Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten der Zitadelle (German Edition)

Schatten der Zitadelle (German Edition)

Titel: Schatten der Zitadelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Mayerle
Vom Netzwerk:
brutal gegen den nächststehenden Baum. Es war ein merkwürdiges Exemplar, wie sie feststellte, als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte: Der Abdruck ihres Fußes zeichnete sich in tiefem türkisblau schimmernd von der Rinde ab.
    Erstaunt und verwirrt schaute sie sich um, doch alles schien ganz normal - bis auf die Spur auf dem Stamm.
    Immer verzweifelter schlug sie jetzt die Hände vors Gesicht, murmelte in sich hinein:
    "Wo bin ich hier nur gelandet?"
    Die Kraft verließ sie schlagartig, weinend krümmte sie sich am Boden zusammen und schlug gegen die feuchte Erde.
    Ein quälender Gedanke drängte sich in ihren Kopf, während sie sich vorstellte, was passieren würde, wenn sie den Weg zurück nicht fände.
    Ich sehe Broxx nie wieder.
Es umfing sie als allumfassende Wahrheit. Das Schicksal Korrhas, die Seuche und ihr Schamanismus waren ihr in diesem Moment egal. Das einzige, was sie wollte, war wieder in die tiefbraune Iris ihres Reisegefährten zu sehen.
    Sie öffnete die Augen, entschlossen, etwas zu unternehmen.
    - Und staunte nicht schlecht, denn auch der Boden, auf dem sie gelegen hatte, leuchtete türkisfarben.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass auch all die Fußstapfen, die sie auf ihrem Weg hinterlassen hatte, leuchteten.
    Zwar wuchsen die fluoriszierenden Pflanzen erst seit einigen hundert Fuß und sie konnte nicht ihren gesamten Weg zurückverfolgen, aber es gab ihr Hoffnung, einen Orientierungspunkt.
    Also entschloss sie sich, einfach das gesamte fluoreszierende Gebiet nach irgendetwas abzusuchen, das ihr behilflich sein könnte. Durch das schwache Leuchten der Bäume und Sträucher, ja sogar der Pilze in diesem Teil des Leg Annuí konnte sie beinahe so gut sehen, wie am Tag. Und doch schien es irgendwie unwirklich.
    Auf jeden Fall aber bot das Schimmern der Blätter einen atemberaubend Anblick: wie die einzelnen Teile sich gegenseitig erhellten und zu scheinbar noch stärkerem Leuchten anspornten.
    Margha mochte kaum ihre Aufmerksamkeit abwenden, aber sie musste zurück zum Lager finden. Schließlich hatte nicht nur Broxx gesagt, dass im Leg Annuí merkwürdige Dinge geschahen, sondern sie hatte auch viel Unglaubliches gelesen - und eines seiner harmlosen Wunder erlebte sie gerade am eigenen Leib.
    Neugierig berührte sie eine etwa zwei Fuß hohe, pilzartige Pflanze, die orange fluoriszierte.
    Wie aus dem Nichts schwoll diese plötzlich auf die dreifache Größe an, so dass sie Margha weit überragte, und nahm einen blutroten Farbton an. Zu Tode erschrocken rannte Margha davon, weg von den leuchtenden Pflanzen, bis sie schließlich in der Dunkelheit gegen etwas Raues, Hartes und Kaltes stieß.
    Sie tastete es, immer noch verängstigt, vorsichtig ab und konnte das unbekannte Objekt schließlich als Teil einer Mauer identifizieren.
    "Der Erdenmutter sei Dank…", murmelte sie, als sie plötzlich etwas an der Schulter packte. Sie wollte ihren Dolch ziehen, doch die Angst ließ sie erstarren.
    "Ganz ruhig, ich tue dir nichts", beruhigte sie eine sonore Stimme. "Du hast dich verlaufen, ich seh's dir an. Passiert hier häufig. Ich hab' gar nicht so selten Gäste. Komm mit rein, dir ist sicher kalt und du hast Hunger. Außerdem herrscht draußen auch nicht unbedingt eine ermutigende Atmosphäre. Wobei ich ja ganz gerne nachts rausgehe und der Stille lausche. Aber ich rede schon wieder so viel. Sag mir einfach, wenn ich ruhig sein soll, ich nehm's dir nicht übel. Ich hab's lieber, wenn man mir ins Gesicht sagt, wenn man ein Problem mit mir hat."
    Der paustbackige Fremde mit seinem Kinnbart redete wirklich viel, aber für eine warme, sichere Hütte und die heiße Suppe, die er ihr auftischte, war sie gerne bereit, ihm diese Eigenheit zu verzeihen.
    Dennoch blieb sie wachsam. Ihrer Aufmerksamkeit entging nicht, dass der Fremde hin und wieder während des Sprechens gedanklich abschweifte, dass ein absonderliches viereckiges Gerät auf einem Tisch in der Ecke aufgebaut war oder - was sie etwas skeptisch machte - eine eiserne Jungfrau in einer Glasvitrine stand.
    Sie deutete auf das Folterinstrument, tauchte anschließend wieder Brot in die Suppe, schob es sich in den Mund und fragte dann schmatzend:
    "Was ist das denn?"
    "Ach… das ist nur so ein altes Erinnerungsstück an einige Leute, die ich gerne mag.“ Wieder verlor er sich lächelnd irgendwo in seinen Gedanken. Seine Lachfalten bildeten dabei ein feines Muster um die Augenhöhlen.
    Als Margha endlich fertig gegessen hatte, sagte sie ernst: "Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher