Schatten des Schicksals
sehr nett.«
»Aber diese tratschsüchtigen Frauen ... «
»Sloans Heirat hat alle überrascht. Natürlich wirst du einige Geschichten hören. Reg dich nicht darüber auf. Die meisten Klatschbasen sind einfach nur neidisch.«
»Tut mir leid, Skylar, ich wollte nicht jammern. Ich bin nur so verwirrt weil Sloan mich überrumpelt hat ... Paß gut auf dich und das Baby auf. Bald komme ich zurück. Spätestens vor deiner Niederkunft Da will ich bei dir sein.«
»Ja, das wünsche ich mir auch.«
Sabrina spürte eine Hand auf ihrem Arm. Sloans Hand. »Komm jetzt, meine Liebe.«
Ein letztes Mal umarmte sie ihre Schwester, dann ihren Schwager. Sloan legte ihr das Cape um die Schultern, hob sie auf ihre Stute und schwang sich in Thomas' Sattel. Nachdem er Skylar und Hawk zugewinkt hatte, ritt er in die Nacht. Sabrina folgte ihm notgedrungen und drehte sich immer wieder um, bis sie Skylar und Hawk ins Haus gehen sah. Wenig später verschwanden die Lichter hinter den. Bäumen. Zweige schlugen in ihr Gesicht. Vor ihr erstreckte sich eine scheinbar endlose weiße Fläche, vom Mond versilbert.
Ohne sich um seine Frau zu kümmern, ritt Sloan in schnellem Trab dahin. »Das ist doch verrückt!« rief sie und wurde ignoriert. »Du grausamer Tyrann! Das verzeihe ich dir nie! «
Endlich zügelte er seinen Wallach. »Hattest du denn vor, mir zu verzeihen?«
»Keine Ahnung, wovon du redest.« Sein eindringlicher Blick miss fiel ihr. Als könnte er auf den Grund ihrer Seele schauen ...
»Oh, das weißt du sehr gut. Was du mir nicht verzeihen kannst, ist die Nacht in Gold Town. Aber in Wirklichkeit bist du böse auf dich selbst. Weil du jene Nacht gar nicht so schlimm gefunden hast.« Wütend versuchte Sabrina, ihr Pferd anzuspornen, doch er hielt ihre Zügel fest. »Das ist nicht der einzige Punkt, der dich stört. Dazu kommt noch mein wildes Sioux-Blut.«
»Wollen wir nicht weiterreiten?« fauchte sie. »Ich habe keine Lust, in der Kälte auf einem Pferd zu sitzen und mit dir zu streiten.«
»Wenn ich mich recht entsinne, habe ich geschwiegen, bis du mich einen grausamen Tyrannen nanntest.«
»Was du auch bist!« zischte sie. »Reiten wir?«
»Einverstanden.« Er ließ ihre Zügel los, drückte seine Knie in Thomas' Flanken und galoppierte davon. Sofort passt e sich die Stute dem Tempo des schwarzen Pferdes an.
Zum Glück war Sabrina eine gute Reiterin. Sonst wäre sie womöglich in den Schnee gefallen. Nach fünfzehn Minuten drosselte Sloan die Geschwindigkeit. Fröstelnd schaute sie sich um. Zur Linken lag ein dunkler Kiefernwald, vor ihr zog sich immer noch eine unübersehbare verschneite Fläche dahin.
Schweigend ritten sie weiter, eine Stunde lang. Sabrinas Glieder wurden steif. Natürlich war Sloan daran gewöhnt, ohne Ruhepause im Sattel zu sitzen. Eine ganze Nacht. Mittlerweile konnte sie ihre Beine kaum noch bewegen, die Zehen nicht mehr krümmen. Hätte sie sich doch umgekleidet ... Sie trug nicht einmal Reitstiefel, nur dünne Schnürschuhe mit kleinen Absätzen. In der Tasche ihres Umhangs hatte sie wenigstens Wollhandschuhe gefunden. Trotzdem waren ihre Finger völlig gefühllos.
Am liebsten hätte sie Sloan angeschrien. Aber sie biss auf die Zähne. Nein, sie würde nicht um Gnade bitten.
Die Kiefern schienen ein eigenes Leben zu besitzen. Wie riesige Gestalten schwankten sie im Dunkel. Als Sabrina ein Rascheln hörte, spähte sie nervös zwischen die Baumstämme. Nahe der Stadt waren Goldsucher getötet worden, die Indianer hatten das Fort Pease angegriffen ... Jetzt knackte es im Wald. War jemand auf einen Zweig getreten? Nicht nur die Kälte jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Gegen ihren Willen verlor sie die Beherrschung, zügelte ihr Pferd und schrie: »Du arroganter, niederträchtiger Narr! Falls sich deine kostbaren Indianer nicht an uns heranpirschen und mich ermorden, werde ich erfrieren. Ich reite nicht mehr weiter ... « Abrupt verstummte sie. Wenn sie nicht weiterritt - was würde sie tun?
Sloan zügelte seinen Wallach, schwang ihn herum und musterte sie mit schmalen Augen. »Frierst du?« fragte er höflich. »Hättest du doch was gesagt.«
»Das habe ich ... Ich sagte, ich möchte nicht heute nacht zum Fort reiten - lieber morgen mit den anderen ... «
»Aber diese Mondnacht ist viel romantischer. Und wir sind jung verheiratet.«
»Romantisch? Ich fühle mich wie ein Eiszapfen!«
»Hm ... Weiter vorn steht ein Sioux-Zelt.«
»Nein - ich will nicht in einem Zelt schlafen ...
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