich von Felsvorsprüngen ab und übersprang Gräben.
Bald hatten sie die Verfolger hinter sich gelassen, doch immer wieder glühten neue rote Augenpaare in der Dunkelheit auf.
Als sie schließlich unbeschadet das Dorf erreichen, löste sich die Anspannung in Broxx. Soeben war er auf Valox geritten und sie hatten gemeinsam eine Gefahr überstanden. Das verband ungemein.
Dennoch eilten die beiden schnell weiter zu Dora, die er aus dem Bett riss und ihr hastig von den Ereignissen erzählte.
"Oh nein! Wir müssen schleunigst alle wecken! Wir brauchen Schutz gegen diese Kreaturen, wenn es wirklich so schlimm ist, wie du sagst."
Während sie zum Wachturm hetzte, um die Alarmglocken zu läuten, ritt Broxx zu seinem Elternhaus, um die anderen zu warnen.
Es ist eines der äußersten Häuser… hoffentlich ist ihnen nichts passiert!
Doch seine Befürchtungen hatten sich bewahrheitet: Mehrere Levian-Affen umzingelten das Gebäude.
Furchtlos preschte Valox auf die Feinde zu, traf sie mit seinen Pranken. Broxx sprang von dessen breiten Schultern und hieb den Krähenschnabel nach den Feinden. Todbringend mähte er sich durch die Reihen der langsamen Tiere. Nachdem er die Spitze aus dem letzten Feind zog, betrat er das Gebäude.
Die anderen schienen verwirrt und ängstlich. Margha stürzte auf ihn zu.
"Da draußen ist der Rakatosch, Broxx! Er muss dir gefolgt sein!"
Sie schienen die Ankunft des Mor'grosh nicht beobachtet zu haben.
"Beruhig dich! Beruhigt euch alle beide! Der Rakatosch gehört zu mir. Wir haben Freundschaft geschlossen und er ist mein neuer Begleiter. Sein Name ist Valox."
Verdutzt und skeptisch folgten sie nach draußen. Erst als Broxx unattackiert auf den Rücken der Kreatur gelangte, trauten sie sich ein Stück näher heran.
„Ein wunderschönes Tier", staunte Margha, kann langsam näher und strich Valox dann vorsichtig durchs schneeweiße Fell.
"Steigt auf!"
Sie folgten Broxx' Anweisung, wenn auch sichtlich verängstigt. Es schien ihnen nicht zu behagen, auf einem so großen Raubtier zu reiten, aber dennoch musste es eben schnell gehen.
So ritten sie einmal um das ganze Dorf herum, an der Waldgrenze entlang, um mögliche Gefangene zu befreien und das Wohngebiet zu sichern.
Schließlich gelangten sie zu Dora, die gerade dabei war, die Mor'grosh beim Errichten eines Schutzwalls um die innere Dorfgrenze, also nur die wichtigsten Gebäude, zu koordinieren.
"Wie geht es voran?", fragte Broxx.
"Zu langsam. Wir haben nicht genug Holz und die Levian-Affen sind zu viele."
"Gut. Wir werden versuchen, sie aufzuhalten."
Also machten sie kehrt und ritten
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