Schatten des Schicksals
den ersten Siedlern in Massachusetts ab. Und der Major ist ein halber Heide. «
»Oh, mein Vater wäre sicher nicht dagegen gewesen. Er bewundert Major Trelawny. Übrigens - angeblich wollte der Major vor langer Zeit eine weiße Frau heiraten, die Tochter eines Kavalleristen.«
»Wer war sie denn?« fragte Louella neugierig.
»Ein Flittchen aus einer alteingesessenen, schwerreichen Familie. Später heiratete sie einen vornehmen Gentleman, ebenfalls von englischer Herkunft, der immer dicker wird. Und mittlerweile sind ihm fast alle Haare ausgegangen. Ich glaube, jetzt bereut sie bitter, dass sie den Major nicht genommen hat. Wie gern wäre ich seine Frau ... «
»Ich nicht! «
»Arme Louella! Natürlich hättest du ihn bereitwillig geheiratet.«
»Wie kannst du so reden? Das ist unschicklich ... «
»Da wir gerade von unschicklichem Benehmen spre-. chen - hast du seine Frau heute abend beobachtet? Einfach widerlich, wie sie mit allen Männern flirtet! «
Am liebsten wäre Sabrina hinter der Säule hervorgerannt um beide Frauen zu ohrfeigen. Und vielleicht hätte sie das auch getan, wäre Lieutenant Blake nicht in der Terrassentür erschienen. »Wo sind Sie denn, Mrs. Trelawny?« rief er.
Abrupt verstummten die beiden Frauen in den Schaukelstühlen und sprangen auf.
»Suchen Sie Mrs. Trelawny, Lieutenant?« fragte Louella. »Ist sie hier draußen?«
Sabrina trat hinter der Säule hervor und lächelte freundlich. »Vielen Dank für den Punsch, Lieutenant.« Sie leerte das Glas und stellte es auf die Brüstung. Dann wandte sie sich zu den beiden Damen. »Seien Sie versichert Louella - ich habe Major Trelawny nicht verführt. Es war genau umgekehrt. Und - das frühere Liebesleben meines Mannes braucht Sie nicht zu interessieren, Norah ... Ah, die Musiker stimmen wieder ihre Instrumente, Lieutenant. Wollen wir tanzen?«
»Wie, bitte ... ? Gewiss , Mrs. Trelawny.« Verwirrt folgte er ihr in den Salon.
Diese elenden Klatschbasen, dachte sie wütend. Aber während sie sich mit dem Lieutenant im Takt der Musik wiegte, verbarg sie ihren Groll, lächelte und lachte und schwatzte.
»Wenn ich auch nicht weiß, was da draußen besprochen wurde - sie dürfen Louella Lane nicht ernst nehmen«, erklärte er. »Sie sollte einen jungen Soldaten heiraten, der im letzten Jahr des Sezessionskriegs fiel. Darüber kam sie nie hinweg. Und natürlich ist sie neidisch auf Sie, Madam. Ebenso wie Norah Leighton.«
»Warum?«
»Weil Sie die schönste Frau auf dieser Party sind.«
»Besten Dank.«
Nachdem die Musik verklungen war, applaudierten die Tanzpaare.
Sabrina beobachtete mehrere Gäste, die sich bei der Tür des Salons versammelt hatten, um einen Neuankömmling zu begrüßen.
Und dann entdeckte sie Sloan, in einer imposanten Galauniform, ein Punschglas in der Hand. Liebenswürdig beantwortete er die drängenden Fragen der Männer und Frauen, die ihn umringten. Gleichzeitig schaute er zu ihr herüber. Wie lange schon?
Kapitel 8
Bei der ersten Begegnung hatte Sloan sofort erkannt wie zauberhaft Sabrina war. An diesem Abend ärgerte er sich über ihre Schönheit. Sie trug ein Kleid aus königsblauem Samt mit einer elfenbeinweißen Spitzenborte am Ausschnitt und langen Ärmeln. In weichen Wellen fielen die kastanienbraune Haare auf ihre Schultern, was ihr eine erotische und zugleich unschuldige Aura verlieh.
Und soeben hatte er sie in den Armen eines jungen Mannes tanzen sehen ... Er kannte und mochte Lieutenant Blake, einen tüchtigen Offizier, frisch von der Militärakademie West Point.
Warum bin ich eifersüchtig auf ihn, fragte sich Sloan verwundert. Nur weil er mit meiner Frau getanzt hat? Es gab keinen Grund, warum der Lieutenant nicht mit ihr tanzen sollte. Bei Sloans Ankunft war die Party bereits in vollem Gang gewesen. Zweifellos hatte Sabrina mit vielen Gentlemen getanzt. Aber wenn sie mit mir zusammen war, hat sie niemals so fröhlich gelacht. Und diesen Glanz in ihren Augen habe ich nie zuvor gesehen.
Schon vor zwei Tagen hätte er in Mayfair ankommen können. Aber er war zuerst zum Fort Abraham Lincoln geritten, in der Annahme, dort würde er seine Frau antreffen. Er hatte ihr aufgetragen, ihn in der Festung zu erwarten, und allen Ernstes geglaubt sie würde seinen Wunsch erfüllen. Statt dessen amüsierte sie sich im Haus ihres Schwagers, lachte und tanzte und flirtete ...
Jetzt starrte sie ihn entsetzt an, und ihre Wangen, eben noch vom Tanz erhitzt waren b lass geworden. Er prostete ihr zu und
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