Schatten der Zitadelle (German Edition)
"Gipfel der sechs Hufe" genannt wurde. Ihren Segen benötigte Broxx, um die vereinte Macht der Tauren in die Schlacht führen zu können.
Kräftig klopfte er gegen das Tor, das ihm den Weg zwischen den massiven Felswänden hindurch versperrte.
Keine Reaktion.
Er klopfte noch einmal und noch im selben Moment ertönte es vielstimmig von der anderen Seite:
"Tritt ein, Broxx, Sohn des Garthrak."
Der Mor'grosh betrat den Raum und staunte nicht schlecht. Ein gleißend heller Saal breitete sich vor ihm aus, beinahe vollkommen weiß und in leuchtendes Licht gehüllt.
Gleichmäßig verteilt standen drei mannshohe, steinerne Sitze, auf denen sonderbare Gestalten thronten: lange, weiße Haare am ganzen Körper, ein kurzes Paar Hörner am Kopf, darüber eine Krone aus Echtsilber. Seidengewänder fielen wie Wasserfälle bis hin zum Boden und verdeckten den Unterkörper der Kreaturen, die Broxx aus tiefschwarzen Augen heraus anblickten. Als er in diese hinein sah, musste er sich unwillkürlich schütteln und vermochte kaum, den Blick abzuwenden. Sowohl unvorstellbares Wissen, als auch das Bewusstsein um Verantwortung und unauslöschliche Trauer schlugen ihm entgegen.
"Wir…"
"… wissen…"
"… alles…"
"… über…"
"… dich…", sagten die drei Stammesführer abwechselnd und ergänzten sich dabei gegenseitig.
Sie schienen zu wissen, was die anderen sagen wollten und standen in seltsamer geistiger Verbindung. Das Triumvirat war Broxx äußerst unheimlich.
"Eine lange Reise hast du bereits hinter dir."
"Doch dies ist nichts im Vergleich zu der Zeit unseres Bestehens."
"Du siehst… unscheinbar aus.“
„Wir hatten uns mehr erwartet.“
„Dennoch besitzt du eine hohe Überzeugungskraft.“
„Ja. Viele Verbündete stehen hinter dir.“
Langsam reichte es Broxx. Das Geschwafel dieser alten Rinder ging ihm auf die Nerven und er ließ sich schon gar nicht von ihnen als „unscheinbar“ bezeichnen.
Er hatte einen Vorschlag zu machen. Die Zähne zusammenbeißend verbeugte er sich.
„Verehrtes Triumvirat... Ich bin hergekommen, um...“
Plötzlich begannen alle drei Tauren schallend zu lachen.
„Du bist forsch. Das gefällt uns.“
„Einen starken Charakter hast du auch.“
„Du ähnelst deinem Vater sehr.“
„Was!? Ihr kanntet meinen Vater? Er war bei euch?“
„Wir kennen deinen Vater, Broxx.“
„Wo ist er? Was macht er? Wie kann ich ihn finden?“ Das Herz des Mor'grosh schlug höher.
„Wir können dir das nicht sagen.“
„Du musst das selbst herausfinden.“
„Aber...“
„Schweig!“, sagten alle drei gleichzeitig, sehr energisch.
Broxx schwieg.
„Du hast wirklich viel mit ihm gemeinsam.“
„Auch in dir spüren wir großen Hass.“
„Und große Furcht.“
„Furcht zu verlieren.“
„Wenn die Zeit kommt, wirst du vor der Entscheidung stehen.“
„Der richtige oder der einfache Weg, Broxx.“
„Für welchen wirst du dich entscheiden?“
„Wir wissen sehr viel.“
„Vergangenes.“
„Gegenwärtiges.“
„Zukünftiges.“
„Doch das wissen wir nicht.“
„Aber wir wollen es wissen.“
„Die Tauren werden treu an deiner Seite kämpfen.“
„Jetzt geh.“
„Geh und entscheide.“
Schwer bepackt näherten sich die Mor'grosh dem Stadttor. Innah erwartete sie bereits.
Kurz stach es Broxx ins Herz. Lurd und Elune fehlten ihm bei diesem Aufbruch.
Aber er freute sich, den Tauren wiederzusehen. Das letzte mal hatte er ihn getroffen, als sie miteinander über den Fortlauf der Reise diskutiert hatten.
"Daher hast Du deine Waffe!? Die Legende von den Wächtern ist bei den Njorndar und Tauren weithin bekannt. Vor vielen hundert Jahren gab es einen mächtigen Krieger, Gwarr. Er war der einzige, der es jemals schaffte, alle Clans der Nordlinge zu vereinen. Von seinem Zweihänder erzählte man sich sehr wunderliche Dinge: er drang mühelos durch jede Rüstung, führte sich quasi von selbst und er machte den Träger unverwundbar, solange er ihn in Händen hielt. Außerdem leuchtete er rot bei Gefahr. Mit seiner Macht hätte er beinahe ganz Gorehaul erobert, doch die Waffe verschwand auf mysteriöse Weise, als er im Schlaf ermordert wurde.
Dass das Schwert von einem der Wächter stammte, ist kein Geheimnis. Gwarr gab die Geschichte bei Festgelagen zum Besten. Das Aussehen der Kreatur, die er beschrieb, glich haargenau den Darstellungen sämtlicher Mythen.
Und du hast solch eine Waffe Broxx, das erklärt so manches…"
Innah kraulte sich nachdenklich
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