Schatten des Schicksals
erfreulich. Die Sioux halfen den Cheyenne, die bei dem Crook-Angriff alles verloren hatten, und nach der Schlacht am Rosebud pflegten sie die Verwundeten. Wegen ihrer Weisheit wurden die Alten geschützt. Liebevoll betreut wuchsen die Kinder in großen Familien auf. Im Tal des Little Bigho rn durfte Sloan an der Elchjagd teilnehmen. Dabei wurde er von seinem Vetter, der einen Fluchtversuch vereiteln sollte, mit gezücktem Gewehr bewacht.
Nach allem, was er von Tall Man erfuhr vermutete er, General Crook würde im Süden des Indianer-Camps bleiben und Terry hätte Custer und Gibbon auf getrennten Wegen südwärts geschickt. Offenbar hoffte der General, zwischen Gibbon und Custer könnte er die Indianer endlich in die Zange nehmen. Wenn sie entkamen, würden sie Crook in die Arme laufen. Aber Sloan fragte sich, ob die Militärs auch nur ahnten, wie viele Feinde ihnen gegenüberstehen würden. In drei Divisionen unterteilt verfügten sie über etwa zweitausend Soldaten. Und im Indianerlager hausten über zweitausend Menschen, darunter etwa tausend Krieger. Falls die Weißen auf dem Schlachtfeld getrennt wurden, konnten sie in bedrohliche Unterzahl geraten. Doch er wuss te, was die Indianer nicht erkannten. Immer neue Soldaten würden nachrücken - ganz egal, wie viele im Kampf fallen mochten.
Seltsam - als junge hatte er nur die Lebensweise der Sioux gekannt, die er immer noch bewunderte. Trotzdem muss te er fliehen, in sein anderes Heim, zu seiner Frau.
»Komm endlich, Cougar-in-the-Night!« drängte Tall Man, und Sloan merkte, dass er seinen Vetter blicklos angestarrt hatte. Hastig sprang er auf und folgte ihm aus dem Zelt vor dem ein Pferd wartete. Zu seiner Verblüffung sah er Crazy Horse neben dem Tier stehen. Glaubten die Indianer, er würde auf den Pferderücken springen und um sein Leben reiten, von Pfeilen verfolgt?
»Blade hat gerade drei Krieger beobachtet die ein paar Weiße angreifen«, erklärte Crazy Horse, »vermutlich Trapper.«
Verwirrt runzelte Sloan die Stirn. »Was heißt das?«
»Und er hat deine weiße Frau erkannt. Sie begleitet die weißen Männer.«
»Sabrina? Unmöglich!«
»Gray Heron wird sie nur zu gern gefangennehmen. Wenn du deine Frau behalten willst, Cougar-in-the-Night muss t du ihn dran hindern.«
Sloan verlor keine Zeit. Natürlich würden die Indianer ihn nicht entkommen lassen - sie erlaubten ihm nur, Sabrina zu retten. Was für eine idiotische Idee, mit Trappern hierherzukommen? Wütend schwang er sich auf das Pferd und galoppierte in die Richtung, die Crazy Horse ihm gezeigt hatte.
Bald sah er den Kampf. Die Sioux, die weißen Männer, Sabrina. Schüsse krachten. Zischend flogen Pfeile durch die Luft.
Die weißen Männer waren schon tot. Alle. Sloan rammte seine Fersen in die Flanken des Indianerponys und raste zum Schauplatz des Gemetzels.
Mit einem schrillen Triumphschrei schwenkte Gray Heron seinen Bogen in die Luft, dann sprang er von seinem Pferd hinab. Reglos blieb er stehen und musterte Sabrina, die Beute seines Sieges.
Bekämpf ihn nicht, lass dich nicht töten, flehte Sloan in Gedanken. Ringsum wirbelte Staub auf. Er muss te sie rechtzeitig erreichen.
Nun schlenderte Gray Heron zu ihr. Hoch aufgerichtet voller Stolz, straffte sie die Schultern.
Sei nicht zu, stolz, meine Liebste, bat Sloan.
Jetzt begann Gray Heron, mit ihr zu spielen. Er versetzte ihr einen Stoß, und sie taumelte nach hinten. Dann warf er sie zu Boden. Aber sie sprang sofort wieder auf.
Als Gray Heron ein Messer zückte, warf Sloan den Kopf in den Nacken und stieß einen Schrei aus, der sich im Wind verlor. Er spornte das Pony noch unbarmherziger an. Am nackten Rücken fühlte er die Wärme der sinkenden Sonne. Trotzdem fröstelte er. Wenn er Sabrina nicht rechtzeitig erreichte ...
Nun stürzte sich Gray Heron erneut auf sie. Wie eine Wildkatze wehrte sie sich, versuchte nach ihm zu treten, sein Gesicht zu zerkratzen. Offenbar hatte sie ihn irgendwie verletzt denn er schwank te und schlug sie – so kraftvoll, dass sie zu Boden sank. Dann neigte er sich über sie, das Gesicht vor Wut verzerrt.
Endlich war Sloan an seinem Ziel angekommen. Er zügelte das Pony, sprang herunter und stürzte sich auf Gray Heron. Wütend riß er den Krieger von seiner Frau weg, und sie wälzten sich am Boden. Nur vage nahm er wahr dass Sabrina davonrannte. Offenbar wollte sie auf den Rücken des Ponys springen, das er beinahe zu Tode geritten hatte. Wenn sie zu fliehen versuchte, konnte sie sterben.
Mit
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