Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
Vom Netzwerk:
Wortlos setzt sie sich auf mein Bett und blickt mich an. »Ich wollte mit dir über diese Reise reden, Cat.«
    »Ja, okay«, sage ich misstrauisch. »Leg los.«
    »Wie wichtig ist dir das Ganze?«
    »Na ja, wenn ich zwischen fünfmal Weihnachten oder einmal Südamerika wählen sollte, müsste ich nicht groß nachdenken.« Manchmal ist es leichter, witzig zu sein … dadurch lässt man denjenigen, mit dem man spricht, nicht so nah an sich heran. Ich habe im Moment keine Lust, meiner Mutter meine intimsten Geheimnisse anzuvertrauen.
    Aber was ist das für ein verschmitzter Funke in ihren Augen? »Ich verrate dir jetzt mal was«, sagt sie leise. »Vielleicht hilft dir das, wenn du mit Papa noch mal über diese Expedition redest.«
    Als ich höre, was Mama mir ins Ohr flüstert, bleibt mir der Mund offen stehen. »Der Hammer!«, sage ich und sie meint: »Aber nicht weitererzählen bitte. Die Sache ist ihm ziemlich peinlich.«
    Zwei Tage später gelingt es mir, meinen Vater in der Küche abzufangen, wo er gerade irgendein arabisches Rezept mit pürierten Kichererbsen ausprobiert. Er bemerkt gar nicht, dass ich die sonst immer offene Küchentür schließe, und brummt nur kurz einen Gruß.
    »Ach ja, Papa, ich wollte dich um ein paar Tipps bitten«, sage ich. »Was sollte man eigentlich beachten, wenn man ohne Führerschein fährt? Zum Beispiel in die Toskana, wo man unbedingt hinwill?«
    Meinem Vater fällt ein dicker Klops Kichererbsenteig auf den Boden. Doch er achtet nicht darauf, sondern starrt mich ein paar Momente lang wortlos an. Schließlich sagt er ganz langsam, ohne mich aus den Augen zu lassen: »Man sollte darauf achten, dass man wenigstens seinen Pass dabeihat.«
    »Stimmt«, sage ich fröhlich. »Nur für den Fall, dass man das Auto zu Schrott fährt und im italienischen Knast landet.«
    Jetzt lächelt er sogar ein kleines bisschen. »Für solche Zwischenfälle empfiehlt es sich, Insektenspray gegen die Kakerlaken mitzunehmen und einen Vorrat an Tütensuppen, denn das Essen ist dort nicht so besonders.«
    »Wen ruft man dann am besten an, damit er einen rauspaukt?«, lege ich nach.
    »Seinen Vater.« Jetzt grinst er, und einen Moment lang ist er wieder der Papa, den ich kenne, an den ich mich früher mit beiden Armen geklammert habe, wenn ich abends Angst vor schlechten Träumen hatte.
    »Aber was ist, wenn der einem die Fahrt von Anfang an nicht erlaubt hat?«
    »Dann fragt man ihn am besten, ob er noch nie richtig ordentliches Fernweh hatte«, knurrt mein Vater und widmet sich hoch konzentriert der Aufgabe, den Teig von den Küchenfliesen zu entfernen.
    »Und, was ist – darf ich nach Guyana?«, frage ich.
    Er schaut hoch und seufzt tief. Einen Moment lang segeln wieder Gewitterwolken über seine Stirn, doch sie verziehen sich schnell wieder; der Sturm bricht nicht los, diesmal nicht.
    »In Ordnung«, sagt er einfach.
    Und ein paar Monate später, als es endlich losgeht, hilft er mir sogar beim Kofferpacken.
    »Mach möglichst nicht so viel Unsinn wie ich damals«, brummt er, als Mama und Juliet mich endlich losgelassen haben und er an der Reihe ist mit dem Umarmen. Ich muss grinsen. »Habe ich eigentlich nicht vor.«
    Aber versprechen kann man so vieles. Meistens kommt es dann doch ganz anders.



Mazaruni River
    »Letzte Chance, umzukehren«, sagt Falk auf dem Flugfeld der Trans Guyana Airways und sieht mich mit seinen hellen, durchdringenden Augen an. Da ist er wieder, dieser ironische Zug um seinen Mundwinkel.
    »Vergiss es«, sage ich und lache ihm ins Gesicht. »Ich bin dabei. Außerdem haben sie mich und mein Gepäck schon gewogen.« Wir mussten alle auf die Waage, damit die kleine Propellermaschine nicht überladen wird.
    Falk lächelt. Er mag es, wenn ich frech bin. »Ja, und? Dann müssten sie halt ein bisschen rechnen und es wieder abziehen, falls du doch noch aussteigen willst.«
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch, spare mir die Antwort und schaue mich auf dem Flugfeld um. Pancake steht in der Nähe des Hangars, er beobachtet uns und isst dabei einen Müsliriegel. Als er merkt, dass ich ihn anblicke, grinst er und zeigt mit Zeige- und Mittelfinger das Victory-Zeichen. Unser Doktorand Jonas Kübler, den ich schon von Living Earth kenne, zieht unruhig seinen Brustbeutel unter dem T-Shirt hervor und überprüft zum fünften Mal seine »Amerindian Permit«, eine Genehmigung, die wir brauchen, um uns im Nordwesten Guyanas frei bewegen zu dürfen. Die beiden Frauen in unserem Team unterhalten sich in

Weitere Kostenlose Bücher