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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Kuss, einen Moment lang vergesse ich alles andere, so schön ist dieser Kuss. Dann richtet er sich einfach auf, als sei es ganz selbstverständlich, und klettert über den Baumstamm hinweg.
    »Falk!«, schreie ich erschrocken und springe, ohne nachzudenken, ebenfalls hoch, luge über unseren Schutzwall. Was macht er? Was soll das?
    Ganz ruhig geht mein Freund auf die DVD zu, die dort zwischen ein paar Büscheln Schöllkraut schimmert. Mein Blick rast weiter zu dem Mann, der in etwa zehn Meter Entfernung herankommt. Ich erkenne ihn sofort, obwohl ich ihm nur einmal kurz begegnet bin, auf dem Flughafen von Caracas. Obwohl mir sein Gesicht irgendwie anders vorkommt, ist es ganz klar der Typ mit den kurzen, braunen Haaren, der auf den ersten Blick aussieht wie ein Geschäftsmann. Diesmal trägt er ein kariertes Hemd, lange Freizeithosen und Wanderschuhe; das Outfit, in dem sich Zigtausende von Münchnern jedes Wochenende auf die Berge stürzen. Aber er ist kein Wanderer, seine Augen verraten ihn – kühl schätzen sie die Situation ab. Für ihn sind wir ein Problem, das gelöst werden muss. Auch er geht auf die DVD zu, aber Falk hat einen deutlichen Vorsprung.
    Auf den zweiten Blick bemerke ich auch die durchtrainierte dunkelhaarige Frau, die mit dem Kobra-Tattoo. Sie steht so im Gebüsch, dass sie vom Uferweg aus nicht sichtbar ist, und mit gestreckten Armen hält sie eine schwarze Pistole mit Schalldämpfer. Der Lauf zeigt mitten auf Falks Brust.
    Falk muss sie gesehen haben. Doch er geht einfach weiter.
    Die Augen des Mannes sind schmal geworden. »Keinen Schritt weiter, Kellenberg«, sagt er scharf in Deutsch und bleibt selbst stehen.
    Falk beachtet ihn einfach nicht. Jetzt ist er nur noch eineinhalb Meter von der DVD entfernt. Andy hat es die Sprache verschlagen, still beobachtet er, was geschieht.
    »Falk!«, brülle ich verzweifelt. Er muss doch jetzt anhalten, warum tut er es nicht? Die Kobrafrau kann jeden Moment schießen, die macht das wirklich, und Falk hat keinerlei Deckung! Dieser sture Bastard, was will er damit beweisen?
    »Letzte Warnung«, sagt der Mann. »Ihr Risiko.«
    Noch immer geht Falk weiter, gleichmäßig und ohne Eile, er zeigt keine Angst. Vielleicht hat er einfach alles ausgeblendet, was um ihn herum geschieht. Jetzt hat er die DVD erreicht. Er bückt sich danach, und im selben Moment hebt der Mann die Hand, es wirkt wie ein Signal. Noch während sich Falk aufrichtet, höre ich dieses Plopp wie vorhin, ein Schuss! Die Frau hat gefeuert!
    Ein Ruck geht durch Falks Körper, ist er nur zusammengezuckt oder ist er verletzt? Ich kann es nicht sehen, weil er uns den Rücken zuwendet, und das macht mich fast wahnsinnig. Ich kann nicht mehr atmen, in mir verkrampft sich alles. Nein. Bitte. Nein! Sie muss ihn einfach verfehlt haben. Es war nur ein Warnschuss, ganz sicher.
    »Sie hat ihn erwischt«, sagt Andy mit erstickter Stimme.
    »Nein«, stammle ich. »Kann nicht sein, er …«
    Falk steht aufrecht da, und einen Moment lang kann ich noch glauben, dass ihm nichts passiert ist. Doch dann beginnt er zu schwanken. Er stemmt die Füße gegen den Boden, versucht sein Gleichgewicht zu halten … und stürzt.
    Obwohl ich am ganzen Körper zittere, schaffe ich es irgendwie über den Baumstamm, stolpere auf Falk zu und lasse mich neben ihn auf die Knie fallen. Er liegt zusammengekrümmt auf der Seite, ich drehe ihn herum und versuche ihn zu mir zu ziehen. Sein schlaffer Körper ist unglaublich schwer. Als ich erkenne, wie viel Blut sein Hemd durchtränkt, verschwimmt die Welt vor meinen Augen. Aber ich sehe noch, dass Falk mich anblickt, mühsam versucht er zu lächeln.
    »Cat, pass auf!«, schreit jemand, aber ich hebe nicht mal den Kopf. »Falk«, sage ich hilflos, immer wieder, aber er ist schon weit weg, ich weiß nicht einmal mehr, ob er noch spürt, dass ich ihn in den Armen halte. Das Laub unter ihm, meine Jeans, mein T-Shirt, alles hat sich rot gefärbt, es ist so furchtbar viel Blut überall, sein Blut. Verzweifelt presse ich die Hand auf die Wunde, Druckverband, ich brauche einen Druckverband, aber ich habe nicht mal ein Pflaster! Schwer und rasselnd holt Falk Atem, wie lange kann er noch durchhalten? Ich höre die Sirenen schon, sie kommen schnell näher, wie lange noch? Wieso ist noch immer niemand da, der uns hilft, verdammt, wieso?
    Auch der Mann im karierten Hemd muss die Sirenen gehört haben, aber er schaut sich nicht um. Als er auf mich und Falk zukommt, ist sein Gesicht verkniffen vor

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