Schatten des Schicksals
Präsidenten in Chicago festgehalten.
Grant ärgerte sich immer noch über die Anklage gegen seinen Bruder, die Custer erhoben hatte, und nun wollte er den Colonel offenbar vernichten.
Natürlich durfte Custer die große Kampagne 1876 nicht kommandieren, und der Präsident verbot ihm -sogar, die Truppe zu begleiten.
»Er behauptet ich hätte die Absicht ihn zu kreuzigen«, beklagte sich Custer bei Sloan, den er zufällig in St. Paul traf, bevor General Terry in sein Büro kam.
In einem Ledersessel vor Terrys Schreibtisch zurückgelehnt schaute Sloan den Colonel mitfühlend an. Mit tapferen Kavallerie-Offensiven hatte Custer verdienten Ruhm erworben, und nun wurde ihm die Gelegenheit verweigert, seine Fähigkeiten erneut zu beweisen.
»Und Crook hat Crazy Horse definitiv nicht besiegt?« fragte er unglücklich.
»Noch nicht«, entgegnete Sloan.
»Sind Sie sicher? Ja, zweifellos können Sie ein Cheyenne- von einem Sioux-Lager unterscheiden. Verzeihen Sie, Major.«
»Entschuldigen Sie sich nicht Sir. Ich bin ein Sioux.«
Als Custer lächelte, wirkte er fast jungenhaft. Er besaß einen gewinnenden Charme, und die Cheyenne-Frauen fanden ihn unwiderstehlich, obwohl er ihren Stamm bekämpfte. Vor Jahren war er mit einer Cheyenne liiert gewesen, die ein blondes Baby geboren hatte. Deshalb hielten ihn die Cheyenne-Indianerinnen immer noch für einen Verwandten. Einmal hatte er sogar eine Friedenspfeife in ihrem Lager geraucht und versprochen, er würde nie Krieg gegen ihr Volk führen.
Wie sich die Zeiten ändern, dachte Sloan sarkastisch. Aber Custer würde diese Großoffensive einfach als berechtigten Kampf gegen >feindlich gesinnte< Indianer betrachten, die sich den Anordnungen der Regierung widersetzten. »Allerdings, Sie sind ein Sioux, mein Freund«, stimmte er zu, »und ein vernünftiger Mann, der versteht was man mir antut. Was soll ich bloß gegen Grant unternehmen? Ich bin es, der gekreuzigt wird. Obwohl ich nur die Wahrheit ausgesprochen und korrupte Schurken angeprangert habe.« Die Hände auf dem Rücken verschränkt, begann er auf und ab zu wandern. »Stundenlang habe ich auf den Präsidenten gewartet. Aber er empfing mich nicht. Offenbar will er meine Karriere zerstören.«
»Leider ist er der Oberbefehlshaber unserer Streitkräfte.«
»Bitte, ich flehe Sie an, Major - helfen Sie mir! «
Sloan holte tief Atem. »Reden Sie mit General Terry, ihrem unmittelbaren Vorgesetzten. Vermutlich tritt er für Sie ein. Auch Sheridan und Sherman werden Sie unterstützen, ebenso wie die Presse, die schneidige Kriegshelden hebt. Ersuchen Sie Terry, einen Brief von Ihnen an Grant weiterzuleiten. Und überlegen Sie genau, was Sie dem Präsidenten schreiben. Verlangen Sie nicht, er möge Ihnen das Kommando der Kampagne wieder anvertrauen. Bitten sie ihn nur um das Feldkommando der Siebenten Kavallerie. Seien Sie ausnahmsweise bescheiden.«
»Mit Bescheidenheit gewinnt man keine Kriege.«
»Damit haben Sie sicher recht. Aber denken Sie an Fetterman, der prahlerisch ankündigte, er würde die Indianer mit achtzig Mann vernichtend schlagen. Und dann starb er mitsamt seinen Leuten.«
»Also gut ich werde Terry um seine Fürsprache ersuchen. Danke für Ihren Beistand.«
»Rechnen sie nicht bei allen Ihren Aktionen mit meiner Hilfe.«
Custer zuckte die Achseln und ging zur Tür. »Wo bleibt Terry so lange?« Mit einem Blick auf Sloan fügte er hinzu: »J a, ja, ich gedulde mich, ich bin ganz ruhig und bescheiden, und ich werde sogar vor dem General auf die Knie fallen ... «
In diesem Moment trat Terry ein. Beide Männer salutierten, und er erwiderte die Geste.
»General, ich möchte Ihnen nur in knappen Worten Bericht erstatten«, begann Sloan, »weil andere dringliche Angelegenheiten auf Sie warten. Reynolds hat kein Sioux-, sondern ein Cheyenne-Camp zerstört. Wo sich die Feinde derzeit aufhalten, weiß ich nicht. Auf meinem Erkundungsritt konnte ich Crazy Horses Lager nicht finden, nur Travois-Spuren. Offenbar kehren immer noch viele Indianer in die Reservate zurück. Und wie wir alle wissen, wurde ihnen eine äußerst knappe Frist gesetzt.«
»Glauben Sie, Sitting Bull würde die Anordnung befolgen, wenn wir ihm mehr Zeit fließen ? Wohl kaum. Statt dessen ermutigt er die Indianer, die auf unsere Kosten in den Reservaten leben, sich seinen Kriegern anzuschließen.«
»General, er hat sein Volk nur zum alljährlichen Sonnentanz eingeladen.«
»In Wirklichkeit rüstet er zum Krieg.«
»Der ihn gnadenlos
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