Schatten des Schicksals
schürte ihren Zorn. »Gibt's hier einen Bach?« fauchte sie.
»Ja, ganz in der Nähe. Aber jetzt kannst du nicht hinausgehen. Mein Freund Ice Raven wartet vor dem Zelt. «
»Ice Raven?« wiederholte sie. Dieser Mann zählte zu den >feindlich gesinnten< Indianern. Doch er hatte sich an jener kühnen Rettungsaktion beteiligt, um Sabrina und Skylar vor ihrem Stiefvater zu schützen, ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben. Nun war er offenbar Sloans Komplize, der letzte Nacht auf der Lichtung die Pferde festgehalten hatte. Neuer Zorn stieg in ihr auf. Wie konnte Sloan ihr vor den Augen des Sioux-Kriegers einen so üblen Streich spielen?
»Er bewacht unser Wigwam«, erklärte er. »Wie ich dir erzählt habe, wurden vor kurzem ein paar Goldsucher ermordet nicht weit von hier entfernt. Zieh dein Nachthemd an, ich begleite dich zum Bach. Ich habe deine Kleider mitgebracht.«
»Was?« flüsterte sie verwirrt.
»Heute M orgen habe ich sie aus dem Lager am Flussufer geholt dein Pferd habe ich auch gleich hierhergeführt.«
»Also wissen alle Leute, dass du deine ungehorsame Frau in den Wald entführt hast um sie zu bestrafen.«
»Was letzte Nacht geschehen ist wird niemand erfahren. Nur Tom ist informiert. Komm jetzt, ich muss mich endlich bei General Terry melden.«
Sabrina schlüpfte in ihr Nachthemd. »Geh nur, ich werde den Bach schon finden.«
Als sie aus dem Zelt eilte, sah sie Ice Raven vor einem Lagerfeuer sitzen. Angenehmer Kaffeeduft erfüllte die Luft. Lächelnd stand er auf und kam ihr entgegen. So wütend sie auch auf Sloan war - diese Gefühle würde sie seinem Freund nicht verraten. Wieviel mochte er von dem erbitterten Streit gehört haben? »Ice Raven!« rief sie, umarmte ihn und küss te seine Wange.
»Little Sister«, begrüßte er sie mit dem Indianernamen, den er ihr gegeben hatte, und erwiderte die Umarmung. »Freut mich, dass wir uns wiedersehen.«
»Mich auch. Wie und wo haben. Sie Sloan getroffen?«
»Im Cheyenne-Lager, das Crooks Soldaten überfallen haben.«
»Oh - tut mir leid.«
»jetzt bin auf dem Weg nach Mayfair.«
»Könnte ich Sie doch begleiten! Seit ich im Fort lebe, habe 'ich meine Schwester nur ein einziges Mal gesehen.« Sie seufzte. »Sicher ist Hawk ganz verzweifelt weil sich die Lage so schrecklich zuspitzt. Ice Raven, Sie dürfen sich nicht in Gefahr bringen. Sie sollten bei Hawk bleiben.«
»Obwohl ich des Kampfes müde bin - ich darf mich nicht heraushalten.« Grinsend strich er über ihre Wange und zeigte ihr seinen schwarzen Finger. »Ah, Kriegsbemalung!« bemerkte er unschuldig.
»Hm ... Gerade wollte ich zum Bach gehen.« Sie wandte sich rasch ab und sah zwischen den Bäumen kristallklares Wasser schimmern. Am Ufer blieb sie zögernd stehen und schaute sich um. Plätschernd und gurgelnd flossen die Wellen über zerklüftete Felsen. Was für ein schönes Land - es lohnte sich, dafür zu kämpfen ... Sie kniete nieder und begann sich zu waschen. Obwohl das Wasser eiskalt war, muss te sie die gräss liche schwarze Farbe loswerden. Nervös spähte sie zwischen die Bäume, dann schlüpfte sie aus ihrem Nachthemd und benutzte feinkörnigen Schlamm, um ihren ganzen Körper abzuschrubben.
Plötzlich hörte sie eine tiefe Stimme. »Du hast eine schwarze Stelle übersehen.«
Angstvoll fuhr sie herum.. Sloan stand auf der Uferböschung. Bei ihrer hastigen Drehung verlor sie das Gleichgewicht, rutschte auf einer glitschigen Wurzel aus und fiel ins Wasser. Als sie wieder auftauchte, hörte sie Sloans Gelächter. jetzt watete er durch den Schlamm und reichte ihr eine hilfreiche Hand, die sie ignorierte.
»Komm schon, Sabrina, ich ziehe dich raus.«
Da ergriff sie seine Hand und zerrte mit aller Kraft daran. Von tiefer Genugtuung erfüllt, beobachtete sie, wie er ebenfalls auf einer Wurzel ausglitt. Wenn er auch nicht stürzte - er stolperte immerhin ins knietiefe Wasser und sein hübscher Hut flog in die Strömung und tanzte davon.
Unerbittlich hielt Sloan ihre Finger fest. »Noch eine Lektion. Wenn du einen stärkeren Feind angreifst, muss t du deines Sieges sicher sein. Sonst wird er sich grausam rächen.«
»Was meinst du ... « , begann sie. Weiter kam sie nicht, denn er hob sie hoch und ließ sie in den Bach fallen. Prustend tauchte sie auf. Inzwischen hatte er seinen Hut gerettet und ging in quietschenden Stiefeln davon. »Deine Kleider liegen hier oben auf der Böschung!« rief er.
Zitternd, mit blauen Lippen, kroch sie aus dem Wasser und wünschte inständig,
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