Schatten des Schicksals
ritt Sloan nach St. Louis, um sich zum Dienst zurückzumelden. Mitte Januar traf er in der Stadt ein.
Er kannte Sherman vom Sezessionskrieg her und respektierte ihn, obwohl er die Ansichten und Taktiken des Generals missbilligte. Vom unerschütterlichen Glauben an die Einheit der Nation erfüllt würde Sherman stets für seine Überzeugung kämpfen - mochten die Feinde Aufwiegler aus dem Norden, Rebellen aus dem Süden oder Indianer sein.
Während des Kriegs gegen die Südstaaten war Sloan eine Zeitlang Shermans Adjutant gewesen. Seither hörte der General auf ihn und wuss te ihn als Mittelsmann zu schätzen.
Freundlich begrüßte er Sloan, dann bot er ihm Brandy und eine seiner besten Zigarren an. Sie saßen in seinem Büro, und Sherman erläuterte die letzten Truppenbewegungen. »Freut mich, dass Sie wieder da sind. Wenn‘s hier eine Stimme der Vernunft gibt gehört sie Ihnen. Irgendwie schaffen Sie's, mit Ihren Offizierskameraden zurechtzukommen, sogar mit arroganten Narren. Und Sie genießen allgemeine Hochachtung, obwohl Sie bei unseren verdammten Feinden aufgewachsen sind. Seltsam - die Hälfte der Offiziere hält mehr von den indianischen Renegaten als von den sogenannten >Feiglinge<, den Sioux, die mit den Verwaltungsbehörden der Reservate in Verbindung stehen. Und zum Teufel, die meisten unserer Leute können die Indianer, mit denen wir angeblich in Frieden leben, nicht von den Feinden, den Lakotas, unterscheiden.«
»Also finden keine weiteren Friedensverhandlungen mit den Lakotas statt?«
Sherman schüttelte den Kopf. »Im Herbst haben Sie Urlaub genommen, nicht wahr ...? Nun, Sie wissen ja, was geschah, als wir die Black Hills zu kaufen versuchten.«
»Sicher war Ihnen von Anfang an klar, dass die Sioux diese Berge niemals verkaufen würden.«
»Ich bin kein Regierungsmitglied. Während Ihrer Abwesenheit wurden ein paar Goldsucher getötet. Deshalb glaubt man jetzt man könnte alle Indianer, die nicht in ihren Reservaten bleiben, für Feinde halten. Dazu zählen auch die Indianer in den sogenannten >nicht abgetretenem Gebieten. Der Indianerbeauftragte Smith wies die Mittelsmänner der Sioux in den Nebraska- und Dakota-Behörden an, Sitting Bull, Crazy Horse und allen anderen Feinden mitzuteilen, bis 31. Januar müss en sie in ihren Reservaten sein.« '
»Da haben sie nicht viel Zeit. Also erwartet – oder wünscht die Army, dass die Indianer diese Forderung nicht erfüllen? Damit sie ihnen den Krieg erklären kann?«
»Vor allem will ich Sitting Bulls und Crazy Horses Krieger eliminieren, die schlimmsten Unruhestifter. Ich weiß 1 dazu gehören einige ihrer Verwandten und auch Freunde, Sloan. Reden Sie mit Ihnen. Es bereitet mir keine Freude, Menschen zu töten. Aber wenn's sein muss ... «
»Ohne Rücksicht auf die gebrochenen Verträge«, murmelte Sloan. Verschiedenen Indianerstämmen hatte die Regierung Reservate zugeteilt. Aber große Gebiete irrt Westen waren >nicht abgetreten< - weder Reservate noch Land, das die Indianer den Weißen zugestanden. »Nach dem Fort Laramie-Vertrag dürfen die Weißen nur mit Zustimmung der Indianer in den nicht abgetretenen Landesteilen siedeln - unter anderem in den Black Hills.«
»Verdammt das weiß ich, Major! Aber nicht einmal der Allmächtige könnte die Goldsucher und Abenteurer von den Black Hills fernhalten.«
»Wie ich höre, wollen Sie die Indianer mittels einer Zangenbewegung schlagen.«
»Wieso kennen Sie meine Pläne?«
»Ich habe meinen Großvater besucht.«
»Weiß Gott«, seufzte Sherman, »dieses alte Schlachtross hat mir besser gedient als die jungen Narren, die ich seit dem Kriegsende angeheuert habe. Und jetzt sitzt Michael Trelawny in Georgetown und zerpflückt meine militärischen Operationen.«
»In dieser Hinsicht gibt es keine Geheimnisse, Sir. Die Presse tritt alles gnadenlos breit.«
»Bis jetzt steht nicht fest. Aber wir wollen den Krieg noch im Winter beenden. Das müss te uns gelingen, wenn die Indianer von zwei großen, gut gerüsteten Streitkräften in die Zange genommen werden. Was halten Sie davon?«
»Entlang der Flüsse westlich von den Black Hills? Am Powder, am Tongue?«
»Ja. Nun?«
Sloan zögerte. »Was meinen Ihre Generäle?«
»Natürlich hat's Crook besonders eilig.«
»Lassen Sie sich warnen, Sir. Sie können sich den Winter in diesem Gebiet nicht vorstellen. An manchen Tagen sinken die Temperaturen bis auf minus fünfunddreißig Grad. Die Truppen müssen mit heftigen Schneestürmen und Hagel
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