Schatten des Schicksals
bitten. Unsere Hochzeit fand kurz vor meiner Abreise statt. «
»Hättest du deine Frau bloß mitgebracht! Wenn dir etwas zustößt - und du hinterlässt keine Kinder ... Oder ist deine Frau etwa schon schwanger?«
»Leider nicht.«
»Sabrina - ein ungewöhnlicher Name, der mir jedoch irgendwie bekannt vorkommt. Wie lautet ihr Mädchenname?«
»Connor.«
»Brad Dillmans Stieftochter?«
»Ja - so wie Skylar.« Verwundert sah Sloan seinen Großvater lächeln. »Was amüsiert dich denn?«
»Selbstverständlich habe ich die Zeitungsartikel über Dillmans Versuch, seine beiden Stieftöchter zu ermorden, und seinen unrühmlichen Tod gelesen. In diesen Berichten wurdest du übrigens lobend erwähnt. Was dich vielleicht überrascht - ich bin deiner Frau zweimal begegnet.«
»Tatsächlich?«
»Vor ein paar Jahren, auf einer Dinnerparty zu Ehren einiger Soldaten - und auf der Soiree einer Washingtoner Gastgeberin. Damals war Sabrina noch sehr jung, und sie wird sich ebensowenig wie ihre Schwester an alle alten Käuze erinnern, die ihr vorgestellt wurden. Oder sie brachte meinen Namen nicht mit deinem in Verbindung, weil ... «
»Weil ich wie ein Indianer aussehe?«
»Ich bin sehr stolz darauf, dass du auch mir gleichst mein Junge.«
Lächelnd nickte Sloan. »Das macht mich mindestens genauso stolz. Und welchen Eindruck hast du von meiner Frau gewonnen?«
»Eine bezaubernde Schönheit.«
»Stimmt. Was ist dir sonst noch aufgefallen?«
»Schon damals wuss te ich, was für ein korrupter Schurke Brad Dillman war. Aber er verstand es, die Leute in seinen Bann zu ziehen, und erweckte den Anschein, er wäre eine ehrbare Stütze der Gesellschaft. Ich hatte großes Mitleid mit den beiden Mädchen, die ihre schwache, anfällige Mutter offensichtlich sehr liebten. Niemals werde ich vergessen, wie Dillman den Arm deiner Sabrina berührte - und wie sie angewidert zusammenzuckte. Sie benahm sich vorbildlich. Aber wann immer sie tat was ihr gefiel - wenn sie zum Beispiel mit einem hübschen jungen Offizier tanzte, eilte Dillman zu ihr und zwang sie, mit einem seiner Wähler zu reden oder irgendwelche Wogen zu glätten. Wie schrecklich muss es für die arme junge Frau gewesen sein, jahrelang im Haus des Mannes zu leben, der ihren Vater ermordet hat ... «
»Wo ich aufwuchs, besaß ein junger Krieger das Recht, den Mörder seines Vaters zum Kampf herauszufordern und zu töten.«
»Dieses Recht hatten die beiden Mädchen nicht. Erstaunlich, dass sie geheiratet haben ... Man sollte meinen, sie würden alle Männer hassen, nachdem sie so lange unter Dillmans Grausamkeit leiden muss ten.«
»Trotzdem ist Sabrina mit mir vor den Traualtar getreten.«
»Und es gibt keine Fotos ... « Michael öffnete eine Schreibtischschublade, nahm eine goldene Kette aus einem Etui, an der ein tropfenförmiges, mit Diamantsplittern besetztes Medaillon hing, und reichte sie seinem Enkelsohn. »Erinnerst du dich daran?«
»Das hat meine Mutter getragen.«
»Mach's doch auf.«
Sloan gehorchte und betrachtete sein eigenes Porträt. Am Ende des Sezessionskrieges von dem berühmten Fotografen Brady aufgenommen, steckte es in der linken Seite des Medaillons. In der rechten befand sich eine seiner Locken. »Was da drin ist, wuss te ich gar nicht.«
»Deine Mutter hat dich sehr geliebt und ich hielt, das Medaillon stets in Ehren. Jetzt glaube ich, es wäre ein passendes Geschenk für deine Frau.«
Daran zweifelte Sloan. Sabrina würde ein solches Präsent wohl kaum zu schätzen wissen. Aber er lächelte und steckte das Medaillon ein. »Wie du meinst Großvater.«
»Ich wünsche euch beiden alles Glück dieser Welt, und ich hoffe, ich werde bald Urgroßvater.«
»Nun muss ich erst einmal dafür sorgen, dass ich am Leben bleibe.«
»Ich vertraue deinen Fähigkeiten, und ich werde auf meinen alten Knien für dich beten. Leider sehe ich dich viel zu selten. Genießen wir die Zeit, die wir gemeinsam verbringen. Nun müss te das Dinner fertig sein, und deine hartgesottene Tante kommt sicher bald herunter.«
»Sloan! « Im selben Augenblick erklang Tante Georgias schrille Stimme, und ihr Neffe zuckte zusammen. Aber er umarmte sie erfreut.
Wie gut war es doch, eine Familie zu haben ... Und plötzlich fass te er den Entschluß, eine eigene Familie zu gründen - was immer die Zukunft auch bringen mochte.
Kapitel 7
Da General Sherman den Kriegsminister Belknap verabscheute, hatte er sein Hauptquartier von Washington nach Missouri verlegt, und so
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