Schatten des Schicksals
habe ich schon lange.«
Zögernd berührte sie eine der dünnen weißen Linien auf seiner Brust. »Woher kommt das? Seit dieser Verletzung müssen Jahre vergangen sein.«
»Damals war ich noch ein Junge. Ich pirschte mich zusammen mit ein paar älteren Freunden an ein Crow-Lager heran, um Pferde zurückzuholen, die sie uns gestohlen hatten. Da griff mich ein riesengroßer Crow-Krieger mit seinem Messer an.«
»Und ich dachte, die Narben auf deiner Brust würden von einer Sioux-Zeremonie stammen.« Schaudernd fügte sie hinzu: »Ich habe gehört, dabei würde man einen Mann an Spießen aufhängen, die in seiner Brust stecken.«
»Ah, der Sonnentanz. Mein Vater starb, bevor ich an dieser Zeremonie teilnehmen konnte. Und in Georgetown wird sie nicht praktiziert.«
Verwundert runzelte sie die Stirn. Also hatte er einige Jahre seiner Jugend im Osten verbracht in der Nähe ihrer eigenen Heimat. »Du hast mir von deinen Verwandten in Georgetown erzählt. Aber ich wuss te nicht dass du dort aufgewachsen bist.«
»Nur teilweise. Übrigens, mein Großvater kennt dich. «
Ein paar Sekunden lang dachte sie nach, dann stockte ihr Atem. »ja, natürlich - Colonel Michael Trelawny, ein würdevoller älterer Gentleman. Und so freundlich. Einmal hat er mich sogar gerettet. Aber wie sollte ich ahnen, dass du mit ihm verwandt bist ... « Verlegen unterbrach sie sich.
»Meine Haut ist etwas dunkler als seine«, bemerkte er trocken. »Wovor hat er dich gerettet?«
»Bei irgendeiner gesellschaftlichen Veranstaltung benahm sich Dillman wieder einmal unmöglich, und dein Großvater entführte mich auf die Veranda. Da Colonel Trelawny in politischen Kreisen großen Einfluss besitzt konnte Dillman nichts dagegen tun.« Lächelnd fügte sie hinzu: »An jenem Nachmittag blieb ich von meinem Stiefvater verschont.«
»Freut mich, dass mein Großvater dir behilflich war.
Inzwischen ist er zum General avanciert. Und er hat mir ein Geschenk für dich gegeben.«
»Ein Geschenk? Für mich?«
»Für meine frischgebackene Ehefrau. Soll ich's holen?«
Da müss te er aufstehen - splitternackt. »Das ist sehr freundlich von ihm, aber es eilt nicht.«
Sloans Augen funkelten. Natürlich wuss te er, warum sie das Geschenk vorerst nicht entgegennehmen wollte. Aber er widersprach nicht. »Ich verdanke meine Existenz der militärischen Karriere meines Großvaters. Als meine Mutter ihn in die Prärie begleitete, wurde sie von den Sioux entführt.«
»O Gott wie schrecklich muss sie gelitten haben ... «
»Vielleicht - am Anfang. Aber es dauerte nicht lange, bis sie meinen Vater zu lieben begann. Nach seinem Tod brachte sie mich in ihre Heimat und wir lebten eine Zeitlang in Georgetown - oder auf Großvaters diversen militärischen Posten. Meine Mutter arbeitete bei einigen Komitees, nahm am gesellschaftlichen Leben feil und ging auf Partys, doch sie hat nie wieder geheiratet. Vor fünf Jahren ist sie gestorben.«
»Tut mir leid.«
»Mir auch. Sie war eine wundervolle Frau.«
»Sicher erinnerst du dich viel besser an sie als an deinen Vater.«
» Gewiss , weil sie länger am Leben blieb.« Sloan schwieg eine Weile, bevor er zögernd weitersprach. »Im Osten hat man einen ganz falschen Eindruck von den Prärie-Indianern gewonnen. Man glaubt sie würden unentwegt morden und Frauen vergewaltigen und die Siedler bestehlen. In Wirklichkeit wurden die Weißen von vielen Indianern freundlich aufgenommen und auf ihrem Weg nach Westen unterstützt. Mein Vater entstammte einer großen Sioux-Familie. jetzt leben zwei meiner Onkel nahe der Red Cloud Agency, zwei Vettern reiten an Crazy Horses Seite, und ein alter Onkel zählt seit Jahren zu Sitting Bulls Anhängern. übrigens war mein Großvater mütterlicherseits gut mit Hawks Vater befreundet den er oft in Mayfair besuchte. Und wenn David aus Schottland in die Staaten reiste, begleitete er Hawk und mich ins Lager unserer Sioux-Familien, wo wir mit den Kriegern zur Jagd gingen. Ich glaube, im großen und ganzen bin ich etwas normaler aufgewachsen als du.«
Sekundenlang las Sabrina eine seltsame Zärtlichkeit in seinen Augen, die sie verw irrte. »Nun ja, Skylar und ich hassten Dillman. Aber wir haben gelernt, damit zu leben.«
» Hasst du mich? Wirst du lernen, auch damit zu leben?«
»Ich hasse dich nicht. «
»Vorsicht!« mahnte Sloan lächelnd. »Dieses großzügige Zugeständnis könnte ich ernst nehmen.«
Auf diese beunruhigenden Worte ging sie nicht ein. Hastig berührte sie eine andere Narbe
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