Schatten des Schicksals
westlich der Black Hills gereist. Wann er zurückkehren würde, ließ sich angesichts des winterlichen Wetters nicht voraussehen.
Seit zwei Monaten war Sabrina von ihrem Mann getrennt. Manchmal sehnte sie sich nach ihm. Aber meistens versuchte sie, alle Erinnerungen zu verdrängen. Nun blieb sie nur zu gern in Mayfair und stand ihrer Schwester während der Schwangerschaft bei. Eifrig half sie ihr bei den Vorbereitungen für die Ankunft des Babys. Etwa um die gleiche Zeit wäre auch ihr eigenes Kind zur Welt gekommen, und dieser Gedanke schmerzte immer noch. Aber sie gönnte der werdenden Mutter ihr Glück.
Allmählich gewann sie den Eindruck, die Begegnung mit Sloan in Gold Town würde einem anderen Leben angehören. Vielleicht sollte sie das alles am besten vergessen.
Hawk und Skylar beschlossen, eine Party zu geben. Dazu luden sie mehrere Offiziere und Soldaten ein, die im Fort Abraham Lincoln stationiert waren, Geschäftsmänner aus Gold Town mit ihren Familien und Goldsucher. Skylar überredete ihre Schwester, ein Kleid aus königsblauem Samt anzuziehen. Eine sehr würdevolle Farbe, wie sie betonte. Sie selbst wählte ein jagdgrünes Kleid, und beide würden ihr Haar offen tragen.
Als die Gäste eintrafen, stand Sabrina mit Skylar und Hawk auf der Veranda, atmete die frische Luft ein und fühlte sich seltsam verjüngt. Es war ein ungewöhnlich milder Winterabend. Am kobaltblauen Himmel schimmerte ein goldener Mond und ließ die Schneedecke glitzern.
Erfreut begrüßte Sabrina ihren Freund Henry Pierpont Hawks Anwalt. Sein Vetter Willow, ein Sioux, erschien mit seiner hübschen weißen Frau Lily. Auch die Soldaten brachten ihre Ehefrauen mit. Einige ältere Damen aus Gold Town wurden von ihren heiratsfähigen Töchtern begleitet die mit attraktiven jungen Offizieren zu tanzen hofften.
Schon lange hatte sich Sabrina nicht mehr so gut amüsiert wie an diesem Abend. Sie genoss die Gesellschaft aufmerksamer, charmanter Offiziere, und sie fand es wundervoll, wieder einmal zu flirten und zu lachen. Aber keiner ihrer Verehrer vergaß, dass sie mit Major Trelawny verheiratet war.
»Zweifellos sind Sie die schönste Frau auf dieser Party, Ma'am«, bemerkte der ernsthafte junge Lieutenant Blake, während sie mit ihm tanzte.
»Was für ein Schmeichler Sie sind, Lieutenant! Hier sehe ich sehr viele hübsche Frauen.«
»Vielleicht - ein paar«, seufzte er. »Leider sind die hübschesten verheiratet. Nun, eins kann ich Ihnen immerhin versichern Ma'am - Sie haben einen großartigen Mann gefunden.«
»Danke.«
»Major Trelawny ist bewundernswert. Wenn er allein reitet, legt er in zwei Tagen dieselbe Strecke zurück, für die ein Kompanie eine ganze Woche braucht. Dieses Land kennt er besser als sonst jemand. Er wittert einen Hinterhalt zehn Meilen gegen den Wind. im schlimmsten Schneesturm findet er unbeirrbar seinen Weg, und er weiß seine Männer in allen Situationen zu schützen. Unter keinem Offizier würde ich lieber dienen.«
Sabrina hob die Brauen und fragte sich, ob der Lieutenant vielleicht eine Beförderung anstrebte und daher die Fürbitte des Majors benötigte. » Aber er ist ein halber Sioux«, erinnerte sie ihn mit einem gezwungenen Lächeln.
Verwirrt runzelte er die Stirn. »Wir befinden uns auf dem Gebiet der Sioux, Ma'am. Natürlich trifft man hier viele Sioux, halbe Sioux und Cheyenne. Oft genug setzten wir Crow-Späher ein. Und Rees, obwohl die Crow und Rees traditionelle Feinde der Sioux sind. Aber beim Militär kommen wir alle miteinander zurecht. Ich persönlich mag die Cheyenne am liebsten, ein Volk mit hohen moralischen Grundsätzen. Um sie richtig kennenzulernen, müss te man bei ihnen leben.«
»Und dazu sind nur wenige Weiße bereit. Als Kavallerist müss ten Sie die Indianer bekämpfen.«
»Selbstverständlich befolge ich meine Befehle, Mrs. Trelawny.«
»Viele Leute behaupten, nur ein toter Indianer sei ein guter Indianer. Aber ich habe auch Soldaten getroffen, die unter den Indianern Freunde gefunden haben. Was für ein gräss licher Krieg ... «
»Nicht so schlimm wie der Sezessionskrieg, Ma'am. Da kämpften zahlreiche Männer gegen einstige Klassenkameraden, Kommandanten oder Lehrer - es muss die Hölle gewesen sein.«
»Zweifellos.«
»Und doch - ein Soldat strebt nach Ruhm und Ehre. Zum Beispiel Custer ... « Vorsichtshalber senkte der Lieutenant seine Stimme. »Auf der Militärakademie West Point bekam er die schlechtesten Noten. Dann trifft er zu Beginn des Krieges den alten
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