Schatten des Schicksals
Winfield Scott und landet bei der Zweiten Kavallerie, einer der wenigen Unionshelden in der ersten Schlacht von Bull Run. Warum? Weil Custer ein Soldat ist - und weil er den Kampf liebt.«
Ein sonderbarer Schauer überlief Sabrinas Rücken. »Also geht es in einem Krieg stets um Ruhm und Ehre?«
»In diesem Krieg geht's um Gold und Habgier. Bitte, behalten Sie für sich, was ich da sage - aber Major Trelawny würde es bestätigen. Bevor man in den Black Hills Gold fand, wurden die Sioux längst nicht so massiv gedrängt, das Gebiet zu verkaufen. Die Indianer haben die ersten Siedler, die nach Westen zogen, sogar unterstützt und fanden sie faszinierend. Zunächst sah es so aus, als wäre genug Land für alle da. Aber wenn zwei Kulturen so massiv aufeinanderprallen, wird es niemals genug Land geben.«
Die Musik verstummte, und Lieutenant Blake erbot sich, Sabrina ein Glas Punsch zu bringen.
»Oh, das wäre wundervoll, Lieutenant. Ich erwarte Sie da drüben bei der Tür, weil ich die schöne Nacht genießen möchte.«
Während er zur Bar ging, schlenderte sie zu einer der Glastüren im Hintergrund des Hauses, die offenstanden. Wegen der vielen Menschen war es sehr warm in den Räumen.
Sabrina wanderte auf die Terrasse und zog ihren gestrickten Schal enger um die Schultern. Was für ein schönes Land ... Im Westen erhoben sich die Black Hills wie dunkle Giganten unter dem mondhellen Himmel und erinnerten sie an die schottische Szenerie. Nun verstand sie, warum Hawk Douglas' Vater diese Berge geliebt hatte. Sie lehnte sich an eine Säule. Als sie Stimmen hörte, zuckte sie verwirrt zusammen. Dann sah sie zwei Frauen in Schaukelstühlen am anderen Ende der Veranda sitzen und an Punschgläsern nippen. Offenbar wollten sie frische Luft schnappen, ebenso wie sie selbst. Die eine hatte kunstvoll arrangierte blonde Ringellöckchen, die ein hübsches Gesicht umrahmten, die andere glich mit ihrem langen Pferdegesicht und dem schlicht frisierten dunkelbraunen Haar einer altjüngferlichen Schullehrerin.
»Natürlich weiß ich nicht ob bei dieser Heirat irgendwas faul war, Norah«, hörte Sabrina die ältere Frau sagen. »Aber ich habe lange genug bei meinem Vater auf seinem Außenposten gelebt. Und glaub mir, Major Trelawny ist ein eingefleischter Junggeselle gewesen. Also muss irgendwas passiert sein. Ich vermute, seine Frau hat sich nicht besonders damenhaft benommen.«
»Was für ein romantisches Geheimnis, Louella ... Was meinst du, wie Mrs. Trelawny den Major in ihren Bann gezogen hat?«
Louella schnaufte verächtlich. Nicht besonders damenhaft, dachte Sabrina und lauschte gespannt obwohl sie wuss te, wie unhöflich das war.
»Wahrscheinlich ist sie eine kleine Opportunistin«, erwiderte Louella. »Sie warf sich in Major Trelawnys Arme - und dann war sie in anderen Umständen.«
»Aber sie ist gertenschlank.«
»Nun vielleicht hat sie den Major belogen und nur behauptet sie würde ein Baby erwarten.«
» Vergiss nicht Louella, sein bester Freund ist der Ehemann ihrer Schwester ... «
»Ein Grund mehr, warum Major Trelawny das Mädchen heiraten muss te. Er wollte keinen Ärger mit Hawk Douglas haben. Offenbar ist das alles in Schottland passiert. Ein gewisser Raleigh, ein dienstbarer Geist im Fort Abraham Lincoln, erzählte mir, von dieser Ehe habe er erst nach der Rückkehr des Majors aus Schottland erfahren. Er erklärte Raleigh, seine Frau würde demnächst eintreffen und er solle ihr helfen, sich häuslich einzurichten. Aber er müsse sie nicht hinten und vom bedienen. Als Frau eines Kavalleristen habe sie sich der Lebensart der Kavallerie anzupassen.«
»Sonderbar ... « , seufzte Norah nachdenklich. »Und dabei hat er Ally Reeve versichert er würde niemals heiraten. Erinnerst du dich an diese skandalöse Affäre? So kurz, nachdem Allys Mann Jim gestorben war ... Sie gestand mir, der Major sei wie ein Adonis gebaut. Und obwohl sie beteuerte, sie würde nicht mehr heiraten, hätte sie wohl kaum nein gesagt, wenn er sie drum gebeten hätte. Obwohl sie über seine Cheyenne-Frau Bescheid wuss te. Ich glaube, er mochte Ally. Und jetzt kommt er mit einer anderen nach Amerika zurück. Merkwürdig ... «
»Von seiner indianischen Frau oder Geliebten habe ich auch schon gehört. Sie soll sehr verführerisch aussehen. Zumindest haben das die Soldaten behauptet.«
»Wie auch immer - ich hätte ihn mit Freuden geheiratet.«
»Was dein Vater niemals gestattet hätte, Norah Leighton. Immerhin stammt deine Familie von
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