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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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und mustert ihn neugierig. »Oh, hi. Bist du Falk?«
    »Ja.« Falk streift sie mit einem Blick, lächelt kurz, wendet sich dann mir zu. »Also dann«, sagt er. »Ich mache mich wieder auf den Weg.«
    »Ich hole nur kurz ein Glas Wasser, okay?«, sage ich, eile in die Küche und bringe Falk das Glas. Dann stehen wir vor der Haustür. Falks Lippen fühlen sich kühl an, als wir uns küssen, aber seine Augen sind warm und dunkel, als er mich ansieht. Als ich wieder in der Wohnung bin, zieht mich Juliet schnell in ihr Zimmer. Und dann sagt meine Schwester etwas, was mir noch lange im Kopf bleibt. Nachdenklich fragt sie: »Bist du sicher, dass du stark genug für ihn bist?«
    »Ich hoffe es«, antworte ich erstaunt.
    Gleich darauf klopft meine Mutter an die Zimmertür und informiert mich, dass ich Hausarrest habe. Und zwar die ganze Woche lang.
    In der Schule bin ich ein paarmal knapp davor, einzuschlafen, ich dämmere durch den Unterricht und wache erst richtig auf, als mein Handy vibrierend meldet, dass ich gerade eine SMS bekommen habe. Begriffsstutzig starre ich auf den Absender – kann das sein, ist diese Nachricht wirklich von Falk? Natürlich will ich sie sofort lesen, doch dann zischt mir Eloísa zu: »Achtung, Frau Vincente kommt«, und ich kann das Handy gerade noch rechtzeitig in meine Tasche gleiten lassen, ehe unsere Spanischlehrerin mit strengem Blick neben mir steht. Eloísa reagiert blitzschnell, sie lächelt unsere Lehrerin strahlend an und stellt in ihrem schnellen, melodischen Spanisch eine Frage. Es funktioniert, Frau Vincentes Aufmerksamkeit richtet sich auf sie, und weil ich jetzt so tue, als würde ich andächtig zuhören, komme ich noch mal davon.
    Ich halte mein Handy fest wie einen Talisman, und als endlich Pause ist, suche ich mir eine ruhige Ecke im Hof der Academy, um die Nachricht zu lesen.
    Alles klar bei dir meine Cat? Sorry wegen gestern und wegen der Nachrichten. Bin Legasteniker. Wollte dir die ganzen feler
nicht zumuten. Bis bald. F .
    Meine Cat. Es fühlt sich an, als fließe ein warmer Strom durch meinen ganzen Körper. Legastheniker? Finde ich nicht schlimm. Gott sei Dank hat es nichts mit mir zu tun, dass er mir bisher auf meine Nachrichten nicht geantwortet hat. Es gefällt mir, dass er ehrlich mit seinen Schwächen umgeht. Schnell tippe ich:
    Fehler sind mir egal. Ich freue mich, wenn du mir trotzdem schreibst. Leider hab ich die ganze Woche Hausarrest, wir müssen den Waldschul-Ausflug verschieben.
    Take care, deine Cat
    Erst in der nächsten Pause ist endlich seine Antwort da:
    Bin die woche drauf für Living Earth auf einr Umweltkonferenz in Spanien. F.
    Mir wird klar, dass wir uns jetzt zwei Wochen nicht sehen werden, und der Tag ist endgültig im Eimer. Zwei Wochen ohne Falk? Oh nein! Ich bin nahe dran, Living Earth zu verfluchen.
    Eloísa legt mir den Arm um die Schultern und drückt mich. »Hey, alles klar mit dir? Schlechte Drogen oder was?«
    »Endorphin-Entzug«, murmele ich und Eloísa lacht. Als ich ihr erzählt habe, was los ist, sagt sie: »Oje. Meld dich doch einfach krank. Du siehst heute so fertig aus, das glaubt dir jeder sofort, dass mit dir etwas nicht stimmt.«
    Das kann ich nicht bringen, meine Eltern würden mich skalpieren. Ich schüttele den Kopf, bringe den Rest des Unterrichts irgendwie hinter mich und werfe mich nach der Schule direkt ins Bett. Aber ein Gedanke lässt mich nicht schlafen. Was hatte der Ausdruck auf Falks Gesicht zu bedeuten, als ich ihn nach Guyana gefragt habe? Findet er mich zu jung, um mitzufliegen? Auf meine Frage, was man können muss, um Mitglied der Expedition werden zu können, hat er nicht geantwortet. Das soll wohl heißen, dass ich nicht mal nahe dran bin. Wie wertvoll bin ich eigentlich für Living Earth?
    Ich zwinge mich, ehrlich zu mir selbst zu sein, auch wenn es wehtut. Die Antwort lautet: Nicht besonders. Jemanden wie mich würden die niemals zu einer Umweltkonferenz schicken. Bisher war ich ja immer damit zufrieden, hier und da mitzuhelfen, kleinere Projekte zu übernehmen, Waldexkursionen mit Kindergartenkindern zu machen, Infostände zu betreuen. Habe ich irgendwann mal wirklich geglaubt, dass man so die Welt verändern kann?
    Es hält mich nicht länger im Bett. Am Waschbecken stelle ich den Hebel auf »kalt«, warte, bis der Strom aus dem Hahn tiefblau leuchtet, und klatsche mir das eisige Wasser ins Gesicht.
    Dann hole ich das Telefon.

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