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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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brauchte. Für meine Eltern war die Situation schwieriger. Meine Mutter kann noch immer nicht fassen, wie »unverantwortlich« ich gehandelt habe, es sind harte Worte gefallen zwischen uns. Noch immer klingen sie mir manchmal im Ohr. »Ich hätte dir rechtzeitig verbieten sollen, dich mit ihm zu treffen! Wie konntest du so etwas nur tun, ich hätte dir mehr gesunden Menschenverstand zugetraut!« Danach kam es nicht mehr infrage, bei ihr Trost zu suchen. Ich habe mich von ihr zurückgezogen in den letzten Wochen, wir sind uns nicht mehr so nah wie früher.
    Dafür hat mich mein Vater überrascht. Er hat mir von allen in der Familie die meisten Fragen gestellt und wirkte richtiggehend fasziniert von dem, was Last Hope geplant hatte. »Hätte funktionieren können – ihr hattet Pech«, hat er mal zu mir gesagt. »Ich verstehe, dass es eine schwere Entscheidung für dich war, Cat.« Die letzten Wochen hat er nur halbtags gearbeitet, um öfter bei uns zu sein. Es hat sich herausgestellt, dass er der einzige Mensch in der Familie ist, mit dem ich über das Thema Umweltschutz diskutieren kann. Außerdem habe ich gemerkt, wie gut er zuhören kann. Wir fühlen uns wohler miteinander als vor meiner Abreise nach Guyana. Wie konnte ich jemals denken, dass ich ihn hasse?
    Plitsch . Andy hat einen Kieselstein ins Wasser geschnickt, das Geräusch ruft mich in die Gegenwart zurück und zu ihm.
    »Was ist mit dir? Wie hast du das alles überstanden?« Ich schaue ihn von der Seite an. Es ist ungewohnt, Andy so zu sehen, ohne seine Locken – aber die kurzen Haare stehen ihm gut. Irgendwie wirkt er älter, erwachsener als zuvor. Und sein Arm ist gut verheilt, obwohl er diese Narbe sein Leben lang behalten wird.
    »Ich war irgendwie die meiste Zeit damit beschäftigt, Journalisten abzuwehren«, erzählt Andy und verdreht die Augen. »Das hat mich kirre gemacht, irgendwann hätte ich am liebsten selbst ein Gewehr geschnappt und um mich geschossen.«
    Das bringt mich fast zum Lächeln. Andy und eine Knarre? Eher lernen Schweine fliegen. »Haben sie dich nicht abgeschirmt?«
    »Nicht so wie dich. Na ja, aber inzwischen lungern nicht mehr ganz so viele Leute vor unserem Haus herum, und ich habe endlich das Gefühl, dass mein Leben weitergeht. Ich bin bei einem neuen Projekt des Tropeninstituts dabei, wir werden im Kongo forschen.«
    »Cool«, sage ich abwesend.
    »Wie war die Gerichtsverhandlung heute früh?«, wechselt Andy das Thema. »Ich wollte eigentlich kommen, aber ich hatte blöderweise Zwischenprüfung.«
    »War schon okay«, sage ich, obwohl es mich ein bisschen getroffen hat, dass er nicht da war. »Sie haben es mir angerechnet, dass ich über Last Hope ausgepackt habe. Ein Jahr auf Bewährung und ein paar Hundert Arbeitsstunden in einem sozialen oder ökologischen Projekt.«
    Das entlockt uns beiden ein kurzes Lächeln.
    »Und Pancake?«, fragt Andy.
    Meine Gedanken schweifen zurück zu Pancake im Gerichtssaal. Er trägt ein schlichtes graues T-Shirt und Jeans, wild wuchern die Rastalocken um seinen Kopf. Trotzig, mit vor der Brust verschränkten Armen, blickt Pancake den Staatsanwalt an, aber als er nach Falk gefragt wird, schimmern Tränen in seinen Augen. »Ich wollte nicht, dass er es erfährt, und schon gar nicht so«, sagt er auf Deutsch, sein kanadischer Akzent ist stärker als je zuvor. »Wir brauchten das Geld und die Labore von Rondiss, bloody hell, sonst hätte es gar nicht erst geklappt. Aber ich wusste, das konnte ich Falk nicht sagen, er hätte nie zugestimmt. Manchmal fand ich seine Ideale einfach zum Kotzen, was zählen die denn, wenn man sein Ziel gar nicht erst erreicht? Aber ich hätte nicht gedacht, dass Rondiss uns dermaßen linkt.« Seine Stimme wird immer lauter, als die Wut aus ihm herausbricht. »Those bastards«, brüllt er in den Saal, »it’s me they should have shot, what did they think they were doing?« Dann vergräbt er den Kopf in den Armen, sein Anwalt blickt hilflos drein und der Richter bittet mit strengem Blick um Ruhe.
    »Sieben Jahre ohne Bewährung«, berichte ich Andy. »Da ist ja ein bisschen was zusammengekommen: Ungenehmigtes Arbeiten mit gefährlichem biochemischem Material, fahrlässige Tötung in fünf Fällen und so weiter.«
    Andy nickt. »Zum Glück nur fünf. Wenn sie die Epidemie nicht in den Griff bekommen hätten …«
    Haben sie aber. Nur Stunden nachdem wir die DVD übergeben hatten, wurden sämtliche Geschäftsgebäude von Rondiss durchsucht. Ein Manager wurde noch dabei

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