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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Mal seit Tagen schaltet er es ein, jetzt ist es ja egal, ob jemand es orten kann. Mit seiner unverletzten Hand wählt er die Nummer der Polizei und bekommt sofort eine Verbindung. »Hallo? Andy Waldschmidt. Ich bin mit ein paar Freunden am Isar-Ufer ein paar Hundert Meter flussaufwärts des Wehrs bei der Großhesseloher Brücke und auf uns ist gerade geschossen worden … nein, keine Verletzten … noch nicht … wann können Sie hier sein?«
    Als er das Handy wieder zuklappt, sieht Andy nicht sonderlich beruhigt aus. »Sie haben gerade keine Beamten in der Nähe, es könnte bis zu zehn Minuten dauern«, gibt er uns weiter – und zuckt zusammen, als sein Handy zu summen beginnt wie eine wütende Hornisse. »Meine Oma«, sagt Andy nach einem Blick aufs Display und hält sich das Handy ans Ohr.
    »Spinnst du? Lass das doch jetzt!«, zische ich ihm zu. So ein unglaublicher Kommunikations-Junkie! »Viel wichtiger ist: Hat irgendeiner von euch eine Waffe?«
    Andy schüttelt den Kopf, er lauscht mit gerunzelter Stirn in sein Handy.
    Falk zieht nur ein Taschenmesser hervor – damit könnte man höchstens einen Speer schnitzen …
    Plötzlich gibt Andy ein seltsames Geräusch von sich, es ist eine Art lang gezogenes Ausatmen. Dann sagt er gepresst. »Shit. Ich kann jetzt nicht reden. Ich melde mich wieder.« Er legt auf und starrt uns entsetzt an. »Die Wohnung meiner Großmutter …«
    »Was ist damit?« Am liebsten würde ich ihn anschreien, damit er schneller weiterspricht.
    »Ausgebrannt. Gestern gegen drei Uhr nachts. Zum Glück ist sie rechtzeitig aufgewacht und rausgerannt, ihr ist nichts passiert. Aber ich schätze, ihr Computer ist mitsamt allen Dateien hinüber. Ihre DVD-Kopien natürlich auch.«
    Ein Zufall ist das nicht, das ist klar. »Hast du bei Yasin noch Kopien gezogen?«, flüstere ich verzweifelt.
    Andy stützt den Kopf in die Hände. »Nein, habe ich nicht, ich Depp!«
    Ich bin entsetzt. »Das heißt, die DVD, die hier irgendwo im Wald herumliegt, ist der einzige Beweis, dass wir nicht spinnen«, fasse ich zusammen. Dass all das sich wirklich ereignet hat und dass Rondiss dahintersteckt. Wenn wir diese Daten nicht retten können, wird diese beschissene Firma sich mit dem Heilmittel dumm und dämlich verdienen und sämtliche Anschuldigungen einfach als Hirngespinste zurückweisen.
    »Still«, flüstert Falk. »Ich glaube, jemand kommt.«
    »Vielleicht endlich die Polizei?«, frage ich hoffnungsvoll.
    Andy schnaubt. »Dream on, baby. So schnell geht das nicht. Eher ein Spaziergänger. Aber ich fürchte, die beachten nicht, was wir hier im Wald machen.«
    »Wir haben bisher auch nicht um Hilfe geschrien«, gebe ich zu bedenken.
    »Keine schlechte Idee«, sagt Falk. »Könnten wir noch machen.«
    Aber keiner von uns gibt einen Ton von sich.
    Falk lauscht noch immer aufmerksam und jetzt höre ich es auch. Ja, es stimmt. Schritte nähern sich. Bedächtige, aber zielgerichtete Schritte. Nein, das ist kein Spaziergänger, das sind die Schritte eines Jägers. Auf meinem Arm bildet sich eine Gänsehaut.
    »Es sind zwei«, sagt Falk, legt sich flach auf den feuchten Waldboden und späht unter der Lücke im Baumstamm hindurch. »Der eine ist ein Stück zurückgeblieben, vielleicht um dem anderen Deckung zu geben.«
    »Siehst du die DVD?«, flüstert Andy.
    »Ja. Liegt fünf oder sechs Meter weit weg. Ich fürchte, die Typen sind nicht mehr sehr weit davon entfernt.«
    »Fuck!«, ist das Einzige, was mir dazu einfällt. Habe ich diese Daten quer durch den Regenwald und über einen Ozean geschleppt, um sie sozusagen vor meiner eigenen Haustür zu verlieren?
    »Wir können noch bluffen«, schlägt Andy vor und kramt hektisch in seinem Rucksack. »Vielleicht können wir denen irgendwie einreden, dass wir noch eine DVD haben, dass das nicht unsere einzige ist. Ich glaube, ich habe irgendwo noch eine mit irgendwelchen Fotos aus Venezuela drauf.«
    Falk stützt sich wieder auf die Ellenbogen, dann setzt er sich auf. Als er mich anblickt, liegt auf seinem Gesicht ein Lächeln. Irgendwie wehmütig sieht es aus. »Ich war ganz schön naiv, was?«, sagt er plötzlich. »Naiv, und gelegentlich auch ziemlich dämlich.«
    »Manchmal vielleicht«, gebe ich zu, verblüfft über den Themawechsel. »Aber ich noch viel mehr. Kein Vergleich.«
    »War eine bescheuerte Idee, die Welt retten zu wollen«, sagt Falk. »Sie geht so oder so den Bach runter.«
    Er nimmt mein Gesicht in beide Hände und gibt mir einen langen, einen sehr langen

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